B EI BLATT
Vorbericht über Ausgrabungen in Pettau.
(Fortsetzung'; s. oben Sp. 87 ff.)
6. Inschrift auf Altar; auf der rechten Neben-
seite Hahn, auf der linken Rabe auf phrygischer
Mütze, darüber Stern.
"«• i.- ;«v ; - ■■
^ ft. _ w'
Invict(o) Mithrae \ et transitu Dei \ Theodorus p(u-
blici) p(ortorii), \ scrut(ator) stat{ionis) Poetiovionen-
sis), | ex visu.
Die Buchstabenverbindung SCRVT kommt auch
auf der Inschrift CIL III 5122 (von der Zoll-
station Atrans) vor; Libero | patri | sacr(um), Abas-
cantus | Antoni Rufi s(ervus) | SCR-V-T- v(otum-
s(olvit) l(ibens) m(erito). So nach der Lesung Momm-
sens, während Hirschfeld (III S. 1827) SC-R-V-T-
liest. Mommsen weist wegen der sicher vorhande-
nen Punkte die Auflösung früherer Herausgeber
scrut(arius) zurück, ohne selbst eine Auflösung zu
geben In unserer Inschrift sind die Punkte so genau
gesetzt — einer erscheint sogar am Ende der Z. 3
nach dem zweiten P, wo er nach dem stehenden
Gebrauche der Inschriften überflüssig ist —, dass es
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. II Beiblatt.
mir ausgeschlossen scheint, dass sie zwischen den
Buchstaben SCRVT, falls diese Siglen verschiedener
Worte wären, fehlen sollten. Die Ergänzung zu
scrut(arius), ,Trödler, Verkäufer alter Waren“
ist ja möglich, aber scheint mir doch gegen
die von mir vorgeschlagene scrut'ator) zurück-
treten zu müssen. Ich habe sie vorgeschlagen,
als ich die Inschrift für das Supplement des
3. Bandes des Corpus an O. Hirschfeld ein-
sandte, und sie hat die Billigung dieser Autori-
tät in lateinischer Epigraphik gefunden. Hirsch-
feld hatte zugleich die Güte, mich auf Quin-
tilian Declamat. 359 aufmerksam zu machen:
praeter instrumenta itineris omnes res quadra-
gesimam publicano debeant: publicano scru-
tari liceat. . . hos (uniones) cum requireret
publicanus, matrona scrutandi potestatem
fecit. publicanus noluit scrutari und auch
weiterhin: scrutari matronam . . . scruta-
tionem permisisse. Scrutari ist also der tech-
nische Ausdruck für Zollrevision. Hirschfeld
hält dieselbe Ergänzung bei n. 5 122 für sicher
und möchte sie auch für n. 5124 vorschlagen,
obgleich dort auch [c(ontra)]scr(iptor) mög-
ich ist. Ich verweise noch auf die Scene,
die Philostratos (vit. Apollon. II, 25 Kayser)
bei der Zollstelle am Zeugma beschreibt.
Um die Zeit der Inschriften und damit auch
der Erbauung des Mithraeums zu bestimmen, ist von
den Inschriften I—4 auszugehen, die zweifellos zu-
erst in dem Heiligthum aufgestellt wurden. Dass
sie gleichzeitig sind, beweist der gleiche Ductus der
Buchstaben und das Vorkommen derselben Namen
(der vilicus Primus in I und 4, der conductor Antonius
Rufus und der vilicus und vicarius Prudens in 2 und
4; n. 2 ist etwas jünger als n. 4, da Prudens in 2
vilicus, in 4 noch vicarius vilici ist).
Die Zeit des conductor publici portorii Illyrici
C. Antonius Rufus, der auch praef(ectus) veh(iculo-
rum) und proc(urator) Aug(usti) gewesen ist, hat
Patsch, Röm. Mittli. VIII (1893) 192 ff. bestimmt2;
2) Durch Nachweisung dieses Aufsatzes hat mich Prof,
v. Domaszewski zu bestem Danke verpflichtet.
Vorbericht über Ausgrabungen in Pettau.
(Fortsetzung'; s. oben Sp. 87 ff.)
6. Inschrift auf Altar; auf der rechten Neben-
seite Hahn, auf der linken Rabe auf phrygischer
Mütze, darüber Stern.
"«• i.- ;«v ; - ■■
^ ft. _ w'
Invict(o) Mithrae \ et transitu Dei \ Theodorus p(u-
blici) p(ortorii), \ scrut(ator) stat{ionis) Poetiovionen-
sis), | ex visu.
Die Buchstabenverbindung SCRVT kommt auch
auf der Inschrift CIL III 5122 (von der Zoll-
station Atrans) vor; Libero | patri | sacr(um), Abas-
cantus | Antoni Rufi s(ervus) | SCR-V-T- v(otum-
s(olvit) l(ibens) m(erito). So nach der Lesung Momm-
sens, während Hirschfeld (III S. 1827) SC-R-V-T-
liest. Mommsen weist wegen der sicher vorhande-
nen Punkte die Auflösung früherer Herausgeber
scrut(arius) zurück, ohne selbst eine Auflösung zu
geben In unserer Inschrift sind die Punkte so genau
gesetzt — einer erscheint sogar am Ende der Z. 3
nach dem zweiten P, wo er nach dem stehenden
Gebrauche der Inschriften überflüssig ist —, dass es
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. II Beiblatt.
mir ausgeschlossen scheint, dass sie zwischen den
Buchstaben SCRVT, falls diese Siglen verschiedener
Worte wären, fehlen sollten. Die Ergänzung zu
scrut(arius), ,Trödler, Verkäufer alter Waren“
ist ja möglich, aber scheint mir doch gegen
die von mir vorgeschlagene scrut'ator) zurück-
treten zu müssen. Ich habe sie vorgeschlagen,
als ich die Inschrift für das Supplement des
3. Bandes des Corpus an O. Hirschfeld ein-
sandte, und sie hat die Billigung dieser Autori-
tät in lateinischer Epigraphik gefunden. Hirsch-
feld hatte zugleich die Güte, mich auf Quin-
tilian Declamat. 359 aufmerksam zu machen:
praeter instrumenta itineris omnes res quadra-
gesimam publicano debeant: publicano scru-
tari liceat. . . hos (uniones) cum requireret
publicanus, matrona scrutandi potestatem
fecit. publicanus noluit scrutari und auch
weiterhin: scrutari matronam . . . scruta-
tionem permisisse. Scrutari ist also der tech-
nische Ausdruck für Zollrevision. Hirschfeld
hält dieselbe Ergänzung bei n. 5 122 für sicher
und möchte sie auch für n. 5124 vorschlagen,
obgleich dort auch [c(ontra)]scr(iptor) mög-
ich ist. Ich verweise noch auf die Scene,
die Philostratos (vit. Apollon. II, 25 Kayser)
bei der Zollstelle am Zeugma beschreibt.
Um die Zeit der Inschriften und damit auch
der Erbauung des Mithraeums zu bestimmen, ist von
den Inschriften I—4 auszugehen, die zweifellos zu-
erst in dem Heiligthum aufgestellt wurden. Dass
sie gleichzeitig sind, beweist der gleiche Ductus der
Buchstaben und das Vorkommen derselben Namen
(der vilicus Primus in I und 4, der conductor Antonius
Rufus und der vilicus und vicarius Prudens in 2 und
4; n. 2 ist etwas jünger als n. 4, da Prudens in 2
vilicus, in 4 noch vicarius vilici ist).
Die Zeit des conductor publici portorii Illyrici
C. Antonius Rufus, der auch praef(ectus) veh(iculo-
rum) und proc(urator) Aug(usti) gewesen ist, hat
Patsch, Röm. Mittli. VIII (1893) 192 ff. bestimmt2;
2) Durch Nachweisung dieses Aufsatzes hat mich Prof,
v. Domaszewski zu bestem Danke verpflichtet.