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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 6 (Nov. u. Dez.)
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Dragendorff, Hans: Haltern i. W.: Ausgrabungen im Sommer 1098
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Körber, Karl: Mainz: Römische und frühchristliche Funde aus acht Jahrhunderten
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0089
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77

Gruben zeigten, von einer grossen späteren, aber sicher noch römischen Grube
durchschnitten gefunden wurden, hier also einmal eine sichere Spur aus der
Zeit nach der grossen Katastrophe, die wir mit den Folgen der Varusschlacht
in Zusammenhang zu bringen geneigt sind, nachgewiesen ist. Das Ergebnis
steht noch zu vereinzelt, als dass man schon bestimmte Schlüsse daraus ziehen
könnte. Es wird, aber eine der wichtigsten Aufgaben der weiteren Arbeiten
in Haltern sein, solche Spuren einer erneuten Besetzung des grossen Lagers
nachzuweisen, ihre Zeit genauer zu fixieren und womöglich die Frage, ob sie
etwa in Zusammenhang mit der Vorschiebung der Ostfront, dem Umbau des
Prätoriums u. a. steht, zu entscheiden.

Durch Aufdeckung eines Teiles der Via Principalis des grossen Lagers
konnte auch, wie beabsichtigt, die Zahl sicher dem „Feldlager“ angehöriger
Gruben und damit das sicher diesem Lager zuzuweisende Inventar vermehrt
werden. Die Beobachtungen über die Entwicklung der provinzialen Keramik,
wie sie auf Grund sorgfältigster Bearbeitung des keramischen Materials der
verschiedenen auf einander folgenden Haltener Anlagen von S. Loeschcke in
dem demnächst erscheinenden V. Hefte der Mitt. der Altertumskommission
f. Westfalen gegeben werden, sind dadurch in allem wesentlichen bestätigt.
Seine Arbeit gibt uns jetzt die Möglichkeit, innerhalb des in Betracht kom-
menden Zeitraums von II v. Chr. bis 16 n. Chr. mit Hilfe des keramischen
Materiales noch präzisere Datierungen vorzunehmen, ein Fortschritt unserer
Kenntnis, der jetzt gleich in erster Linie den Oberadener Ausgrabungen
zu Gute kommen wird.

Frankfurt a. M Dragendorff.

51. Mainz.

Römische und frühchristliche Funde aus acht Jahrhunderten.

Im weiteren Verlauf unserer von den Herren Lindenschmit und Neeb ge-
leiteten Grabungen auf dem Gebiete der ehemaligen Albanskirche kam noch eine
Anzahl weiterer Inschriften und Skulpturen zu Tag. Die wichtigsten sind:

1) Grabstein eines römischen Centurionen, gef. am 18. Juli 1908. Kalkstein
H. 103 cm (wovon die unteren 27 rauh gelassen sind), Br. 68 cm, D. 19 cm. Leider
fehlt der obere Teil des Denkmals, und auch das Erhaltene ist beim Ausbrechen
aus der Mauer, in die der Stein verbaut war, in zwei Teile zerbrochen. Ueber
der vollständig erhaltenen Inschrift sind in einem Riemengeflecht die Phalerae an-
gebracht, die den Ordensschmuck des Mannes bildeten. Sie sind einfachster Art,
wie auf dem Mainzer Grabstein des Cn. Musius. Erhalten sind sechs, in zwei
Reihen übereinander angeordnet. Ob es mehr waren, lässt sich nicht mit Bestimmt-
heit sagen, neun — wie bei Musius u. a. — waren es offenbar nicht. Denn über
dem mittleren Paar ist der Rest eines viel grösseren Kreises sichtbar, der zu einer
Armilla gehört haben kann oder, wie Lindenschmit meint, den Halsausschnitt
bildete; über dem rechten Paar sind zwei solcher Kreislinien sichtbar, denen natür-
lich zwei andere über dem linken Paar entsprachen. Der Grösse nach könnten
sie wohl zu zwei Phalerae gehören, die aber so nahe an einander gerückt gewesen

sein müssten, dass sie sich noch etwas deckten. Wir
hätten dann zehn Stück, was meines Wissens sonst nicht
vorkommt. Die Inschriftfläche ist an den Seiten mit
schmalen ansae verziert.

Unser Centurio stammte aus dem olivenberühmten
Venafrum in Campanien. Die 16. Legion stand bis zum
Jahr 43 in Mainz.

2) Bruchstück eines römischen Grabsteines, gefunden am 29. Juli 1908). Kalk-
stein. H. 50 cm, Br. 30 cm, D. 22 cm. Erhalten ist das rechte obere Stück.
Ueber der Inschriftplatte erhob sich ein mit Akanthusblättern ausgefüllter Giebel,
über dessen Seiten der oben geradlinig abschliessende Stein von der Mitte aus

l • R e f 1 d 1 v S

L-F-TERBAS
S V S -DOMO
V E N A F R O
) L E C- • XVI
ANNOR XXXV
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