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herabmindernd gesagt: „Da.. ! Gell! . . Hat man gemeint,
6ic ist wie der reinste Professor! Und da -- samt ihrer
ganzen Wunderbarkeit hat sie sterben müssen! Und so
schnell auch noch!" Dieses hat natürlicherweise —
wie anerkannte Lieblingsschriftsteller^ wahrscheinlich
in allen Landern zu sagen pflegen -— auf meine
junge Seele einen tiefen Eindruck ausgeübt. Mit
meinem Vater bin ich bei der Traudl :'hier Leiche
gewesen. Wunderschön hat der Pfarrer an ihrem Grab
gepredigt. So gerührt bin ich davon geworden, daß ich
sogar beim Heimgehen noch ein biß! geweint habe.
Da hat mich mein Vater selig getröstet, indem daß er
gesagt hat: ,,Gräm' dich doch nicht so wegen der Traudl,
Oskarl... So wie bei ihr predigt der Pfarrer bei jeder
Leich', ob jetzt ein Lump oder ein ordentlicher Mensch
eingegraben wird ... Du mußt dich nicht nach so Grab-
predigten richten, Oskarl! ... Tu' das bloß nie . . . Mit
den guten Tugenden kommst du nie zu was!"
Als guter Katholik ehre ich Vater und Mutter über alles
und habe mich an dieselbigen Ratschläge gehalten. Ich
bin nicht allzuschlecht damit gefahren. — —

HÖHERE GEWALT

Vor einiger Zeit erschien eine Frau auf meinem Anwalts-
büro, von der ich wußte, daß es in ihrer Ehe schon seit
einiger Zeit nicht mehr stimmte. Sie bat mich, ihrem
Ehemann zu schreiben, daß sie nach den letzten Schlägen,
die er ihr gegeben habe, die Ehe nicht mehr mit ihm
fortsetzen werde. Er solle sich deshalb wegen einer mög-
lichst reibungslosen Durchführung der Scheidung mit mir
in Verbindung setzen.

Ich schrieb dem Mann, aber er kam nicht. Das berichtete
ich meiner Mandantin, worauf sie mir erwiderte: „Ich
habe ihren Brief, noch ehe er meinem Mann in die Hände
kam, aus dem Briefkasten genommen. Eine Scheidung ist
nämlich nicht mehr nötig. Ich war bei einer Wahrsagerin,
die mir erklärte: Er stirbt." RK.

VERSUCH EINER POSITIVEN KRITIK

(AP) — In seinem Monatsbericht über den Ernährungs-
stand de' deutschen Zivilbevölkerung gab Dr. Charles
Brown, medizinischer Sachverständiger bei der amerika-
nischen Militärregierung, nach AP, seiner Besorgnis
üuer die Gesundheit aller jenen Deutschen Ausdruck,
die allein auf die amtlichen Rationen angewiesen sind.
... Am meisten litten Männer und Frauen Uber sechzig
Jahren unter diesem Kalorienmangel, denn sie erhalten
die gleichen Rationen wie die jüngeren Erwachsenen, die
jedoch eher in der Lage sind, sich zusätzlich Lebens-
mittel zu verschaffen. (SZ v. 18. 2. 47.)

Gegen die „besorgniserregende Gewichtsabnahme" würde
— so verwunderlich das klingen mag — die Erhöhung
der Lebensmittelzuteilungen ein absolut sicheres Mittel
darstellen. Falls dies nicht zu verwirklichen wäre, könnte
man vielleicht mit Eisenpräparaten und anderen schweren
Metallen eine Gewichtszunahme erzwingen. Auch eine
amtliche Herabsetzung des Normalverbraucherstuhlganges
auf drei pro Woche ergäbe wohlmöglich eine bessere Ver-
wertung der Nahrung. Dieser Versuch, verbunden mit
einer planmäßigen Wasseranreicherung des Körpers etwa
durch vollständigen Entzug von Fetten, Fleisch und Zucker,
könnte eventuell eine Gewichtsverbesserung herbeiführen.
Man sollte aber auch den „jüngeren Erwachsenen" die
Beschaffung zusätzlicher Lebensmittel erleichtern, wenn
man schon diese Sachlage als gegeben hinnimmt. Zu
diesem Zwecke wäre es zunächst ratsam, eine Schwarz-
marktpreisüberwachungsstelle ins Leben zu rufen, um den
Normalschwarzverbraucher vor plumper Uebervorteilung
zu schützen. Ferner könnte sich die Landpolizei in der
Verfolgung von Kleinsthamsterern etwas Zurückhaltung
auferlegen, wäre es auch nur soviel, wie sie bei einer Groß-
razzia in einem Internierungslager an den Tag gelegt hat.
Eine wesentliche Erleichterung würde auch die amtliche
Festsetzung einer „Schmiertariftabelle" für Schuster,
Schneider, Maurer, Schreiner und andere Gewerbe be-
deuten; diese Maßnahme brächte z. B. gleichzeitig eine
wünschenswerte Steigerung des öffentlichen Redlichkeits-
empfindens mit sich. Da die Beschaffung zusätzlicher
Lebensmittel mitunter recht viel Zeit beansprucht, wäre
noch zu erwägen, ob man nicht die Stromsperre auch über
die wasserreiche Zeit beibehalten sollte, gar nicht zu
sprechen von der damit verbundenen Energieersparnis.
Endlich eröffnen die in diesem Jahre mit Erfolg abgeschlos-
senen Versuche, in unterkühlten Wohnräumen zu über-
wintern, eine neue Perspektive. Man könnte nämlich
bequem fünf ganze Zuteilungsperioden einsparen, wenn
es gelänge, wenigstens die „nichtbeamtete Bevölkerung"
(sprich: Zivilbevölkerung) nach dem Jopaverfahren ab
kommenden November in städtische Kühlhäuser einzulagern
und sie im-'Monat März wieder „zur Verteilung zu bringen"
bzw. nach Bedarf „aufzurufen".

