Revolution in der Spielzeugschachtel
Der Teufel war los, als die ,,Neuen" ihren Einzug hiel-
ten. Daß der niedliche Ami-LKW (Dreitonner mit Auf-
zichfeder) aber auch ausgerechnet der wackligen Holz-
ente mit dem rechten Scheinwerfer auf den Schnabel
fallen mußte. Doch das wäre noch nicht das Schlimmste
gewesen. Gleich darauf brauste der neue Jeep mit Bat-
terieantrieb in eine Gruppe marschierender deutscher
Infanteristen und blieb mit dem Kotflügel auf einer
Zinne der alten Ritterburg hängen. Dabei war dem
civilian driver die naturgetreu nachgebildete „Chester-
field" aus dem Mundwinkel gerutscht und dem Afrika-
Kämpfer am LMG 34 mitten in den Patronenkasten ge-
fallen. Das ging zu weit. Ein verstaubter Sturmsoldat
f ^ > r
Spuler
Sl MPL- BRIEF KA & TEä
Geschmacklose Kost. Wir verstehen vollkommen Ihre
Verärgerung über die faden und dünnen Soßen, die
Ihnen so häufig vorgesetzt werden. Zwiebeln können
aber leider keine verteilt werden: man braucht sie
zur Herstellung von Tränengas, das nebst Gestank
dringend benötigt wird zur Störung unliebsamer
(ebenfalls fader) Kabarettvorstellungen, Versammlun-
gen sowie überhaupt zur Niederkämpfung Anders-
denkender.
Bedeutet das einen Partehuechsel? Wo denken Sie
hin! Dr. Högner ist nach wie vor Sozialdemokrat, hat
demnach auch keinerlei Aussicht, Dr. Hundhammer
als Kultusminister abzulösen. Seine Aeußerung, daß
der Sport unsere Kultur verflache und die Begeiste-
rung für das Fußballspiel dem Staat mindestens neue
Steuereinnahmen erschließen müßten, sind Aeuße-
rungen eines echten Sozialisten, dem Wohl und Er-
holung gerade der Arbeiterjugend am Herzen liegt,
die sich, wie in allen Ländern, in besonderem Maß
an Sport und Spiel erfreut.
Ist Stockschnupfen heilbar? Nein, im Gegenteil, er
greift allmählich aufs Hirn über. Gerade dadurch
aber, sowie durch die von ihm verursachte, angenehme
Tönung der Stimme gibt er seinem Träger in be-
sonderem Maße die Befähigung zum lehrhaften
Radiosprecher.
Besorgter Europäer. Der französische Vorschlag, die
neuen deutschen Brücken von 9 auf 7 Meter zu ver-
schmälern, hat allein den Grund, die Brücken für
kriegerischen Verkehr weniger brauchbar zu machen.
Daß dabei der friedliche Verkehr stark gehemmt
würde, wäre unwichtig. Brücken zum Verständnis
zwischen den Völkern sollen aber sicherlich von dem
Vorschlag ausgenommen sein, so daß kein Grund zur
Besorgnis für eine weitere innere und äußere Isolie-
rung des deutschen Volkes besteht.
Geistig Schaffender in M. Da Sie Ihre Tätigkeit im
Sitzen ausüben, bekommen Sie keine Lebensmittel-
Zulagen. Da Sie nur geistige Arbeit verrichten, sind
Sie zum Bezug von Heizmaterial für einen Arbeits-
raum ausgeschlossen. Unser Rat geht dahin: werden
Sie Peripatetiker, verrichten Sie Ihre Arbeit, indem
Sie unermüdlich im Kreise gehen. Jeder, auch der
kleinste Leerlauf erweckt in den Behörden jenes Zu-
sammengehörigkeitsgefühl, aus dem heraus allein ihr
Verständnis erwächst.
Wie wird man Tagungsteilnehmer? Ihre Frage zeigt
viel Hinterhältigkeit: gestehen Sie doch einfach, daß
Sie den Ernährungsfaehleuten die ihnen pro Tag in
Ruhpolding zugebilligten 3764 Kalorien mißgönnen.
