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Der Simpl: Kunst, Karikatur, Kritik: Der Simpl: Kunst, Karikatur, Kritik — 1.1946

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https://doi.org/10.11588/diglit.7376#0018
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VOM TAUE:

AUS DEM GERICHTSSAAL
(Fragment einer Vernehmung)

Staatsanwalt: Sie wollen es also bestreiten, Ange-
klagter, daß Sie Diebstähle begangen haben?

Angeklagter: Selbstverständlich weise ich diese ver-
leumderische Beschuldigung entrüstet zurück
und werde den Nachweis dafür erbringen, daß
ich nur das unschuldige Opfer meiner fanati-
schen Sammelleidenschaft wurde.

S.: Was haben Sie gesammelt?

A.: Ich habe Geldscheine gesammelt.

S.: Ihr Mittäter, der unterdessen verstorben ist,
scheint von der gleichen Leidenschaft besessen
gewesen zu sein. Auch er war wohl Sammler?

A.: Jawohl, wir sammelten gemeinsam. Wir waren
verschworene Sammler.

S.: Wo haben Sie die Geldscheine gesammelt?

A.: Es war unser Unglück, daß sich die Scheine in
fremden Taschen befanden. Dieser nebensäch-
liche Umstand allein konnte den ungeheuerlichen
Verdacht einer ungesetzlichen Handlungsweise
erwecken. Mit tiefstem Abscheu stelle ich diese
Tatsache fest.

S.: Haben Sie Ihre Sammlung mit Ihrem verstor-
benen Freund geteilt?

A.: Dies war Vereinbarung, doch gab es bei der
Teilung Differenzen, wenn es dem einen ge-
lungen war, seine Sammlung in besonders hohem
Maße zu bereichern.

S.: Hatten Sie niemals das Gefühl, daß es sich bei
Ihrer „Sammlung" um nichts anderes als Dieb-
stahl handelte?

A.: Dieses Gefühl lag mir ganz ferne, denn es be-
stand die Absicht, meine Sammlung dem deut-
schen Volke zugänglich zu machen. Alle bau-
lichen Anordnungen waren bereits getroffen, in
meinem Hause eine Ausstellung der Geldscheine
zu veranstalten. Leider wurde diese edle, dem

Gemeinwohl dienende Absicht durch meine über-
raschende Verhaftung vereitelt. So muß eben
das betrogene deutsche Volk darauf verzichten,
die Geldscheine in meinem Haus besichtigen zu
können. Ich habe sie umsonst gesammelt.

S.: Es dürfte allerdings nur wenige Menschen ge-
ben, die Ihren Sammeleifer nicht falsch deuten.

A.: Dies mag wohl möglich sein, denn auch nur
wenige werden wissen, daß ich eine Renaissance-
Gestalt bin.

S.: Was verstehen Sie unter einer „Renaissance-
Gestalt"?

A.: Einen Menschen, der auch gegen den Willen des
Besitzers Geldscheine von ihm sammelt.

IM ,ZWEI SCHINKEN-VERLAG' erschien als
erste wissenschaftliche Publikation: Werner
Fink .Erlebnisse eines preußischen Kabarettisten
in weißblauen Kulturdschungeln'. Der Ver-
fasser, der in letzter Zeit besonders auch durch
seine Forschungen bei den Gongolen bekannt
wurde, schildert in dem Werk, wie er auf über-
raschend dornigen Pfaden in das Herz des Lan-
des vorzudringen suchte, oft von einem Brief-
hagel der Eingeborenen überschüttet. Gerade
die. Faksimile-Wiedergaben derartiger primi-
tiver -Schriftproben gibt ein äußerst anschau-
liches Bild von der bildreichen, noch ganz ur-
sprünglichen Ausdrucksweise der Eingeborenen,
die sich wohltuend von der später im Stadium
der Zivilisierung rasch eintretenden Verflachung
und Farblosigkeit abhebt. Wenn die Expedition
ihr Ziel auch nicht ganz erreichte, so schaut uns
doch ein Stück lebendige Urgeschichte aus die-
sem geistreichen Erlebnisbuch an. -tz

NACH BEENDIGUNG des Wahlkampfes wur-
den in Bayern die Kanzeln wieder für gottes-
dienstliche Zwecke freigegeben.

Auch Ein Mensch

Ein Mensch, von allen, die ihn kannten,
Teils miß- teils gänzlich unverstanden
Und mit sich selbst nicht recht zufrieden,
Ist drum durch Selbstmord abgeschieden.
Denn sich auf einem Gipfel wähnend,
Vor dem sich gleich ein Abgrund gähnend
Und scheinbar endlos tief befinde.
Sprang er hinein und sprang in Tintei
Der Mensch fand nämlich seinen Tod
Im Tintenfaß von Eugen Roth!

Ernst Klotz

Schizophrenie

{Der erniedrigte Vater)

Gar munter steigt das Kind im Manne
Mit dem zugleich auf eine Tanne.
Sie kommen gläcklich oben an,
"Zufrieden hockt er da, der Mann,
Dem Kinde aber plötzlich graute,
Sowie's die dunkle Tiefe schaute,
Die drohende Gefahr verstand,
Doch langsam hat sich's dran ermannt!
Zwei Männer aber sind zu schwer.
Der Ast bricht, fällt - sie hinterher - - I
Sowie es wieder zu sich kam.
Benahm das Exkind sich infam:
Es ließ den arg verbeulten Vater
Im Dreck allein, ging zum Theater
Und spielt hier auf geniale Weise
Die auf dem Dach gesessenen Greise.
Der Mann, der lang noch taumelig ist.
Hat irgendwie ein Kind vermißt,
Sucht nach dem Kind noch bis um acht,
WanUt heim und hat nie mehr gelacht.

Ernst Klotz

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Fragebogentraum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Meyer-Brockmann, Henry
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 1.1946, Nr. 2, S. 18.

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