Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 2.1899

DOI Artikel:
Reichel, Wolfgang: Das Joch des homerischen Wagens
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22624#0147
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
137

Das Joch des homerischen Wagens.

Es gibt im Epos eine berühmte Stelle, die eingehend vom Joche und von
der Art handelt, wie dasselbe mit der Deichsel verbunden wurde: Q 268—274. Sie
ist bekanntlich eine alte crux interpretum; auch Helbig, Das homerische Epos 2
147—154 hat sich vergebens um sie gemüht. Ich will mich mit der Wider-
legung weder seines noch früherer Erklärungsversuche aufhalten — es genügt
zu erinnern, dass sie sämmtlich mit dem Texte in Collision kommen —, sondern
gleich auf die Sache selbst eingehen. Sie scheint mir keinerlei unlösbare Schwierig-
keiten zu enthalten.

Priamos, entschlossen von Achilleus die Auslieferung der Leiche Hektors
zu erbitten, befiehlt seinen Söhnen, ihm einen Wagen zu rüsten. Diese bringen
den neugezimmerten Maulthierwagen heraus und binden die izeipivq darauf:

xao o’ and uaaaaXocpc tpyov Ijpsov tJicovecov
xu^cvov ofxcpaXosv, su olrpteoow dprjpog,

270 ex §’ scpspov LpyoSsapov cqxa ^oyö eweocTirjxu.
xac xo jxev su xaxefirjxav su^saxto etc: pujxöj,
xegfj stcc TzpwxYjj ent OE xpcxov saxopc ßaXXov,
xpc^ cf sxaxsppEV EOTjaav hz öjxcpaXov, auxap sxscxa
e^Etrjs xaxeorjaav, und yXü))(tva §’ sxa|xjav.

Den opcpaXoc; Vers 26g erklärt Helbig richtig als „eine knopfartige, in der
Mitte des Joches (oben) angebrachte Erhöhung“. Dieser Nabel entstand tektonisch
von selbst dadurch, dass man dem Joche in der Mitte unten eine mehr oder
weniger tiefe Einbuchtung gab, in der es der Deichsel aufgesetzt wurde. Die otrjxEg
begreift man wie schon im Alterthum allgemein als „Ringe oder Ösen am Joche,
durch die das Zügelwerk gezogen wurde“. Die Berechtigung dieser Deutung
sehe ich nicht ein, bin vielmehr geneigt, gemäß der sonstigen Bedeutung von
oiocE, („Griff,“ besonders am Steuerruder) sie als Handhaben zu erklären, an
denen das Joch gehoben und auf die Deichsel gelegt wurde; die Belege dafür
werden wir noch finden. Dass der neun Ellen lange Jochriemen nicht lediglich
zur Aufschnürung des Joches selbst auf die Deichsel dienen kann, ist klar; ebenso
aber auch, dass das xaxsSrjaav in Vers 274 nicht zwecklos steht, sondern that-
sächlich ein Hinabbinden bedeuten wird. yXcoytg Vers 274 verstehe ich mit
anderen als die Zunge oder das Ende dieses Riemens, und uizb yXwyJva 8’ exajxjav
als einfache Tmesis für yXtoyZw* 8’ ÖTiExajxJav (vgl. Vers 272 etu oe xpcxov saxopc ßaXXov
für xpcxov oe saxopc sxsßaXXov).

Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. II. 7 o
 
Annotationen