Schämen Sie sich — die Leute arbeiten und essen für
Sie, und Sie rechnen ihnen nach, wozu Eiskrem,
Milch und Eier, warum Lachs, Pudding und Frucrrt-
saft, Sie staunen über 286 Gramm Fleisch am Tag und
wissen doch selber, wie rasch so ein halbes Pfünderl
verdrückt ist, Sie regen sich auf, daß die Herren pro
Tag 78 Gramm Butter bekamen, während Sie mit
150 Gramm vier Wochen reichen müssen! Nun, ein
Tag hat 24 Stunden und Sie werden aus Erfahrung
wissen, wie oft am Tag man Hunger hat! Und wollen
Sie etwa Ernährungsfachleute mit Trockenbrot, Ma-
germilch und 62 Gramm Käse ernähren? Wie die Ab-
geordneten nach Dr. Högner eine höher zu bewer-
tende Ehre als andere Staatsbürger haben, so werden
eben Ernährungsfachleute einen höher einzuschätzen-
den Magen besitzen. Wieso Sie dazu „Pfui Teufel!"
schreien, ist völlig unverständlich.
Warum Romanfragment? Die Verlage sind bekannt-
lich so mit Papier überhäuft, daß sie alles drucken,
was ihnen nur irgend in den Weg gelegt wird. Wenn
daher ein junger Autor in den vierziger Jahren vor
längerer Zeit an einem Roman gescheitert ist, dabei
aber die nötige Selbsteinschätzung besitzt, auch die
Bruchstücke des göttlichen Meisterwerkes der stau-
nenden Mitwelt zeigen zu wollen, so hat ein Verlag
die Pflicht, dieses unfertige, langweilige und miß-
glückte Stückwerk säuberlich zu drucken. Es fällt
dies sozusagen unter das Gesetz zur Meldepflicht von
Früh- und Fehlgeburten. Bald abei werden es die
Pirole von allen Dächern pfeifen, daß Bescheidenheit
und Selbstkritik einen Dichter nur am Aufstieg hin-
dern, da früher Fragmente nur von denen veröffent-
licht wurden, denen, wie man sagte, „der Tod die
Feder aus der Hand genommen hat".
verlor die Balance, durchstach mit aufgepflanztem Bajo-
nett den Geschützturm des gerade frisch in den Kampf
geworfenen amerikanischen Panzers und dachte sich:
„Unsere Zeitungen hatten doch recht! Alles Bluff!"
Aber da stand ja unterhalb des linken Sehschlitzes
„Made in Germany". Kein Propagandatrick: denn Heinis
Papa hatte den altbewährten deutschen „Tiger" zu Weih-
nachten nur etwas aufgefrischt und mit weißen Sternen
verziert. Damncd! Der Nachschub der Neuen war enorm.
Schon brauste eine funkelnagelneue •„Hurrican" herein
und verbeulte bei der Landung die Trompete des Signal-
hornisten von 1914/18, der gerade Fliegeralarm geben
wollte. Das sah ja nach einer regelrechten Invasion aus.
Wenig später ging alles drunter und drüber. Die Blei-
soldaten wehrten sich mit verbogenen Flinten und Füßen
gegen die Unterdrückung durch die Eindringlinge. Wahr-
scncinlich hätten sie sogar gesiegt, wenn nicht einem
alten Kämpen von 1870/71 die in der Schlacht am
Creme de Mouson erbeutete Regimentsfahnc abgebrochen
und in Winnetous Federschmuck hängengeblieben wäre.
Das gab der Rothaut den Rest. Der Indianer sagte laut
und vernehmlich „Uff" und fiel mit seinem Tomahawk
auf die Knallerbse, die Heini immer als Atombombe
benutzte. Die Puppen von Heinis Schwester schauten
neugierig in den Tumult, machten der Panzerbesatzung
schöne Augen und stellten ihren Stimmbändermechanis-
mus von „Mama-Mama" auf „Good by" um. Der alte
Brummtriesel in der Ecke knurrte etwas Unverständ-
liches in seinen verbeulten Bauch, wobei ihm die ver-
rostete Feder endgültig platzte. Alles andere ging in
dem ohrenbetäubenden Lärm der Atomknallerbsen-
Explosion unter.
Als Heini erschrocken den Deckel von der Spielzeug-
schachtel hob, taten alle so, als ob nichts gewesen wäre.
Heini nahm die .„Chesterfield" aus dem Patronenkasten
und steckte sie dem civilian driver wieder in den
Mundwinkel. „Darf ich morgen Invasion spielen, Papa?
Aber dann lasse ich die Deutschen gewinnen", meinte
Heini. Papa sagte „Ja" und summte das alte Lied von
der Trommel, die zum Streite schlug, vor sich hin. Klein-
Heini klopfte in Ermangelung besagter Trommel mit einer
Gabel auf der Tischkante den Takt dazu. Hans Job
DAS LIED DER WASCHFRAU
(ZUR DEMONTAGE DER HENKEL-WERKE)
Als Waschfrau kann man viel erleben,
als Waschfrau kann man vieles sehn
und lernt an all den Wäschestücken
die Menschen und die Zeit verstehn.
Einst hatten wir ein reines Hemde,
in Unschuld wuschen wir die Hand;
im Sauberkeits- und Ordnungswettstreit
gewannen wir das Blaue Band.
Der Sparstrumpf wurde täglich praller,
der Sabberlatz: Von Fett bedeckt.
Es ging uns gut. Wir waren wirklich
an Leib und Seel.,. persilgepflegt!
Dann machten wir uns in die Hosen,
die ganze Wäsche wurde .. . braun.
Waschlappen hier — dort ein paar Lumpen,
sie mußten alles uns versau'n.
Zwangsjacken wurden große Mode.
Man zog uns bis aufs Hemde aus,
und schwedische Gardinen waren
der Fensterschmuck im deutschen Haus.
Wir steckten unter einer Decke
mit andern schmutzigen Geselln
und machten frech uns auf die Socken,
um alles auf den Kopf zu stelin.
Es ging dann auch um Kopf — und Kragen.
Die Hosen zog man stramm uns gleich,
die Jacke ward uns vollgehauen,
und schließlich warn wir windelweich.
All unsre Pläne fieln ins Wasser,
die Abreibung nahm ihren Lauf,
es hingen an der Siegfried-Leine
die andern ihre Sachen auf ...
Dann wuschen wir vor allen Leuten
die schmutzge Wäsche. — Auch nicht schön ...
doch könnt man schließlich viele wieder
mit einer weißen Weste sehn.
So hofften wir, erhört zu werden,
(gesäubert und von Sünden rein)
im Kreise der Kulturnationen ...
Doch schon seift man uns wieder einHf
Man will uns HENKEL demontieren,
gönnt uns Persil und Ata nicht.
Doch ohne „Henkel" geht bekanntlich
der Krug nur solang, bis er bricht.
Hier macht die Politik schon wieder
statt reinen Tisch — nur neuen Mist. — —
Als Waschfrau merkt man es am besten,
wie dreckig unsre Lage ist! H. Hartwig
E. Kösslinger: BRÜCKE ÜBER DIE ISAR
28t
Der Teufel war los, als die ,,Neuen" ihren Einzug hiel-
ten. Daß der niedliche Ami-LKW (Dreitonner mit Auf-
zichfeder) aber auch ausgerechnet der wackligen Holz-
ente mit dem rechten Scheinwerfer auf den Schnabel
fallen mußte. Doch das wäre noch nicht das Schlimmste
gewesen. Gleich darauf brauste der neue Jeep mit Bat-
terieantrieb in eine Gruppe marschierender deutscher
Infanteristen und blieb mit dem Kotflügel auf einer
Zinne der alten Ritterburg hängen. Dabei war dem
civilian driver die naturgetreu nachgebildete „Chester-
field" aus dem Mundwinkel gerutscht und dem Afrika-
Kämpfer am LMG 34 mitten in den Patronenkasten ge-
fallen. Das ging zu weit. Ein verstaubter Sturmsoldat
f ^ > r
Spuler
Sl MPL- BRIEF KA & TEä
Geschmacklose Kost. Wir verstehen vollkommen Ihre
Verärgerung über die faden und dünnen Soßen, die
Ihnen so häufig vorgesetzt werden. Zwiebeln können
aber leider keine verteilt werden: man braucht sie
zur Herstellung von Tränengas, das nebst Gestank
dringend benötigt wird zur Störung unliebsamer
(ebenfalls fader) Kabarettvorstellungen, Versammlun-
gen sowie überhaupt zur Niederkämpfung Anders-
denkender.
Bedeutet das einen Partehuechsel? Wo denken Sie
hin! Dr. Högner ist nach wie vor Sozialdemokrat, hat
demnach auch keinerlei Aussicht, Dr. Hundhammer
als Kultusminister abzulösen. Seine Aeußerung, daß
der Sport unsere Kultur verflache und die Begeiste-
rung für das Fußballspiel dem Staat mindestens neue
Steuereinnahmen erschließen müßten, sind Aeuße-
rungen eines echten Sozialisten, dem Wohl und Er-
holung gerade der Arbeiterjugend am Herzen liegt,
die sich, wie in allen Ländern, in besonderem Maß
an Sport und Spiel erfreut.
