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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 31.1921

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Heft 2
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Widmer, Karl: Weinbrenner
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https://doi.org/10.11588/diglit.26485#0074

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handwerklich
gesunder Ur¬
wüchsigkeit
bewahrt. Er
ist nicht der
reine und ab¬
strakte Helle¬
nist wieKlenze
und nament¬
lich Schinkel.
Seine Auffas¬
sung der An¬
tike ist viel
naiver, darum
aber auch viel
lebensvoller
und persön¬
licher als bei
diesen. Man
spürt in seinen
Bauten Erd¬
geruch. Weil
sie von der
heimischen
Überlieferung
durchdrungen
sind, bekom-
men sie jenes Warme, Behagliche, das natürliche, noch
nicht kunsthistorisch verbildete Menschen immer angezogen
hat, auch zu -Zeiten, die sonst für Weinbrenners Einfach-
heit wenig übrig hatten.
-X-
Diese Vorzüge waren aber auch der eigentliche
Grund, weshalb die Generationen nach Weinbrenner —
am schlimmsten war das Renaissance-Epigonentum der
70er und 80er Jahre — Weinbrenner nicht mehr ver-
stehen konn¬
ten. Die Be¬
griffe von
dem, was in
derArchitektur
„Kunst"ist,
wurden von
dem Formen¬
kreis gewisser
reich entwik-
kelter Monu¬
mentalstile
abstrahiert
und diesen ab¬
solute Autori¬
tät zuge¬
sprochen. Mit
diesenMaßsta-
ben gemessen,
konnte Wein¬
brenners
Kunst nicht
standhalten.
Die Fähigkeit
einerunbefan-

genen künst-
lerischen Wür-
digung hatte
man über-
haupt verlo-
ren. Für die
Feinheit von
Weinbren-
ners Werken
hatte man kein
Auge. Seine
Gedanken
verstand man
nicht mehr.
Seine Einfach-
heit galt für
ärmlich, seine
Anspruchs-
losigkeit sür
unbedeutend.
Man sah in
seinen Bauten
bestenfalls
die originel-
len, aber auch
wunderlichen
Versuche, an-
tike Tempel, Pyramiden und dergleichen in eine moderne
Stadt zu verpflanzen.
Es war dies freilich ein Nachklang dessen, was seine
eigenen Zeitgenossen an Weinbrenner vor allen: be-
wundert hatten. Für sie war er in der Tat der große
Neuschöpfer der Antike. Und so hat auch er selbst seine
Aufgabe vom^ Standpunkt seines künstlerischen, in
Italien gewonnenen Ideals aufgefaßt. Die Stadt, die
er schuf, sollte
ein Kunstwerk
im Sinne
griechischer
und römischer
Städtebau-
kunst werden.
So sollten vor
allem die
öffentlichen
Bauten und
Plätze als die
monumen-
talen Höhe-
punkte im Ge-
samtbild der
Stadt die For-
men des an-
tiken Sakral-
stils, griechi-
scher und rö-
mischer Tem-
pel mit Säu-
len und anti-
ken Giebeln


Friedrich Weinbrenner.

Die Münze in Karlsrnhe.


Friedrich Weinbrenner.

Haus des Generals von Beck.
 
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