Fjg\ i Ruinen von Ephesos, aus Osten gesehen.
Topographische Urkunde aus Ephesos.*)
Den Grund für das große Lieblingswerk seines
Lebens legte Heinricla Kiepert auf der ersten Orient-
reise, die er im Jahre 1841 gemeinsam mit J. A.
Schönborn und H. Loew von Wien aus antrat. Nach
einer, wie Karl Ritter urtheilte, mit Feuereifer be-
triebenen Vorbereitung im Thatendrang einer drei-
undzwanzigjährigen Jugend unternommen, trug sie
Ergebnisse ein, die nicht nur der graphischen Neu-
gestalt Kleinasiens im großen, sondern an zahl-
reichen Plätzen des Alterthums der antiquarischen
Einzelforschung zugute kamen. Unter anderem
konnte Kiepert kurz nach seiner Rückkehr Ernst
Guhls treffliche „Ephesiaca“ mit schriftlichen Bei-
trägen und eigenhändigen Localkarten ausstatten,
worüber sich der Geförderte auf das dankbarste
aussprach.1) In dieser topographischen Jugendarbeit,
die in das Sammelwerk des Buchgelehrten einen
frischen Zufluss von Beobachtungen und aus An-
schauung geschöpften Thatsachen einleitete, bleibt
*) Um den Stoff unserer epkesischen Unternehmung in den
, Jahresheften1 zugänglich zu erhalten, gelangt die folgende, in der
,K.iepert-Festschrift‘ erschienene Abhandlung mit Einwilligung
der D. Reimerschen Verlagsbuchhandlung hier zu neuem Adruck.
*) E. Guhl, Ephesiaca p. IX s. : ,Maximae autem utilitati
mihi fuerunt, quae Kiepertius, ex itinere modo redux, summa
liberalitate atque amicitia mecum communicavit. Is enim,
quum ipsam Ephesum et regiones circumjacentes perlustrave-
rit, tarn accuratam earum notitiam sibi comparavit mecumque
heute namentlich bemerkenswert, dass Kiepert die
seit Jahrhunderten strittige Lage des Artemision in
dem Plane von Ephesos zum erstenmale annähernd
richtig eintrug. Mit glücklichem Takte vermuthete
er das verschwundene Heiligthum nordostwärts in
der Ebene außerhalb der Stadt, verhältnismäßig un-
weit von dem Orte, an dem es ein Menschenalter
später tliatsächlich wieder aufgefunden wurde. Dieser
Sachverhalt, der das Verdienst des Entdeckers nicht
schmälert, obwohl er die ephesischen Ruinen vor
vielen seiner schädigenden Tastversuche hätte be-
wahren können, ist unmittelbar nach den ersten
Fundberichten J. T. Woods von englischer Seite2)
gebürend hervorgehoben worden, aber neuerdings,
wie es scheint, in Vergessenheit geratlien.
Auf jene Leistung Kieperts sah ich mich zurück-
geführt, seit wir in Ephesos mit einer eigenen Unter-
nehmung wieder einsetzten. Ich nutze daher gern
ihre wissenschaftlichen Erträgnisse, um dem Allver-
communicavit, ut meae confectae jam de Ephesi situ ex-
positioni multa eaque gravissima inde addenda mihi vide-
rentur. Quare facere non possum, quin publice ei gratias
agam quam maximas et, quae in hac opusculi parte aliqua
laude digna videantur, ea fere omnia Kiepertio me debere
ingenue profitear/
2) The Athenaeum 1871, n. 2285 vom 12. August (Hyde
Clarke); n. 2293 vom 7. October (J. T. Wood); n. 2294 vom
14. October (Hyde Clarke).
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Topographische Urkunde aus Ephesos.*)
Den Grund für das große Lieblingswerk seines
Lebens legte Heinricla Kiepert auf der ersten Orient-
reise, die er im Jahre 1841 gemeinsam mit J. A.
Schönborn und H. Loew von Wien aus antrat. Nach
einer, wie Karl Ritter urtheilte, mit Feuereifer be-
triebenen Vorbereitung im Thatendrang einer drei-
undzwanzigjährigen Jugend unternommen, trug sie
Ergebnisse ein, die nicht nur der graphischen Neu-
gestalt Kleinasiens im großen, sondern an zahl-
reichen Plätzen des Alterthums der antiquarischen
Einzelforschung zugute kamen. Unter anderem
konnte Kiepert kurz nach seiner Rückkehr Ernst
Guhls treffliche „Ephesiaca“ mit schriftlichen Bei-
trägen und eigenhändigen Localkarten ausstatten,
worüber sich der Geförderte auf das dankbarste
aussprach.1) In dieser topographischen Jugendarbeit,
die in das Sammelwerk des Buchgelehrten einen
frischen Zufluss von Beobachtungen und aus An-
schauung geschöpften Thatsachen einleitete, bleibt
*) Um den Stoff unserer epkesischen Unternehmung in den
, Jahresheften1 zugänglich zu erhalten, gelangt die folgende, in der
,K.iepert-Festschrift‘ erschienene Abhandlung mit Einwilligung
der D. Reimerschen Verlagsbuchhandlung hier zu neuem Adruck.
*) E. Guhl, Ephesiaca p. IX s. : ,Maximae autem utilitati
mihi fuerunt, quae Kiepertius, ex itinere modo redux, summa
liberalitate atque amicitia mecum communicavit. Is enim,
quum ipsam Ephesum et regiones circumjacentes perlustrave-
rit, tarn accuratam earum notitiam sibi comparavit mecumque
heute namentlich bemerkenswert, dass Kiepert die
seit Jahrhunderten strittige Lage des Artemision in
dem Plane von Ephesos zum erstenmale annähernd
richtig eintrug. Mit glücklichem Takte vermuthete
er das verschwundene Heiligthum nordostwärts in
der Ebene außerhalb der Stadt, verhältnismäßig un-
weit von dem Orte, an dem es ein Menschenalter
später tliatsächlich wieder aufgefunden wurde. Dieser
Sachverhalt, der das Verdienst des Entdeckers nicht
schmälert, obwohl er die ephesischen Ruinen vor
vielen seiner schädigenden Tastversuche hätte be-
wahren können, ist unmittelbar nach den ersten
Fundberichten J. T. Woods von englischer Seite2)
gebürend hervorgehoben worden, aber neuerdings,
wie es scheint, in Vergessenheit geratlien.
Auf jene Leistung Kieperts sah ich mich zurück-
geführt, seit wir in Ephesos mit einer eigenen Unter-
nehmung wieder einsetzten. Ich nutze daher gern
ihre wissenschaftlichen Erträgnisse, um dem Allver-
communicavit, ut meae confectae jam de Ephesi situ ex-
positioni multa eaque gravissima inde addenda mihi vide-
rentur. Quare facere non possum, quin publice ei gratias
agam quam maximas et, quae in hac opusculi parte aliqua
laude digna videantur, ea fere omnia Kiepertio me debere
ingenue profitear/
2) The Athenaeum 1871, n. 2285 vom 12. August (Hyde
Clarke); n. 2293 vom 7. October (J. T. Wood); n. 2294 vom
14. October (Hyde Clarke).
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