io5
Fig. 57 Das Amanosgebirge, von Öserlii gegen Südosten gesehen,
nach einer Skizze von A. Wilhelm, gezeichnet von E. Richter.
Die Schlacht bei Issos.
Seit geraumer Zeit liegt die vorzügliche Aufnahme des Schlachtfeldes von
Marathon durch Officiere des deutschen Generalstabes vor. Die nach Schliemanns
Versuchsgrabung angestellten genaueren Untersuchungen (Stais, Ath. Mitth.
XVIII 46) haben ferner gezeigt, dass der Soros die Grabstätte der gefallenen
Griechen ist. Dennoch kann nicht einmal die Stellung der Griechen und Perser
mit Sicherheit bestimmt werden, da wir auf den aus der VOlksüberlieferung
geschöpften, alle topographischen und militärischen Einzelheiten vernachlässigenden
Bericht Herodots angewiesen sind, der durch die Angaben späterer Schriftsteller
keinerlei brauchbare Ergänzung erhält.
Anders steht es mit der Überlieferung über die Schlacht von Issos. Es sind
uns indirect über diese die Berichte zweier Augenzeugen, des Kallisthenes (bei
Polybios XII 17 ff.) und des Ptolemaios (bei Arrian An. II 7 ff.), erhalten, von
denen der eine in Alexanders Hauptquartier den Feldzug mitgemacht hat und,
obschon nicht selbst militärisch gebildet, doch durch seine Umgebung gut unter-
richtet gewesen ist, der andere aber das Lob eines sachkundigen Militärs in jeder
Hinsicht verdient. Hinzu kommt, dass Ptolemaios seiner Darstellung die könig-
lichen Ephemeriden zugrunde gelegt, also dieses und wohl auch anderes amtliches
Material benutzt hat (U. Wilcken, Philol. N. F. VII 80 ff.).
Es genügte daher festzustellen, dass der Deli-Tschai, der einzige größere
Fluss in der Strandebene von Issos, mit dem Pinaros identisch ist, um die Front-
linie der persischen Aufstellung zu kennen, als die Arrian und andere Quellen
eben diesen Fluss bezeichnen. Allein die Einzelheiten des Kampfes zu verfolgen,
die antiken Berichte an der Hand topographischer Anschauung zu kritisieren,
insbesondere aber die auf topographische Erwägungen gestützte Polemik des
Polybios gegen Kallisthenes richtig zu beurtheilen, war insolange unmöglich, als
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. II.
Fig. 57 Das Amanosgebirge, von Öserlii gegen Südosten gesehen,
nach einer Skizze von A. Wilhelm, gezeichnet von E. Richter.
Die Schlacht bei Issos.
Seit geraumer Zeit liegt die vorzügliche Aufnahme des Schlachtfeldes von
Marathon durch Officiere des deutschen Generalstabes vor. Die nach Schliemanns
Versuchsgrabung angestellten genaueren Untersuchungen (Stais, Ath. Mitth.
XVIII 46) haben ferner gezeigt, dass der Soros die Grabstätte der gefallenen
Griechen ist. Dennoch kann nicht einmal die Stellung der Griechen und Perser
mit Sicherheit bestimmt werden, da wir auf den aus der VOlksüberlieferung
geschöpften, alle topographischen und militärischen Einzelheiten vernachlässigenden
Bericht Herodots angewiesen sind, der durch die Angaben späterer Schriftsteller
keinerlei brauchbare Ergänzung erhält.
Anders steht es mit der Überlieferung über die Schlacht von Issos. Es sind
uns indirect über diese die Berichte zweier Augenzeugen, des Kallisthenes (bei
Polybios XII 17 ff.) und des Ptolemaios (bei Arrian An. II 7 ff.), erhalten, von
denen der eine in Alexanders Hauptquartier den Feldzug mitgemacht hat und,
obschon nicht selbst militärisch gebildet, doch durch seine Umgebung gut unter-
richtet gewesen ist, der andere aber das Lob eines sachkundigen Militärs in jeder
Hinsicht verdient. Hinzu kommt, dass Ptolemaios seiner Darstellung die könig-
lichen Ephemeriden zugrunde gelegt, also dieses und wohl auch anderes amtliches
Material benutzt hat (U. Wilcken, Philol. N. F. VII 80 ff.).
Es genügte daher festzustellen, dass der Deli-Tschai, der einzige größere
Fluss in der Strandebene von Issos, mit dem Pinaros identisch ist, um die Front-
linie der persischen Aufstellung zu kennen, als die Arrian und andere Quellen
eben diesen Fluss bezeichnen. Allein die Einzelheiten des Kampfes zu verfolgen,
die antiken Berichte an der Hand topographischer Anschauung zu kritisieren,
insbesondere aber die auf topographische Erwägungen gestützte Polemik des
Polybios gegen Kallisthenes richtig zu beurtheilen, war insolange unmöglich, als
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. II.