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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 31.1921

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Heft 2
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Widmer, Karl: Weinbrenner
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https://doi.org/10.11588/diglit.26485#0073
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Friedrich Weinbrenner. Häuser am Marktplatz in Karlsruhe.


Wembrenner.

as lang erwartete, durch den Krieg verzögerte
Erscheinen von Artur Valdenaires Buch über
Weinbrenner*) hat die große Lücke, die Wein-
brenners Name bis jetzt in den deutschen Kunstgeschichts-
büchern bezeichnet hat, endlich ausgefüllt. Sorgfältig
vorbereitet und in Form und Inhalt ausgereift, erfüllt
das Buch die Aufgabe einer Weinbrennerbiographie, die
nicht nur dem Fachmann das wertvolle wissenschaftliche
Material mitteilen, sondern auch dem Leser eine an-
regende und lesbare Darstellung von Weinbrenncrs Kunst
und Leben bieten soll.
Erfreulicherweise sind jetzt auch die alten, längst
vergriffenen Denkwürdigkeiten Weinbrenners in einem
Neudruck erschienen**). Zwar schließen diese Erinne-
rungen gerade mit dem Augenblick, wo die eigentliche
Hauptzeit von Weinbrenners Tätigkeit beginnt. Aber
auch in dieser fragmentarischen Form bleiben sie wertvoll
als Hauptdokumente seiner Lehr- und Wanderzeit und
als interessante Beiträge zur Kulturgeschichte ihrer Zeit.
Sie bilden die natürliche Ergänzung zu Valdenaires
Buch, das eben vor allem den Bedürfnissen eines künst-
lerischen Kommentars zu
Weinbrenners Lebens¬
werk dient.
*
JmGegensatzzuseinen
beiden großen Zeitgenos-
sen Schinkel und Klenze
. *) Arthur Valdenaire:
Friedrich Weinbrenner und
seine Bauten. Müllcrsche Hof-
buchhandlung in Karlsruhe.
j Fricdr. Wcinbrenner.
Denkwürdigkeiten aus seinem
Leben, von ihm selbst geschrie¬
ben. Herausgegeben rind mit
Nachwort versehen von Karl
K. Cberlein. Verlag von
G. Kiepenheuer in Potsdam.

läßt sich Weinbrenners Bedeutung in der deutschen Kunst
viel weniger mit dem Begriff Klassizismus erschöpfen.
Er steht viel fester als jene beiden auf dem Boden der
alteren Tradition, des Barock. Die Stadt, die er ge-
baut hat, ist die organische Fortsetzung der Fächerstadt,
die Markgraf Carl Wilhelm im Anfang des 18. Jahr-
hunderts gegründet hat. War hier also schon die
Grundlage der Stadterweiterung durch die Stadte-
baukunst des Barock gegeben und Weinbrenner bis
in gewisse Einzelheiten des Stadtplans, z. B. die
kreisrunde Anlage des Rondellplatzes, daran gebunden,
so steht auch Weinbrenners architektonische Formen-
sprache viel starker unter dem Einfluß der Karls-
ruher Barockarchitektur, als ihm selbst und seinen Zeit-
genossen bewußt war. Die Grundzüge, nicht nur der
Straßenanlage, sondern auch der Häuserformen waren
schließlich dieselben; namentlich das Weinbrennersche
Bürgerhaus unterscheidet sich von dem alten Karlsruher
Louis Seize-Haus im Grunde nur in den Elementen
der künstlerischen Dekorationssprache. Jedenfalls hat er
von seinem Vorgänger, dem (von ihm so scharf befein-
deten) Jeremias Müller,
viel gelernt. Dazu kommt
freilich als eine wichtige
Quelle künstlerischer Anre-
gungen für Weinbrenner
auch Palladio in Betracht.
In dieser Abhängigkeit
von der lebendigen Tradi-
tion liegt aber gerade eine
Hauptstärke von Wein-
brenner. Wie er selbst
aus dem praktischen Bau-
handwerk hervorgegan-
gen ist, in seiner Jugend
Zimmermann war, so
hat auch seine Architektur
stets einen kräftigen Zug



Friedrich Weinbrenner.

Meierei in Bauschlot!.
 
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