Die seit 1923 italienische Stadt
Zara an der dalmatinischen Küste,
die durch den italienischen Frie-
densvertrag an Jugoslawien fällt,
wurde nicht in Titograd umbe-
nannt. — Nach einer noch nicht
bestätigten Meldung soll jedoch
ein Dorf in der Nähe Zürichs den
Namen „Högnersweiler" bekom-
men.
Scharnagl: „Wenn nicht der Landtag ein scharfes Ge-
setz genehmigt, fehlt die Handhabe, mit Nachdruck auf
eine Behebung der Arbeitsunlust gewisser Kreise hinzu-
arbeiten." — Also endlich eine gesetzlich geregelte
„Lustlenkung".
Zwischen zwei Stämmen des Amazonasgebietes ist ein
Krieg ausgebrochen, weil der eine Stamm über einen
Frauenüberschuß verfügte, der dem anderen fehlte. —
Schade, ein Untersuchungsausschuß wäre mit dem Ueber-
schuß sicher besser fertig geworden.
Das Münchner Jugendparlament ,,Die junge Stadt" wurde
aufgelöst, — Die von ihm beantragten Leichtmotorräder
werden nun den Stadträten zur Verfügung gestellt wer-
den, um sie etwas beweglicher zu machen,
Die in der britischen Zone zugelassene „Rechtspartei"
legte in einer Versammlung in Bonn als ihre Hauptziele
u. a, dar; Erziehung zu nationaler Würde, Pflege solda-
tischen Geistes, NichtUnterzeichnung eines Friedensver-
trages, Einführung einer konstitutionellen Monarchie. —
Ein englischer Offizier, der um die Gründe gefragt
wurde, die zur Zulassung dieser seltsamen Partei ge-
führt haben, antwortete: — man könne im Rahmen einer
solchen Partei die in ihr versammelten Rechtskreise
besser im Äuge behalten, als wenn sie sich alle ungreif-
bar in den Reihen der CDU verbärgen.
SIMPELE1EN
Mr. Wallace ist von seiner Europareise nach New York
zurückgekehrt, nachdem er zum nicht geringen Aerger
des Senates sein Gedankengepäck in London und Paris
zurückgelassen hat. — Es handelte sich offenbar um
„zollpflichtige Gedanken".
Der britische Generalstaatsanwalt meldete eine Ehe-
scheidungswelle in Großbritannien. — Ja, ja die
Besatzungsprobleme.
Am Sonntag, den
4. Mai, veranstaltete
der „Schnauzerverein
München" auf der
Theresienhöhe eine
Schnauzerl-Ausstel-
lung.
Auch der „Pudelbund" veranstaltet eine Pudelspezial-
schau. — Nach Erteilung der entsprechenden Lizenzen hofft
man im Laufe des Jahres noch eine Foxlgenossenschaft,
eine Drahthaarterrierloge und einen Affenpinscherver-
band ins Leben rufen zu können.
In London-CitY traten auch die Totengräber in Streik. —
Bezüglich ihrer Gehaltsansprüche sollen jedoch schon Ver-
handlungen mit den Leichen aufgenommen worden sein.
Polizeibeamte der französischen Zone dürfen sich nicht
mehr politisch betätigen. Sie müssen sich für ihren
Dienst oder für ihre Parteifunktion entschließen. —
Schwarzhandeln und Dienst sind jedoch im Interesse der
Schwarzmarktüberwachung nicht so einfach voneinander
zu trennen.
In Nordafrika fiel einer französischen Schauspielerin
auf, daß die eingeborenen Frauen nicht mehr ein paar
Schritte hinter ihrem eselreitenden Gemahl, sondern vor
ihrem hohen Herrn über die Straßen wandern. — Auf
ihre Frage erfuhr sie den Grund: Kleine Vorsichtsmaß-
nahme des kostbaren Mannes, es gibt nämlich noch viele
gefährliche Minen in den Straßen Algiers.
DAS PROBLEM DER WÄHRUNGSREFORM
Fr. Bilek
Nach der hitzigen Debatte
um Pressefreiheit im hessi-
schen Landtag wurde ein
Antrag auf Ausschluß der-
jenigen Pressevertreter ein-
gereicht, die während dieses
Tumultes zu „lächeln" ge-
wagt hatten.
Auch der bayerische Landtag erboste sich gegen die
Lizenz-Presse, die das öffentliche Leben vergifte. —
Wenn man bedenkt, daß sich diese Presse vorzugsweise
mit der Veröffentlichung der Geistesprodukte und Diffe-
renzen eben jener Landesväter beschäftigt. . .
