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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 11
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Berger, Ernst: Eingebrannte Malerei auf Lava
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Ein Denkmal in Gefahr
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0048

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44

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. rt.

nachahmenden Versuchen auf. Klober verwendete
Lavaplatten aus den Eifelbrüchen am Rhein und
seine Versuche müssen sehr befriedigende ge-
wesen sein. Der Bericht darüber und über das
ganze Verfahren lautet:
„Der König (Friedrich Wilhelm IV.) kaufte
die ersten Versuche an und dies hatte dann eine
Bestellung für die Schlosskirche zu Wittenberg
zur Folge (der Stein mass 8 Fuss 4" lang, in
flachem Bogen etwa $ Fuss hoch; Thema: der
gekreuzte Erlöser, zu beiden Seiten Luther und
Melanchton, im Hintergründe die Stadt Witten-
berg). Die Regierung ging überdies mit dem
Plane um, eine Anstalt für diese Art der Malerei
einzurichten, zumal auch dieselbe bei dem in-
zwischen unternommenen Dombau in An-
wendung gebracht werden sollte. Dieser Umstand
verlegte sämtliche Arbeiten in die zum Dombau
eingerichteten Werkstätten, wodurch auf Veran-
lassung der Herren v. Ol fers und Stüler auch
der Chemiker Dr. Fuss für den technischen Teil
der Arbeit Anteil nahm. So wurde in dieser
Zeit ein Arabeskenfries mit Engelbildern in
Medaillons für den Dombau halb vollendet
und für die Friedenskirche bei Potsdam mosaik-
artige Ornamente geliefert. Noch müssen hier
die erfolgversprechenden, nur durch Kränklichkeit
gestörten Versuche des Dr. Lüdersdorf genannt
werden.
Nach dem plötzlichen Tode des Dr. Fuss
veranlasste v. Klöber den Porzellanmaler Mertins,
das Technische der Arbeit in die Hand zu nehmen,
und er kam nun an die Aufgabe, das Kind der
Porzellanmalerei zum Manne zu erziehen . . .
Mertins erkannte zunächst eine zurückgestellte
Steinsorte gerade für die geeignetste, und zwar
wegen ihrer Porosität, welche eine grössere und
gleichmässigere Dehnbarkeit bedingt, mithin die
Gefahr des Zerspringens bedeutend vermindert,
ganz abgesehen davon, dass der weisse Guss
sich dem Steine durch zahllose selbstgebildete
Stifte sozusagen anhefte und dadurch gleichsam
auf mechanischem Wege die chemische Verbin-
dung zwischen Guss und Steinplatte unterstützt.
Er bemerkte, dass dieser Guss dadurch die grösste
Schwierigkeit bereite, dass der Stein ihn weich-
flüssig verlange, die Farben ihn aber so streng-
flüssig wie möglich haben wollten, so dass es
also zuletzt Sache der Erfahrung, Uebung und
Fertigkeit bleibe, hier stets und sicher die
Mitte zu treffen. Diese Fertigkeit hat Mertins in
so hohem Grade erlangt, dass er den Erfolg voll-
ständig beherrscht.
Die hierher gelangten französischen Proben
zeigten sich z. B. voll kleiner Risse, welche der
Fläche das Ansehen von hier und da aufliegenden
Haaren gaben. Die Platten des Herrn Mertins
dagegen präsentieren sich nicht bloss in voll-
kommener Spiegelglätte, sondern er weiss auch

diese wieder zu einem gewissen ,grain' abzu-
dämpfen, welcher die Tafeln ganz vorzüglich zur
Annahme der Farbe geeignet macht, so dass es
nach der Versicherung v. Klobers eine Freude
ist, darauf zu malen. Noch mehr: die Bestellung,
dass einige heilige Figuren eine vertiefte Aureole
um das Haupt bekommen sollten, machte Herrn
M. keine Schwierigkeit. Es ist bewunderungs-
würdig, wie scharf ausgeschnitten sich der Hei-
ligenschein darstellt; von Anhäufen der flüssigen
Glasur in den Vertiefungen keine Spur. So dass
also der Schmelzkünstler sein Element vollkommen
in der Gewalt zu haben scheint.
Ein mindestens zweimaliges Einbrennen macht
jede Platte zur Bemalung fertig und in der Werk-
statt v. Klobers herrscht schon eine solche Ge-
übtheit in der Farbengebung, dass das Bild selten
mehr als zweimal Feuer bekommt. Die Malerei
geschieht nur mit Farben aus feuerbeständigen
Metalloxyden. Herr M. hat in der Zubereitung
derselben eine grosse Geläufigkeit erlangt. Das
Gold, welches bei Kirchengemälden zur Anwen-
dung kommt, wird nicht mit dem Pinsel aufge-
tragen, sondern in Platten aufgelegt, welches den
Glanz um vieles erhöht. Statt des Silbers nimmt
man Platina, weil jenes an der Luft schwarz wird."
Der Berichterstatter erwähnt dann noch als
weitere Bestellungen des Königs drei russische
Heilige, Fuss im Quadrat, für die Kirche der
russischen Kolonie in Potsdam bestimmt, einen
Christus mit dem Reichsapfel, „ein Bild von ganz
vortrefflicher Wirkung, das sich als wie ein in
gesättigter Farbenkraft durchgeführtes Oelbild
repräsentiert" u. a.
Es wäre wohl wünschenswert, über die weitere
Entwicklung dieser vielversprechenden Versuche
näheres zu erfahren. Möglicherweise finden sich
in den Archiven der Kgl. Bauakademie zu Berlin
oder bei den zuständigen Behörden Dokumente,
die darüber Aufschluss geben könnten?
Ein Denkmal in Gefahr.
Das Kaiser Wilhelm-Denkmal auf der Hohensy-
burg, das von den Bewohnern der Grafschaft Mark im
Jahre 1902 errichtet worden ist, hat unter den
Witterungseinflüssen der letzten Zeit derart gelitten,
dass die einzelnen Gestalten, Bismarck, Moltke, Kaiser
Friedrich und Prinz Friedrich Karl, bedenkliche
Schwankungen zeigen. Am Reiterstandbild Kaiser
Wilhelms I. sind zwei Beine des Pferdes, der rechte
Vorder- und der linke Hinterfuss gebrochen, so dass
die Befürchtung gehegt wird, das Denkmal stürze vom
Sockel herunter. Die zuständige Behörde hat die
Untersuchung dieser Angelegenheit bereits angeordnet,
und man wird dazu übergehen müssen, das Reiterstand-
bild umzugiessen. Es ist seinerzeit nach dem Entwürfe
des Prof, von Donndorf in Stuttgart in der Bronze-
giesserei von Gladenbeck in Friedrichshagen gegossen
worden und kostete 350 000 Mk. Die Ursachen dieser
Beschädigungen sind wohl in Senkungen des Grund-
gemäuers zu suchen.
 
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