Soviel praktische Nutzanwendung müßte sich aus dem
Nürnberger Aerzteprozeß doch wohl ziehen lassen. AI. S.

SIMPELEIKN

Molotow gibt an:

890 535 deutsche
Kriegsgefangene sind
noch in Rußland. Es
müßten sein: drei Mil-
lionen. — Vielleicht
kann man eine Expe-
dition loslassen, um
die paar fehlenden
Mann zu suchen, die
möglicherweise noch
nicht wissen, daß der
Krieg zu Ende ist.

Die Zahl der amtlich erfaßten Schlachtschweine betrug in
Bayern im vergangenen Jahr 1 487 000 Stück. Für Haus-
schlachtungen der Selbstversorger gingen davon runde
600 000 ab. Die übrige bayerische Bevölkerung erhielt
84 000 Stück. — Da unsere ablieferungseifrigen Bauern
keinesfalls für das spurlose Verschwinden der anderen
800 000 Schweine verantwortlich gemacht werden können,
ßueht der Vorstand ihres Schutzverbandes verbissen nach
■einem anderen plausiblen Grund für die hohe Schweine-
Sterblichkeit.

Nach dem Achsenpartner Italien verlangt nun auch Bul-
garien Reparationen von Deutschland, da es „aus eigenem
Antrieb" uns den Krieg erklärt habe.

Auf lange Sicht gesehen ist es nach Ansicht der tür-
kischen Regierung für die westlichen Demokratien weniger
kostspielig, „der Türkei als Bollwerk gegen den rus-
sischen Imperialismus jetzt zu helfen, als sie später ein-
mal retten zu müssen".

In den mittleren Weststaaten der USA drohen mindestens
2,7 Millionen Tonnen Getreide zu verderben, wenn sie
nicht innerhalb 45 Tagen abtransportiert werden können,
erklärte ein Abgeordneter von Süddakota. — Könnte man
das Getreide doch per V2 nach Europa schießen!

In der russischen
Zone wird die Vor-
zensur durch einen
„Rat für ideolo-
gische Fragen" er-
setzt, dessen Auf-
gabe eine sorgfäl-
tige Sichtung der
Manuskripte durch
mehrere Lektoren
sein soll. — Die
großartige Verbes-
serung springt ins
Auge!

Auf der Moskauer Konferenz teilte Außenminister Bevia
mit, daß deutsche Offiziere und Mannschaften in die
sowjetische Armee einträten. — Ein Lichtblick für ewige
Militaristen und Zwölfender!

Eine öffentliche Diskussion mit dem bayerischen Wirt-
schaftsministerium ergab, daß man infolge des schlech-
ten Kuhfutters nur ein Ablieferungssoll von 2,6 Liter,
d. i. 0.65 Liter pro Zitze, fordern darf. — Warum
reichert man das Futter nicht mit der so nahrhaften
Molke an oder mit ABC-Trieb? — I ,

Der Plan, London und Paris durch einen Unterwasser-
Tunnel zu verbinden, ist erneut aufgegriffen worden. —
Endlich eine segensreiche „Untergrundbewegung"!

Ein Einbruch fand nicht im
Kultusministerium, sondern
im Sdiuhgeschäft des Kul-
tusministers Alois Hund-
hammer statt. — Die Täter
wußten offensichtlich nicht
genau, wo ihn der Schuh
wirklich drückt.

Luxemburg will von Deutschland, vom „Preiß", nichts
mehr wissen: Französisch ist seine Amtssprache, eng-
lisch seine militärische Ausrüstung, mit Belgien verbin-
det es eine Wirtschaftsunion nnd mit Holland seine
Fahne. — Nur seine deutsche Mundart, das „Letzcbur-
gische", konnte noch nicht abgeschafft werden.

Die Gesetzgebende Versammlung Monacos wird in den
nächsten Tagen zusammentreten, um den Termin für die
Beendigung des Kriegszustandes mit Deutschland fest-
zusetzen! — Vae victisl
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Simpeleien" "Freies Spiel der Kräfte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Willmann, Ernst
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 2.1947, Nr. 4, S. 45.

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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