Auf einer Gesundheitskonferenz der SED in Halle for-
derte ein Vertreter des Zentralsekretariats der SED
einen neuen Aerztetyp, den „Volksarzt". Er bezeichnete
es als eine wichtige Aufgabe des Volksarztes, den
Patienten politisch zu beeinflussen. — Na, dann gute
Besserung!
Die französische Film-
schauspielerin Lise
Merville forderte den
Theaterkritiker Roger
Dornes zu einem Duell
heraus, weil er sie in
einer Kritik als „wan-
delndes Skelett mit
dem Gang eines defekten Roboters" beschrieb.
Ein Schreinerehepaar in Waldperlach verkuppelte die
eigene, noch nicht 16 Jahre alte Tochter gegen Lebens-
und Genußmittel. — Genußmittel gegen Genußmittel ist
doch wohl nur als Tausch anzusehen.
IDYLL DER ZEIT
Raum ist in der kleinsten Küche
für Urahne bis zum Kind,
die im Dunste der Gerüche
.friedlich hier beisammen sind.
Mühend um des Herdes Scheite
siehst du den Möblierten stehn,
traurig, daß es gänzlich pleite
mit Besuchsempfang (bis zehn).
Puzzi jault und Oma buttert
Milch der Geiß, es klappert schrill,
Tante Olga seufzt und futtert
Bübi, das nicht essen will.
Lies und Len' an Wassers Leitung
balgen sich um Muttis Schwamm,
Pappi wühlt nach seiner Zeitung,
Lu nach dem Familienkamm.
Und das Radio unermüdlich
schmettert Arien, jazzt und schwätzt.
Ach, wie ist es doch gemütlich
hier für den, der abgehetzt!
Onkel Theo im Gewuschel
— ach, ich bin's, bedauert mich! —
bohrt den Finger in die Muschel,
gottergeben sammelt sich,
seiner Muse zarte Weise
bannt er auf sein Schreibeblatt
mitten in den, trauten Kreise
aller Lieben, die er hat.
Schrieb gemartert, ivie's gewesen,
wird es einst auch untergehn.
Denn die Zeitung, wenn gelesen,
muß den Weg des Fleisches gehn.
Theobald
84
Zara an der dalmatinischen Küste,
die durch den italienischen Frie-
densvertrag an Jugoslawien fällt,
wurde nicht in Titograd umbe-
nannt. — Nach einer noch nicht
bestätigten Meldung soll jedoch
ein Dorf in der Nähe Zürichs den
Namen „Högnersweiler" bekom-
men.
Scharnagl: „Wenn nicht der Landtag ein scharfes Ge-
setz genehmigt, fehlt die Handhabe, mit Nachdruck auf
eine Behebung der Arbeitsunlust gewisser Kreise hinzu-
arbeiten." — Also endlich eine gesetzlich geregelte
„Lustlenkung".
Zwischen zwei Stämmen des Amazonasgebietes ist ein
Krieg ausgebrochen, weil der eine Stamm über einen
Frauenüberschuß verfügte, der dem anderen fehlte. —
Schade, ein Untersuchungsausschuß wäre mit dem Ueber-
schuß sicher besser fertig geworden.
Das Münchner Jugendparlament ,,Die junge Stadt" wurde
aufgelöst, — Die von ihm beantragten Leichtmotorräder
werden nun den Stadträten zur Verfügung gestellt wer-
den, um sie etwas beweglicher zu machen,
Die in der britischen Zone zugelassene „Rechtspartei"
legte in einer Versammlung in Bonn als ihre Hauptziele
u. a, dar; Erziehung zu nationaler Würde, Pflege solda-
tischen Geistes, NichtUnterzeichnung eines Friedensver-
trages, Einführung einer konstitutionellen Monarchie. —
Ein englischer Offizier, der um die Gründe gefragt
wurde, die zur Zulassung dieser seltsamen Partei ge-
führt haben, antwortete: — man könne im Rahmen einer
solchen Partei die in ihr versammelten Rechtskreise
besser im Äuge behalten, als wenn sie sich alle ungreif-
bar in den Reihen der CDU verbärgen.
SIMPELE1EN
Mr. Wallace ist von seiner Europareise nach New York
zurückgekehrt, nachdem er zum nicht geringen Aerger
des Senates sein Gedankengepäck in London und Paris
zurückgelassen hat. — Es handelte sich offenbar um
„zollpflichtige Gedanken".
