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Kunsthistorische Bilderbogen: für den Gebrauch bei akademischen und öffentlichen Vorlesungen, sowie beim Unterricht in der Geschichte und Geschmackslehre an Gymnasien, Real- und höheren Töchterschulen zusammengestellt: Textbuch zu Seemann's kunsthistorischen Bilderbogen — Leipzig, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.1298#0245
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B.

DIE KUNST DER NEUEREN ZEIT
DIESSEITS DER ALPEN.

I. MALEREI UND PLASTIK IM XV. JAHRHUNDERT.

1. Die niederländische, Jftalerschule.

Ein organifches Wachsthum aus einheitlichen Wurzeln, diefes
beneidenswerthe Schickfal der italienifchen Kunft, war der nordifchen
Kunft nicht befchieden. Die Elemente alter und neuerer Bildung
durchdringen fich hier nicht zu harmonifchen Formen, die Welt
reiner Schönheit bleibt der theils rauheren, theils ernfteren, ge-
dankenfchweren nordifchen Natur verfchloffen. Für die Stellung
der nordifchen Kunft in der neueren Zeit erfcheint es zunächft be-
zeichnend, daß die Architektur nicht die führende Rolle übernimmt.
Bis in das fechszehnte Jahrhundert wird dieffeits der Alpen im
gothifchen, freilich zur handwerksmäßigen Uebung herabgesunkenen
Stile gebaut. Die mit der Architektur eng verbundene Sculptur
und auch die volksthümliche Holzfchnitzerei verläßt gleichfalls nur
langfam die gewohnten Geleife, dagegen zeigt fich auf dem Gebiete
der Tafelmalerei fchon im fünfzehnten Jahrhundert die fchöpferifche
Macht der künftlerifchen Perfönlichkeit. Der Kreis ihrer ThätigkeU
wird durch den Umftand, daß die Kunftpflege wefentlich im ftädtt-
fchen Bürgerthume ruht, in hohem Maße eingefchränkt. Die große
monumentale Kunft findet keine Förderung. Die Anfchauungen
und Beftrebungen der heften Künftler flehen nicht feiten im Gegen-
fatze zu dem Lebenskreife, in welchem fie fich bewegen, und fie find
gezwungen, in der einfachsten unfcheinbarften Weife ihre Gedanken
zu verkörpern. Der Kupferftich und Holzfchnitt befitzt im Norden
eine ganz andere Bedeutung als in Italien. Sie boten dem gedanken-
reichen, aber in der malerifchen Ausführung innerlich und äußer-
lich gehemmten Künftler ein willkommenes Ausdrucksmittel, M
welchem er feiner fchöpferifchen Gestaltungskraft die geringste11
 
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