isfagei
„Gekonnt, wirklich sehr gekonnt, lieber Kollege. Aber so lange Sie Ihren Beitrag für den
Berufsverband nicht bezahlt haben, können wir das Bild natürlich noch nicht ausstellen!"
REDE EINES AMTSLEITERS
Meine Damen und Herren! In schicksalsschwerer
Stunde habe ich Sie hieher gebeten. Die soge-
nannte Volksvertretung hat beschlossen, 20°/o der
Beamtenstellen zu streichen. Nicht genug damit: die
Oeffentlichkeit, das anonyme Kind aller Staats-
feinde, fordert weiteren Abbau der öffentlichen Ver-
waltung. Die Aelteren von uns haben unter vier
Staatssysteme gedient. Keinem dieser Systeme fiel
es ein, an die geheiligte Tradition unserer unver-
gänglichen Institutionen zu rühren, geschweige das
geschichtlich Gewachsene durch rohe Eingriffe zu
stören. Durchdrungen von der Unsterblichkeit ihres
Wesens, haben sie alle, Kaiser und Könige, Repu-
blik, Führerstaat und Demokratie unseren ehrwür-
digen Institutionen ihren Tribut gezollt und zahl-
reiche neue staatliche Einrichtungen geschaffen, da-
mit alle Staatsbürger, von der Wiege bis zum Grabe,
des Segens teilhaftig werden, den allein eine fest-
gefügte Staatsverwaltung vermitteln kann.
Meine Damen und Herren! Wir haben Kaiser und
Könige, republikanische und nationale, demokra-
tische und sozialistische Führer kommen und gehen
gesehen — aber wir blieben und werden allen Ge-
walten zum Trotz uns erhalten. Der Tod unserer ge-
heiligten Institutionen wäre gleichbedeutend mit
dem Untergang des Staates. Weil wir ihm dienen
wollen, lächeln wir über die Wichtigtuerei der
Volksvertreter und die anonymen Neider. Es gilt,
wie so oft in der Geschichte, ihnen zu beweisen,
daß Regierung und Landtag ohne unsere Arbeit ins
Wesenlose hinabsinken müßten und daß jeder
Staatsbürger ohne unsere Existenz ein anonymes
Geschöpf wäre, weil erst wir ihm täglich das Be-
wußtsein seines Ich vermitteln. Erfüllt von den
hohen Idealen unserer Tradition lassen Sie uns wei-
terarbeiten. Beweisen Sie durch noch peinlichere Ge-
wissenhaftigkeit, durch Ausbau und Vertiefung Ihres
Amtes die geschichtsbedingte Existenz der staat-
lichen Verwaltung, die geschichtsbse und staats-
feindliche Kreaturen Bürokratie nennen. Ich sage
nicht zu viel, wenn ich behaupte, diese, die verspot-
tete Bürokratie, wird alle ihre Kritiker und Neider
und ihre Nachkommen überleben, dem Vaterland
zum Wohle. Und nun gehen Sie wieder an Ihre Ar-
beit, im Vertrauen an die Größe Ihrer Aufgabe. A.H.
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„Gekonnt, wirklich sehr gekonnt, lieber Kollege. Aber so lange Sie Ihren Beitrag für den
Berufsverband nicht bezahlt haben, können wir das Bild natürlich noch nicht ausstellen!"
REDE EINES AMTSLEITERS
Meine Damen und Herren! In schicksalsschwerer
Stunde habe ich Sie hieher gebeten. Die soge-
nannte Volksvertretung hat beschlossen, 20°/o der
Beamtenstellen zu streichen. Nicht genug damit: die
Oeffentlichkeit, das anonyme Kind aller Staats-
feinde, fordert weiteren Abbau der öffentlichen Ver-
waltung. Die Aelteren von uns haben unter vier
Staatssysteme gedient. Keinem dieser Systeme fiel
es ein, an die geheiligte Tradition unserer unver-
gänglichen Institutionen zu rühren, geschweige das
geschichtlich Gewachsene durch rohe Eingriffe zu
stören. Durchdrungen von der Unsterblichkeit ihres
Wesens, haben sie alle, Kaiser und Könige, Repu-
blik, Führerstaat und Demokratie unseren ehrwür-
digen Institutionen ihren Tribut gezollt und zahl-
reiche neue staatliche Einrichtungen geschaffen, da-
mit alle Staatsbürger, von der Wiege bis zum Grabe,
des Segens teilhaftig werden, den allein eine fest-
gefügte Staatsverwaltung vermitteln kann.
Meine Damen und Herren! Wir haben Kaiser und
Könige, republikanische und nationale, demokra-
tische und sozialistische Führer kommen und gehen
gesehen — aber wir blieben und werden allen Ge-
walten zum Trotz uns erhalten. Der Tod unserer ge-
heiligten Institutionen wäre gleichbedeutend mit
dem Untergang des Staates. Weil wir ihm dienen
wollen, lächeln wir über die Wichtigtuerei der
Volksvertreter und die anonymen Neider. Es gilt,
wie so oft in der Geschichte, ihnen zu beweisen,
daß Regierung und Landtag ohne unsere Arbeit ins
Wesenlose hinabsinken müßten und daß jeder
Staatsbürger ohne unsere Existenz ein anonymes
Geschöpf wäre, weil erst wir ihm täglich das Be-
wußtsein seines Ich vermitteln. Erfüllt von den
hohen Idealen unserer Tradition lassen Sie uns wei-
terarbeiten. Beweisen Sie durch noch peinlichere Ge-
wissenhaftigkeit, durch Ausbau und Vertiefung Ihres
Amtes die geschichtsbedingte Existenz der staat-
lichen Verwaltung, die geschichtsbse und staats-
feindliche Kreaturen Bürokratie nennen. Ich sage
nicht zu viel, wenn ich behaupte, diese, die verspot-
tete Bürokratie, wird alle ihre Kritiker und Neider
und ihre Nachkommen überleben, dem Vaterland
zum Wohle. Und nun gehen Sie wieder an Ihre Ar-
beit, im Vertrauen an die Größe Ihrer Aufgabe. A.H.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Gekonnt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Gekonnt, wirklich sehr gekonnt, lieber Kollege. Aber so lange Sie Ihren Beitrag für den Berufsverband nicht bezahlt haben, können wir das Bild natürlich noch nicht ausstellen!"
Kommentar
Signatur: Nagel
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 18, S. 213.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg