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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 2.1899

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Gurlitt, Wilhelm: Vorbericht über Ausgrabungen in Pettau, [2]
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Weißhäupl, Rudolf: Lykischer Sarkophag in Pola
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https://doi.org/10.11588/diglit.22624#0336

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IOI

102

pro ge(nitura) | Dei ... in kürzester Fassung
erscheint.

Ebenso einzigartig unter den bisher bekannten
Mithrasdenkmälern sind die beiden Weihungen an
den transitus Dei auf 5 und 6. Und sie sind viel
interessanter, da sie uns nicht nur eine schon be-
kannte Anschauung der Mithrasdiener in ungewohnter
Form bringen, sondern, wenn ich nicht irre, eine
ganz neue Erklärung für eine Darstellung aus der
Mithraslegende bieten. Bisher wird die häufig (s. oben)
auftretende Scene des stiertragenden Gottes mit Be-
rufung auf Firmicus Maternus, De err. profan, relig.
c. 4 (= Cumont, Textes 14; vgl. Porphyrios, De antr.
nymph. c. 18 = Cumont, Textes 40 und Commodian
Instruct. I 13 = Textes 9) als eine Darstellung der
ßouxXoTUY], der Mithras hier als ßouxXÖTOg ■9-eög ge-
fasst (zuletzt Cumont in Roschers Lexikon II 3050).
Diesen Sinn kann man aber unmöglich in den Worten
transitus Dei finden: der tauroplrore Gott ist hier
offenbar als der Yoriiberwandelnde aufgefasst, aus der
Finsternis zum Licht, oder wohl besser aus der Unter-
welt durch die sublunare Region in die Oberwelt.
Das Stiertragen ist eines der schweren aü-Aa, die

Mithras im Dienste der zu erlösenden Menschheit
verrichtet, etwa, wenn es gestattet ist, Kleines mit
Großem zu vergleichen, der Kreuztragung Christi ent-
sprechend. Ganz wie in unserem Heiligthum sind auch
die Geburt des Gottes und das Stiertragen auf dem
aus Bulgarien stammenden Relief (Cumont, Mon. 276
n. 134 Fig. 119) in engste Verbindung gebracht: da-
neben ist die „Himmelfahrt“ des Gottes dargestellt.
Als ßouxXoTtlv) scheint mir dagegen die Reihe der
Scenen aufzufassen zu sein, die erst den weidenden
Stier, dann den sich ihm nähernden und zuletzt den
auf dem Stier reitenden Gott zeigen (Cumont, Mon.
n. 122; 123; 136; 163; 241; 245; 246; 272 u. s. w.),
wozu auch der von Firmicus a. a. O. gebrauchte
Ausdruck abactor gut stimmt.

Zum Schlüsse fühle ich mich noch verpflichtet,
den Herren vom Museumverein, besonders dem
Herrn Bürgermeister von Pettau Ornigg und den
Grundbesitzern in Unter-Haidin, namentlich dem
Bauer J. Graher für ihr freundliches Entgegen-
kommen bestens zu danken. Die Ausgrabungen
werden im Frühling fortgesetzt werden.

Graz, im März 1899. XV. GURLITT.

Lykischer Sarkophag in Pola.

Im hiesigen k. u. k. Seearsenal steht ein Sarko- -|-0-7m (Spitzbogendeckel) hoch und nm (Decke

phag aus Kalkstein, welchen nach freundlicher Mit- l'35m) breit. Der Deckel ist mit Mittel- und Eck-

theilung des k. u. k. Liniensclriffscapitäns AV. v. Mörtli akroterien und, wie der Kasten, mit den gewöhnlichen

S. M. Schiff Pola 1884 von der Küste Lykiens und Steinbossen versehen. Die Vorderfläche des Kastens ist

zwar von der Mündung des Flüsschens Andriakos von Pilastern umrahmt und trägt in vertieftem Mittel-

nach Pola brachte. Er ist 2’42mlang, I • 15 m (Kasten) felde(o‘78mXO‘6m)folgende schwerleserliche Inschrift:

5

IO

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MonWAAAWAEMHAENIE T*"Pw6To|
E INAlEYK HAEYlAI ' ’ocpEM\i'ZEITojIE

^^»n^^iAiAKAif

Z. I glaubte ich 2WHA j lesen zu können.
Z. 12 Anf. scheint der dritte Buchstabe (T) aus P
corrigiert zu sein.

Ttjv atop.paxo^j^xTjv xaxeaxe[öaaev
Aup^Mog) IlapSaXäg ’ExacppoSslxou Mupsüg
lauxü) xal tt) TCpox[e]xY)Seopev7] ^uva!.-
y-L pou TouXta KaaiäSi xal xcn [ajSsXqstö pou
5 Aup(y)Xtcü) ’ExacppoSsixa) xal xa> [iraxpl?] Züra-
xö xal xoig [a-]p[s]xxor[s] po[u] Sxscpavw xal
Apcaxwvlöt. xal Eüx[6x]i'] x[a]l A[e]tvt[a] x[a]l
xotg eg auxcöv ^evvTjPS-jYjaopdvoig x[a]l
xcn cplXu) pou [PE] ppaccn fE] ppoy[e]voug MupsT
io pövw aXXü) Ss prjSsvl ex[e]p(n cgöv
eTvat svx7]Seuaai [7)] öcpeA [e]aet. xcn Es-
pwxcc<xa>xor xapsiu) (Srjväpta) yeiXia. x[a]l <5 s-
Aevgag X7jp[c{;]sTai xö xp[tx]o[v.

Pola, Jänner 1899. R. WEISSHÄUPL.

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