Ist Stockschnupfen heilbar? Nein, im Gegenteil, er
greift allmählich aufs Hirn über. Gerade dadurch
aber, sowie durch die von ihm verursachte, angenehme
Tönung der Stimme gibt er seinem Träger in be-
sonderem Maße die Befähigung zum lehrhaften
Radiosprecher.
Besorgter Europäer. Der französische Vorschlag, die
neuen deutschen Brücken von 9 auf 7 Meter zu ver-
schmälern, hat allein den Grund, die Brücken für
kriegerischen Verkehr weniger brauchbar zu machen.
Daß dabei der friedliche Verkehr stark gehemmt
würde, wäre unwichtig. Brücken zum Verständnis
zwischen den Völkern sollen aber sicherlich von dem
Vorschlag ausgenommen sein, so daß kein Grund zur
Besorgnis für eine weitere innere und äußere Isolie-
rung des deutschen Volkes besteht.
Geistig Schaffender in M. Da Sie Ihre Tätigkeit im
Sitzen ausüben, bekommen Sie keine Lebensmittel-
Zulagen. Da Sie nur geistige Arbeit verrichten, sind
Sie zum Bezug von Heizmaterial für einen Arbeits-
raum ausgeschlossen. Unser Rat geht dahin: werden
Sie Peripatetiker, verrichten Sie Ihre Arbeit, indem
Sie unermüdlich im Kreise gehen. Jeder, auch der
kleinste Leerlauf erweckt in den Behörden jenes Zu-
sammengehörigkeitsgefühl, aus dem heraus allein ihr
Verständnis erwächst.
Wie wird man Tagungsteilnehmer? Ihre Frage zeigt
viel Hinterhältigkeit: gestehen Sie doch einfach, daß
Sie den Ernährungsfaehleuten die ihnen pro Tag in
Ruhpolding zugebilligten 3764 Kalorien mißgönnen.
Schämen Sie sich — die Leute arbeiten und essen für
Sie, und Sie rechnen ihnen nach, wozu Eiskrem,
Milch und Eier, warum Lachs, Pudding und Frucrrt-
saft, Sie staunen über 286 Gramm Fleisch am Tag und
wissen doch selber, wie rasch so ein halbes Pfünderl
verdrückt ist, Sie regen sich auf, daß die Herren pro
Tag 78 Gramm Butter bekamen, während Sie mit
150 Gramm vier Wochen reichen müssen! Nun, ein
Tag hat 24 Stunden und Sie werden aus Erfahrung
wissen, wie oft am Tag man Hunger hat! Und wollen
Sie etwa Ernährungsfachleute mit Trockenbrot, Ma-
germilch und 62 Gramm Käse ernähren? Wie die Ab-
geordneten nach Dr. Högner eine höher zu bewer-
tende Ehre als andere Staatsbürger haben, so werden
eben Ernährungsfachleute einen höher einzuschätzen-
den Magen besitzen. Wieso Sie dazu „Pfui Teufel!"
schreien, ist völlig unverständlich.
Warum Romanfragment? Die Verlage sind bekannt-
lich so mit Papier überhäuft, daß sie alles drucken,
was ihnen nur irgend in den Weg gelegt wird. Wenn
daher ein junger Autor in den vierziger Jahren vor
längerer Zeit an einem Roman gescheitert ist, dabei
aber die nötige Selbsteinschätzung besitzt, auch die
Bruchstücke des göttlichen Meisterwerkes der stau-
nenden Mitwelt zeigen zu wollen, so hat ein Verlag
die Pflicht, dieses unfertige, langweilige und miß-
glückte Stückwerk säuberlich zu drucken. Es fällt
dies sozusagen unter das Gesetz zur Meldepflicht von
Früh- und Fehlgeburten. Bald abei werden es die
Pirole von allen Dächern pfeifen, daß Bescheidenheit
und Selbstkritik einen Dichter nur am Aufstieg hin-
dern, da früher Fragmente nur von denen veröffent-
licht wurden, denen, wie man sagte, „der Tod die
Feder aus der Hand genommen hat".
verlor die Balance, durchstach mit aufgepflanztem Bajo-
nett den Geschützturm des gerade frisch in den Kampf
geworfenen amerikanischen Panzers und dachte sich:
„Unsere Zeitungen hatten doch recht! Alles Bluff!"
Aber da stand ja unterhalb des linken Sehschlitzes
„Made in Germany". Kein Propagandatrick: denn Heinis
Papa hatte den altbewährten deutschen „Tiger" zu Weih-
nachten nur etwas aufgefrischt und mit weißen Sternen
verziert. Damncd! Der Nachschub der Neuen war enorm.
