Fr. Bilek
Ich weiß nicht, mir ist heut so komisch. Ob man's mir ansieht?"
SCHNURRBART IN DER POLITIK
In der Politik der letzten Jahre fand man ein Haar. Dieses entstammte
einem Schnurrbart. Welchem? O Himmel —.
Wie ist das nun? Ja, alle demokratischen Politiker sind glattrasiert —
„clean-shaved", wie der Gebildete unter den Schwarzhändlern sagt —
nur die autoritären tragen liebe, kleine Bärtchen: Zahnbürsten quasi als
Rotzfänger, Seehundsbärte mit Melancholie für sehr mißtrauische, aber
betont biedere Herren, oder die große Festgirlande mit kulturellem Ein-
»chlag als bajuwarische Zier für diktierte Schuldiktatoren.
O Bart! Wo ein Politiker mit Bart auftaucht, ist in der Politik der Bart
Immer ab. Wie kommt das nur? Oestlich wie —.
Man muß natürlich immer genau sagen, wessen Bart man zupft. Wenn
man heutzutage im herrlichen Bayern — Bayern ist schöner geworden!
— vom Barte des Herrn A. H. spricht, so ist das eine recht zweideutige
Angelegenheit. Trotzdem ist sein Bart noch lange nicht ab. Auch nicht
der von seinen Schuhreformplänen — pardon: Schulreformplänen. Him-
mel ja, die Branche —. Da finden nicht nur einige deutsche „Mißver-
gnügte" das berühmte eine Haar.
In manchem ist es heute noch so wie früher: Wessen Brot ich esse,
dessen Bart ich trage. Unser guter; alter Kaiser — nein, nicht der un-
selige Tulpanow-Kaiser, sondern unser seliger Willi II — war ja mit
seinem Haby-Bart (Marke: „Es ist erreicht!") beispielweisend. Wenn
nunmehr der Aloysius-Bart modern werden sollte —-, Zu Bayern —.
Inwieweit sonst noch bei unserer politischen Pomeranz — pardon: Pro-
minenz Barttracht im Gebrauchtum ist, vermag ich heute noch nicht zu
sagen. Doch das schadet nichts, denn sicherem Vernehmen nach ist be-
reits ein Bartwuchsfragebogen gestartet, um zu erfassen, in welchen
Parteien der Bartwuchs am besten gedeiht, in welchen Ländern er be-
sonders verbreitet ist (Rasierklingenquotenkürzung!) — und wo nicht in
gleichem Maße (Sonderzuteilungen für Nordrhein-Mästfalen).
Man kann den Bart natürlich noch weiter durch den Kakao ziehen, aber
andererseits ist das eine viel zu haarige Sache dazu. Wie leicht ist in
unserer Musterverfassung, die auch s o einen Bart hat, so ein Artikel-
chen enthalten, das einem unge-bärtigen Journalisten den Bart zum
Stricke dreht.
O Schnurrbart, Schnauzbart, Vollbart, Rotbart — o Mond extra! G. W. Borth
W Ä H R U X O S - K E F O K M
Vielleicht kommt sie heut noch — vielleicht kommt sie morgen,
vielleicht kommt sie auch erst am ersten August
Doch kommen, das tut sie, habt nur keine Sorgen,
weil sie ja tatsächlich einmal kommen muß,
uns're Währungs-Reform!
's ist wie mit dem Krieg. Auch der mußte kommen.
Und wie mit dem Endsieg. Der kam ja dann auch.
Ein klein wenig anders, als mancher sich dachte,
doch gehn wir im Grunde nach altdeutschem Brauch
mit der Klärung konform!
Nun hab'n wir verlor'n. Doch noch lange nicht alles.
Jetzt verlier'n wir den Rest. Dann sind wir ganz frei!
Jetzt kommt erst der Kater. Jetzt kommt erst der Dalles.
Jetzt kömmt erst der „mark"-erschütternde Schrei.
Als Bewährung: Enorm!
Doch dann gibt's bald wieder alle Sachen,
und dann kaufen wir, was uns gefällt.
Wer dann Geld hat, kann vermutlich lachen,
doch vermutlich hat dann keiner Geld.
Doch der heut'ge Zustand ist untragbar,
und wie's jetzt ist, hat's ja keinen Sinn,
denn wenn alle Menschen Geld besitzen,
ja wo komm'n wir denn da schließlich hin?
Es muß wieder viel mehr Arme geben.
„Arme" brauchen wir, um aufzubaun.
Mit den Reichen kann man nichts erreichen,
und zur Reichsmark reicht nicht das Vertraun.
i
Legen wir zusammen und ... zusammen!
10:1 — ist das nicht wonderful?
Denkt: Das Spiel, aus dem die Scheine stammen,
stand bekanntlich sogar 1:0.
Wenn man nur Genaues drüber wüßte,
wann nun das „Reformationsfest" steigt,
daß man nicht grad mehr als nötig büßte
und beim Neuempfang nicht grade streikt...
Vielleicht kommt sie heut noch — vielleicht kommt sie morgen,
vielleicht kommt sie auch erst am ersten April...
Als Kind unsrer Zeit kommt sie sicherlich grade
wie andere Kinder: Wenn man sie nicht will.
Ja, die Währungs-Reform!
Noch wichtiger freilich als neue Moneten
erscheint mir was andres — ihr werdet's verstehn:
Ob Alt-Mark, ob Neu-Mark, ob West-Mark, ob Ost-Mark...
Aufs MARK kommt es an! Und darum woll'n wir sehn:
Die Ernährungs-Reform! Heinz Hartwig
M. Radler: SUD VERBOT
64
Ich weiß nicht, mir ist heut so komisch. Ob man's mir ansieht?"
