„Von Blut und Boden wolln s' nix mehr wissen, Militär mögn s' a koans mehr sehn und
bei der Ernährung ziahng sogar dieNackaten nimmer, was mach'n wir Kunstmaler jetzt?"
DER MEISTER DER SCHAMHAARE
Msr. Fran9ois-Poncet, der französische Gesandte
beim braunen Stuhl des Nazipapstes, galt als Enfant
terrible unter den Diplomaren. Unter dem Schutz
der Exterritorialität konnte er sich mancherlei er-
götzliche Bosheiten über die Götzen des Dritten
Reiches und ihre Marotten erlauben. Als das „Haus
der Deutschen Kunst", der Reichsbahnhof von
Pompeji, eröffnet wurde, fand eine feierliche Füh-
rung des Diplomatischen Korps statt. Man kam in
den Saal des „Meisters der Schamhaare" Ziegler zu
den vier nackten „Damen", die so haargenau
gemalt waren, daß man die Druckstellen der
Strumpfbänder zu ahnen meinte. Das Bildwerk
trug den symbolischen Titel: Die vier Elemente.
„Lesquatreelements", erläuterte der Führer. „Mais
non", widersprach Msr. Fran9ois-Poncet. „Das sind
die fünf Sinne. Ce sont les cinque sins." „Unmög-
lich, es sind doch nur vier." „Oui, oui, le gout man-
que — der Geschmack fehlt."
Im nächsten Saal lachte den Gästen herausfordernd
ein weiblicher Rückenakt entgegen, eine Ausgezo-
gene lässig quer auf einem Stuhl sitzend. Franc;ois-
Poncet ruft strahlend aus: „Ah, Madame Götz von
Berlichingen." Less
GRUSS AUS MÜNCHEN
Die Stadt München ließ während des Krieges Kunst-
blätter drücken und sandte diese an die Soldaten
zur Ausschmückung ihrer Bunker. Ein Bildnis des Götz
war auch dabei und darunter stand zu lesen:
„Götz von Berlichingen"
Ein Gruß der Hauptstadt der Bewegung
an die Front.
So ganz gefallen hat aber die Sache doch nicht, denn
der Götz wurde beschnitten und ging dann ohne ver-
fänglichen Gruß an die Front. W. K.
HEGEL ZUR KOLLEKTIVSCHULD
„An der Spitze aller Handlungen, somit auch der
welthistorischen, stehen Individuen als die das Sub-
stantielle verwirklichenden Subjektivitäten. Als
diesen Lebendigkeiten der substantiellen Tat des
Weltgeistes und so unmittelbar identisch mit dem-
selben, ist sie ihnen selbst verborgen und nicht Ob-
jekt und Zweck; sie haben auch die Ehre derselben
und Dank nicht bei ihrer Mitwelt (ebendas), noch
bei der öffentlichenMeinungderNachwelt, sondern
als formelle Subjektivitäten nur bei dieser Meinung
ihren Teil als unsterblichen Ruhm."
Mit. dieser Formulierung unseres großen Philo-
sophen, die an Klarheit wohl kaum überboten
werden kann, glauben wir das Thema der Kollek-
tivschuld endgültig abschließen zu können.
M. Schrimpf
80
bei der Ernährung ziahng sogar dieNackaten nimmer, was mach'n wir Kunstmaler jetzt?"
DER MEISTER DER SCHAMHAARE
Msr. Fran9ois-Poncet, der französische Gesandte
beim braunen Stuhl des Nazipapstes, galt als Enfant
terrible unter den Diplomaren. Unter dem Schutz
der Exterritorialität konnte er sich mancherlei er-
götzliche Bosheiten über die Götzen des Dritten
Reiches und ihre Marotten erlauben. Als das „Haus
der Deutschen Kunst", der Reichsbahnhof von
Pompeji, eröffnet wurde, fand eine feierliche Füh-
rung des Diplomatischen Korps statt. Man kam in
den Saal des „Meisters der Schamhaare" Ziegler zu
den vier nackten „Damen", die so haargenau
gemalt waren, daß man die Druckstellen der
Strumpfbänder zu ahnen meinte. Das Bildwerk
trug den symbolischen Titel: Die vier Elemente.
„Lesquatreelements", erläuterte der Führer. „Mais
non", widersprach Msr. Fran9ois-Poncet. „Das sind
die fünf Sinne. Ce sont les cinque sins." „Unmög-
lich, es sind doch nur vier." „Oui, oui, le gout man-
que — der Geschmack fehlt."
Im nächsten Saal lachte den Gästen herausfordernd
ein weiblicher Rückenakt entgegen, eine Ausgezo-
gene lässig quer auf einem Stuhl sitzend. Franc;ois-
Poncet ruft strahlend aus: „Ah, Madame Götz von
Berlichingen." Less
GRUSS AUS MÜNCHEN
Die Stadt München ließ während des Krieges Kunst-
blätter drücken und sandte diese an die Soldaten
zur Ausschmückung ihrer Bunker. Ein Bildnis des Götz
war auch dabei und darunter stand zu lesen:
„Götz von Berlichingen"
Ein Gruß der Hauptstadt der Bewegung
an die Front.
So ganz gefallen hat aber die Sache doch nicht, denn
der Götz wurde beschnitten und ging dann ohne ver-
fänglichen Gruß an die Front. W. K.
HEGEL ZUR KOLLEKTIVSCHULD
„An der Spitze aller Handlungen, somit auch der
welthistorischen, stehen Individuen als die das Sub-
stantielle verwirklichenden Subjektivitäten. Als
diesen Lebendigkeiten der substantiellen Tat des
Weltgeistes und so unmittelbar identisch mit dem-
selben, ist sie ihnen selbst verborgen und nicht Ob-
jekt und Zweck; sie haben auch die Ehre derselben
und Dank nicht bei ihrer Mitwelt (ebendas), noch
bei der öffentlichenMeinungderNachwelt, sondern
als formelle Subjektivitäten nur bei dieser Meinung
ihren Teil als unsterblichen Ruhm."
Mit. dieser Formulierung unseres großen Philo-
sophen, die an Klarheit wohl kaum überboten
werden kann, glauben wir das Thema der Kollek-
tivschuld endgültig abschließen zu können.
M. Schrimpf
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Der Fluch der Freiheit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 1.1946, Nr. 7, S. 80.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg