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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 2.1899

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Tocilescu, Grigore George: Ein neues Militärdiplom des Kaisers Hadrian betreffend die floote von Misenum
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https://doi.org/10.11588/diglit.22624#0161

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Ein neues Militärdiplom des Kaisers Hadrian
betreffend die Flotte von Misenum.

Vor kurzem erwarb ich für das Nationalmuseum von Bukarest das Fragment
eines auf beiden Seiten lateinisch beschriebenen Bronzetäfelchens, welches einem
Militärdiplome, und zwar der oberen Hälfte von dessen erster Platte angehörte.
Das Fragment ist o-o66m hoch, o-ooim dick und hat eine mittlere Breite von 0-067 m.
Es trägt die Spuren eines heftigen Schlag'es und ist von dem früheren Besitzer
chemisch gereinigt worden, so dass nur an wenig Stellen noch die ursprüngliche
Patina vorhanden ist. Die Schrift der Außenseite ist in regelmäßiger, dichter
Reihung der Zeichen tief und sorgfältig eing'egraben, diejenige der Innenseite
querläufig in flüchtig'er, theilweise an Cursivschrift erinnernder Gravierung: so
fehlt hier dem A der Mittelstrich, und auch einige andere Buchstaben sind nicht
ganz vollständig ausgezog'en. Am Rande ist noch der halbe Contur eines antiken
runden Loches erhalten.

Ich kaufte das Stück von dem armenischen Antiquitätenhändler Ohanesian
in Schumla, der es seinerseits von einem bulgarischen Bauern mit der Versicherung
übernommen hatte, dass er es bei Varna-Odessus gefunden habe. Einen Bleistift-
abdruck hatte der genannte Händler schon an einen Pariser Collegen Sivadjan
gesandt und dieser ihn an Heron de Villefosse mitgetheilt. Nach diesem offenbar
flüchtigen Abdruck, der die Schriftzeichen der ersten Zeile auf keiner Seite des
Täfelchens deutlich erkennen ließ, hat Villefosse das Diplom in der Pariser
Akademie herausgegeben und irrthümlich auf das Jahr 99 n. Ch. der Regierung
Trajans bezogen,’) wie auch seine Angabe, dass es bei Schumla gefunden sei,
nur auf einem Irrthume seines Gewährsmannes beruhen kann. Die folgende, nach
dem Original hergestellte Reproduction ermöglicht nun, die ursprüngliche Datierung-
und unter Berücksichtigung des Fassungsraumes der einzelnen Zeilen auch eine
genauere Ergänzung zu gewinnen.

ln der ersten Zeile der Außenseite, über der Gruppe FEX der zweiten Zeile,
ist in den Resten \ai/- der Name T]raia[nus erhalten; in der ersten Zeile der
Innenseite zunächst der Verbindung'spunkt eines V, sodann der untere Theil von
AE, beinahe ganz NEP, der untere Theil von OS, schließlich Reste zweier
Verticalhasten, so dass die Lesung Nerjvae nepos Tr[aianus zweifellos ist. Es ist

1) Heron de Villefosse, Academie des inscriptions et belles-lettres, Comptes rendus 1897 tom.
XXV 538 ff.
 
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