Der britische Generalstaatsanwalt meldete eine Ehe-
scheidungswelle in Großbritannien. — Ja, ja die
Besatzungsprobleme.
Am Sonntag, den
4. Mai, veranstaltete
der „Schnauzerverein
München" auf der
Theresienhöhe eine
Schnauzerl-Ausstel-
lung.
Auch der „Pudelbund" veranstaltet eine Pudelspezial-
schau. — Nach Erteilung der entsprechenden Lizenzen hofft
man im Laufe des Jahres noch eine Foxlgenossenschaft,
eine Drahthaarterrierloge und einen Affenpinscherver-
band ins Leben rufen zu können.
In London-CitY traten auch die Totengräber in Streik. —
Bezüglich ihrer Gehaltsansprüche sollen jedoch schon Ver-
handlungen mit den Leichen aufgenommen worden sein.
Polizeibeamte der französischen Zone dürfen sich nicht
mehr politisch betätigen. Sie müssen sich für ihren
Dienst oder für ihre Parteifunktion entschließen. —
Schwarzhandeln und Dienst sind jedoch im Interesse der
Schwarzmarktüberwachung nicht so einfach voneinander
zu trennen.
In Nordafrika fiel einer französischen Schauspielerin
auf, daß die eingeborenen Frauen nicht mehr ein paar
Schritte hinter ihrem eselreitenden Gemahl, sondern vor
ihrem hohen Herrn über die Straßen wandern. — Auf
ihre Frage erfuhr sie den Grund: Kleine Vorsichtsmaß-
nahme des kostbaren Mannes, es gibt nämlich noch viele
gefährliche Minen in den Straßen Algiers.
DAS PROBLEM DER WÄHRUNGSREFORM
Fr. Bilek
Nach der hitzigen Debatte
um Pressefreiheit im hessi-
schen Landtag wurde ein
Antrag auf Ausschluß der-
jenigen Pressevertreter ein-
gereicht, die während dieses
Tumultes zu „lächeln" ge-
wagt hatten.
Auch der bayerische Landtag erboste sich gegen die
Lizenz-Presse, die das öffentliche Leben vergifte. —
Wenn man bedenkt, daß sich diese Presse vorzugsweise
mit der Veröffentlichung der Geistesprodukte und Diffe-
renzen eben jener Landesväter beschäftigt. . .
Auf einer Gesundheitskonferenz der SED in Halle for-
derte ein Vertreter des Zentralsekretariats der SED
einen neuen Aerztetyp, den „Volksarzt". Er bezeichnete
es als eine wichtige Aufgabe des Volksarztes, den
Patienten politisch zu beeinflussen. — Na, dann gute
Besserung!
Die französische Film-
schauspielerin Lise
Merville forderte den
Theaterkritiker Roger
Dornes zu einem Duell
heraus, weil er sie in
einer Kritik als „wan-
delndes Skelett mit
dem Gang eines defekten Roboters" beschrieb.
Ein Schreinerehepaar in Waldperlach verkuppelte die
eigene, noch nicht 16 Jahre alte Tochter gegen Lebens-
und Genußmittel. — Genußmittel gegen Genußmittel ist
doch wohl nur als Tausch anzusehen.
IDYLL DER ZEIT
Raum ist in der kleinsten Küche
für Urahne bis zum Kind,
die im Dunste der Gerüche
.friedlich hier beisammen sind.
Mühend um des Herdes Scheite
siehst du den Möblierten stehn,
traurig, daß es gänzlich pleite
mit Besuchsempfang (bis zehn).
Puzzi jault und Oma buttert
Milch der Geiß, es klappert schrill,
Tante Olga seufzt und futtert
Bübi, das nicht essen will.
Lies und Len' an Wassers Leitung
balgen sich um Muttis Schwamm,
Pappi wühlt nach seiner Zeitung,
Lu nach dem Familienkamm.
Und das Radio unermüdlich
schmettert Arien, jazzt und schwätzt.
Ach, wie ist es doch gemütlich
hier für den, der abgehetzt!
Onkel Theo im Gewuschel
— ach, ich bin's, bedauert mich! —
bohrt den Finger in die Muschel,
gottergeben sammelt sich,
seiner Muse zarte Weise
bannt er auf sein Schreibeblatt
mitten in den, trauten Kreise
aller Lieben, die er hat.
Schrieb gemartert, ivie's gewesen,
wird es einst auch untergehn.
Denn die Zeitung, wenn gelesen,
muß den Weg des Fleisches gehn.
Theobald
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Simpeleien" "Das Problem der Währungsreform"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 2.1947, Nr. 7, S. 84.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg