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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 2.1899

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Bormann, Eugen: Denkmäler etruskischer Schriftsteller
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https://doi.org/10.11588/diglit.22624#0139

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Denkmäler etruskischer Schriftsteller.

In den Archäol.-epigraphischen Mittheilungen XI (1887) 94 ff. habe ich ein
erst (1867) von Hirschfeld und dann (1869) von mir bei gelegentlichen Besuchen
von Corneto im dortigen bischöflichen Palast abgeschriebenes, seitdem aber ver-
schwundenes Bruchstück einer Inschrift veröffentlicht und nachzuweisen versucht,
dass es sich auf Tarquitius Priscus beziehe, einen vom älteren Plinius ’) benutzten
Schriftsteller ,de Etrusca disciplinaf Die wesentlichen Gründe waren, dass die
Reste zu diesem Namen passen und dass die Inschrift die Abfassung eines ent-
sprechenden Werkes in metrischer Form rühmt, die erhaltenen Citate aus Tar-
quitius Priscus aber, wenigstens zum Theil, metrische Form erkennen lassen.2)
Die Richtigkeit der Vermuthung wird im ganzen bestätigt und das Denkmal dem
Verständnis näher gebracht durch ein auf meiner letzten italienischen Reise von
mir in Corneto bemerktes Stück einer Marmorplatte, das kurz vorher auf dem
Boden des römischen Tarquinii aufgelesen war und das ich erwarb, um es vor
dem Schicksal des vorerwähnten Stückes zu bewahren. Das neue Bruchstück ist
auch auf der Rückseite geglättet und ungleich stark; die Zeilen sind vorgerissen,
und die Buchstaben haben Reste von rother Farbe.

Ich gebe von demselben (b) eine Abbildung im Maßstab von 1 : 3 mit
Umschrift und stelle voran die einst von Hirschfeld und mir genommenen Ab-

Ö Angeführt im Autorenverzeichnis zu Buch 2:
,Caecina qui de Etrusca disciplina, Tarquitio qui
item, Iulio Aquila qui item' und in Buch XX ,Iulio
Aquila qui de Etrusca disciplina scripsit, Tarquitio
qui item, Umbricio Meliore qui item1.

2) Bei Macrobius III 7, 2 ,est super hoc über
Tarquitii transcriptus ex ostentario Tusco. ibi re-
peritur

purpureo aureove

colore ovis ariesve si aspergetur, principi ordinis
et generis summa cum
felicitate largitatem äuget, genus
progeniem propagat
in claritate laetioremque efficit/

Die Worte, mit Auslassung der etwa von Ma-
crobius aus dem Vorausgehenden wiederholten, hier
durch gesperrten Druck bezeichneten Worte, scheinen
die durch obige Zeilentheilung angedeutete Verbin-
dung eines kürzeren Verses mit einem jambischen
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. II.

Senar zu zeigen. Bei dem anderen Citate des Macro-
bius III 20, 3: ,Tarquitius autem Priscus in osten-

tario arborario sic ait: arbores quae inferum deorum
avertentiumque in tutela sunt, eas infelices nomi-
nant: alternum sanguinem filicem, ficnm atrum, quae-
que bacam nigram nigrosque fructus ferunt, itemque
acrifolium, pirum silvaticum, pruscum rubum sentes-
que quibus portenta prodigiaque mala comburi iubere
oportet' sind, wenn auch Verse zugrunde liegen soll-
ten (wie Bücheier mir gegenüber vermuthete, a. a. O.
S. 99), dieselben stärker entstellt. Dagegen sind
wohl auch (s. meine Darlegung S. 100) als Schriften
des Tarquitius die nach dem vermeinten Urheber
der Disciplina benannten ,Tagetici libri' zu verstehen,
aus denen bei Amrnian XVII 10, 2 die Hexameter
citiert werden (die vorhergehenden Worte unsicherer
Lesung lasse ich weg):

tangendos adeo hebetari ut nec tonitrum nec
maiores aliquos possint audire fragores.

D
 
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