Schon brauste eine funkelnagelneue •„Hurrican" herein
und verbeulte bei der Landung die Trompete des Signal-
hornisten von 1914/18, der gerade Fliegeralarm geben
wollte. Das sah ja nach einer regelrechten Invasion aus.
Wenig später ging alles drunter und drüber. Die Blei-
soldaten wehrten sich mit verbogenen Flinten und Füßen
gegen die Unterdrückung durch die Eindringlinge. Wahr-
scncinlich hätten sie sogar gesiegt, wenn nicht einem
alten Kämpen von 1870/71 die in der Schlacht am
Creme de Mouson erbeutete Regimentsfahnc abgebrochen
und in Winnetous Federschmuck hängengeblieben wäre.
Das gab der Rothaut den Rest. Der Indianer sagte laut
und vernehmlich „Uff" und fiel mit seinem Tomahawk
auf die Knallerbse, die Heini immer als Atombombe
benutzte. Die Puppen von Heinis Schwester schauten
neugierig in den Tumult, machten der Panzerbesatzung
schöne Augen und stellten ihren Stimmbändermechanis-
mus von „Mama-Mama" auf „Good by" um. Der alte
Brummtriesel in der Ecke knurrte etwas Unverständ-
liches in seinen verbeulten Bauch, wobei ihm die ver-
rostete Feder endgültig platzte. Alles andere ging in
dem ohrenbetäubenden Lärm der Atomknallerbsen-
Explosion unter.
Als Heini erschrocken den Deckel von der Spielzeug-
schachtel hob, taten alle so, als ob nichts gewesen wäre.
Heini nahm die .„Chesterfield" aus dem Patronenkasten
und steckte sie dem civilian driver wieder in den
Mundwinkel. „Darf ich morgen Invasion spielen, Papa?
Aber dann lasse ich die Deutschen gewinnen", meinte
Heini. Papa sagte „Ja" und summte das alte Lied von
der Trommel, die zum Streite schlug, vor sich hin. Klein-
Heini klopfte in Ermangelung besagter Trommel mit einer
Gabel auf der Tischkante den Takt dazu. Hans Job
DAS LIED DER WASCHFRAU
(ZUR DEMONTAGE DER HENKEL-WERKE)
Als Waschfrau kann man viel erleben,
als Waschfrau kann man vieles sehn
und lernt an all den Wäschestücken
die Menschen und die Zeit verstehn.
Einst hatten wir ein reines Hemde,
in Unschuld wuschen wir die Hand;
im Sauberkeits- und Ordnungswettstreit
gewannen wir das Blaue Band.
Der Sparstrumpf wurde täglich praller,
der Sabberlatz: Von Fett bedeckt.
Es ging uns gut. Wir waren wirklich
an Leib und Seel.,. persilgepflegt!
Dann machten wir uns in die Hosen,
die ganze Wäsche wurde .. . braun.
Waschlappen hier — dort ein paar Lumpen,
sie mußten alles uns versau'n.
Zwangsjacken wurden große Mode.
Man zog uns bis aufs Hemde aus,
und schwedische Gardinen waren
der Fensterschmuck im deutschen Haus.
Wir steckten unter einer Decke
mit andern schmutzigen Geselln
und machten frech uns auf die Socken,
um alles auf den Kopf zu stelin.
Es ging dann auch um Kopf — und Kragen.
Die Hosen zog man stramm uns gleich,
die Jacke ward uns vollgehauen,
und schließlich warn wir windelweich.
All unsre Pläne fieln ins Wasser,
die Abreibung nahm ihren Lauf,
es hingen an der Siegfried-Leine
die andern ihre Sachen auf ...
Dann wuschen wir vor allen Leuten
die schmutzge Wäsche. — Auch nicht schön ...
doch könnt man schließlich viele wieder
mit einer weißen Weste sehn.
So hofften wir, erhört zu werden,
(gesäubert und von Sünden rein)
im Kreise der Kulturnationen ...
Doch schon seift man uns wieder einHf
Man will uns HENKEL demontieren,
gönnt uns Persil und Ata nicht.
Doch ohne „Henkel" geht bekanntlich
der Krug nur solang, bis er bricht.
Hier macht die Politik schon wieder
statt reinen Tisch — nur neuen Mist. — —
Als Waschfrau merkt man es am besten,
wie dreckig unsre Lage ist! H. Hartwig
E. Kösslinger: BRÜCKE ÜBER DIE ISAR
28t
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Brücke über die Isar"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
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Der Simpl, 2.1947, Nr. 23, S. 281.
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