SCHNURRBART IN DER POLITIK
In der Politik der letzten Jahre fand man ein Haar. Dieses entstammte
einem Schnurrbart. Welchem? O Himmel —.
Wie ist das nun? Ja, alle demokratischen Politiker sind glattrasiert —
„clean-shaved", wie der Gebildete unter den Schwarzhändlern sagt —
nur die autoritären tragen liebe, kleine Bärtchen: Zahnbürsten quasi als
Rotzfänger, Seehundsbärte mit Melancholie für sehr mißtrauische, aber
betont biedere Herren, oder die große Festgirlande mit kulturellem Ein-
»chlag als bajuwarische Zier für diktierte Schuldiktatoren.
O Bart! Wo ein Politiker mit Bart auftaucht, ist in der Politik der Bart
Immer ab. Wie kommt das nur? Oestlich wie —.
Man muß natürlich immer genau sagen, wessen Bart man zupft. Wenn
man heutzutage im herrlichen Bayern — Bayern ist schöner geworden!
— vom Barte des Herrn A. H. spricht, so ist das eine recht zweideutige
Angelegenheit. Trotzdem ist sein Bart noch lange nicht ab. Auch nicht
der von seinen Schuhreformplänen — pardon: Schulreformplänen. Him-
mel ja, die Branche —. Da finden nicht nur einige deutsche „Mißver-
gnügte" das berühmte eine Haar.
In manchem ist es heute noch so wie früher: Wessen Brot ich esse,
dessen Bart ich trage. Unser guter; alter Kaiser — nein, nicht der un-
selige Tulpanow-Kaiser, sondern unser seliger Willi II — war ja mit
seinem Haby-Bart (Marke: „Es ist erreicht!") beispielweisend. Wenn
nunmehr der Aloysius-Bart modern werden sollte —-, Zu Bayern —.
Inwieweit sonst noch bei unserer politischen Pomeranz — pardon: Pro-
minenz Barttracht im Gebrauchtum ist, vermag ich heute noch nicht zu
sagen. Doch das schadet nichts, denn sicherem Vernehmen nach ist be-
reits ein Bartwuchsfragebogen gestartet, um zu erfassen, in welchen
Parteien der Bartwuchs am besten gedeiht, in welchen Ländern er be-
sonders verbreitet ist (Rasierklingenquotenkürzung!) — und wo nicht in
gleichem Maße (Sonderzuteilungen für Nordrhein-Mästfalen).
Man kann den Bart natürlich noch weiter durch den Kakao ziehen, aber
andererseits ist das eine viel zu haarige Sache dazu. Wie leicht ist in
unserer Musterverfassung, die auch s o einen Bart hat, so ein Artikel-
chen enthalten, das einem unge-bärtigen Journalisten den Bart zum
Stricke dreht.
O Schnurrbart, Schnauzbart, Vollbart, Rotbart — o Mond extra! G. W. Borth
W Ä H R U X O S - K E F O K M
Vielleicht kommt sie heut noch — vielleicht kommt sie morgen,
vielleicht kommt sie auch erst am ersten August
Doch kommen, das tut sie, habt nur keine Sorgen,
weil sie ja tatsächlich einmal kommen muß,
uns're Währungs-Reform!
's ist wie mit dem Krieg. Auch der mußte kommen.
Und wie mit dem Endsieg. Der kam ja dann auch.
Ein klein wenig anders, als mancher sich dachte,
doch gehn wir im Grunde nach altdeutschem Brauch
mit der Klärung konform!
Nun hab'n wir verlor'n. Doch noch lange nicht alles.
Jetzt verlier'n wir den Rest. Dann sind wir ganz frei!
Jetzt kommt erst der Kater. Jetzt kommt erst der Dalles.
Jetzt kömmt erst der „mark"-erschütternde Schrei.
Als Bewährung: Enorm!
Doch dann gibt's bald wieder alle Sachen,
und dann kaufen wir, was uns gefällt.
Wer dann Geld hat, kann vermutlich lachen,
doch vermutlich hat dann keiner Geld.
Doch der heut'ge Zustand ist untragbar,
und wie's jetzt ist, hat's ja keinen Sinn,
denn wenn alle Menschen Geld besitzen,
ja wo komm'n wir denn da schließlich hin?
Es muß wieder viel mehr Arme geben.
„Arme" brauchen wir, um aufzubaun.
Mit den Reichen kann man nichts erreichen,
und zur Reichsmark reicht nicht das Vertraun.
i
Legen wir zusammen und ... zusammen!
10:1 — ist das nicht wonderful?
Denkt: Das Spiel, aus dem die Scheine stammen,
stand bekanntlich sogar 1:0.
Wenn man nur Genaues drüber wüßte,
wann nun das „Reformationsfest" steigt,
daß man nicht grad mehr als nötig büßte
und beim Neuempfang nicht grade streikt...
Vielleicht kommt sie heut noch — vielleicht kommt sie morgen,
vielleicht kommt sie auch erst am ersten April...
Als Kind unsrer Zeit kommt sie sicherlich grade
wie andere Kinder: Wenn man sie nicht will.
Ja, die Währungs-Reform!
Noch wichtiger freilich als neue Moneten
erscheint mir was andres — ihr werdet's verstehn:
Ob Alt-Mark, ob Neu-Mark, ob West-Mark, ob Ost-Mark...
Aufs MARK kommt es an! Und darum woll'n wir sehn:
Die Ernährungs-Reform! Heinz Hartwig
M. Radler: SUD VERBOT
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Sudverbot"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 6, S. 64.
Beziehungen
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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg