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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 2.1899

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Bormann, Eugen: Denkmäler etruskischer Schriftsteller
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https://doi.org/10.11588/diglit.22624#0146

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Vertretung innerhalb Etruriens ,systemisiert‘ wurde, und hier war Tarquinii, wo
sie entstanden und wohl dauernd gelehrt worden war, der gegebene Ort.7)

Darf man daher annehmen, dass von Anfang der Regierung" des Augustus
an die Haruspicin in Tarquinii ihre staatlich organisierte und privilegierte Ver-
tretung hatte, so ist der besprochene Fund verständlich: ein dieser Vertretung
dienender Raum, etwa eine Schola, hat von einer im Militärdienst im Staate auf-
gestiegenen Person einen passenden Schmuck durch Bildnisse hervorragender
Schriftsteller und Lehrer dieser romanisierten, also für Staatszwecke geeignet ge-
wordenen etruskischen Wissenschaft erhalten. Wie die Bildnisse mit den Elogien
angebracht waren, ist wohl nicht sicher zu erkennen. Das erhaltene Marmorstück
lässt es möglich erscheinen, dass es zu der Bekleidung" einer Wand gehörte, über
der etwa in Nischen die Büsten standen. Eine Analogie würde das Forum des
Augustus bilden, wo in Nischen Statuen der großen Feldherrn standen, deren
niedrige Sockel den Namen und die Ämter enthielten, während auf der breiten
Wand darunter die entsprechenden Elogien eingegraben waren.

Indes haben für die Art der Ausführung wie für die Sache selbst die Leute
von Tarquinii wohl kaum von jenem Denkmal kriegerischer und politischer Ver-
dienste Anregung erhalten, sondern von entsprechenderen und vielleicht uns
zufällig unbekannten Vorbildern. Nahe liegt der Gedanke an die Ausschmückung
der Philosophenschulen durch Bildnisse der Schulhäupter, die kaum gefehlt haben
kann, für die aber nach meinen Erkundigungen keine literarischen oder monu-
mentalen Belege vorliegen. Dass in Athen in der Kaiserzeit innerhalb der für
die Epheben bestimmten Räumlichkeit die einzelnen Jahrgänge der Epheben eine
Herme ihres Kosmeten errichteten und so nach und nach eine große Zahl solcher
Hermen zusammenkam (vgl. die Publicationen von Dumont im bull, de corresp.
hell., beginnend I 230 ff., pl. III ff), ist doch wesentlich verschieden und fällt
vielleicht auch später als die Inschriften von Tarquinii.

E. BORMANN.

') Dass der anscheinend aus Etrurien nach
Pisaurum berufene und hier gestorbene Haruspex
der lateinisch-etruskischen Inschrift (Orelli 2301;
Deecke, Bilinguen S. 27—34 n. III; CIL XI 6363)
,L. Cafatius L. f. Ste., haruspe[x], fulguriator |j cafates
lr lr nets’vis, trutnot, frontac£ auch aus Tarquinii
stammte, macht die Tribus Ste(llatina) wahrschein-
lich, wie ich zu CIL XI 6363 bemerkt habe. — Es
ist mir entgegen gehalten worden, Sevius Clemens
könne die Casse auch in Rom verwaltet haben. Dass
dies unmöglich sei, kann ich nicht behaupten. Aber

in einer so ,municipalen‘ Inschrift wäre in einem
solchem Falle die Bezeichnung des Amtes als eines
hauptstädtischen zu erwarten, und die Zeit ver-
wickelt in Schwierigkeiten. Clemens ist etwa 5 Jahre,
nachdem er das für Ämter erforderliche Alter er-
reicht hatte, gestorben. Vorher hat er in der Heimat
die beiden jährigen Gemeindeämter bekleidet; es
würde daher, wenn er in Rom zwei Jahre hin-
durch Curator gewesen wäre, mehrmals eine auch nur
mäßige Zwischenzeit zwischen den an verschiedenen
Orten verwalteten Ämtern gefehlt haben.
 
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