SIMPL-BRIEFKASTEN
„Irrtum, die Herrschaften! — Fasching heißt das, Fasching!"
Schlaf, Kindlein, schlaf , . .
Aus tausend zarten, schönen, wahren, erlogenen, süßen, kitschigen, lehrhaften
und nüchternen Schilderungen in Wort und Bild haben wir gelernt: .in der
Wiege oder dem Bettchen des Kindes sitzt abends die Mutter, erzählt ihm
mit halblauter Stimme Gute-Nacht-Geschichten und lullt es mit sanften,
vielstrophigen und manchmal sehr dramatischen Liedern in den Schlaf.
Es wird behauptet, daß schlaue Säuglinge sich dabei vorzeitig schlafend
stellten, um allzu langen und musikalisch nicht immer unanfechtbaren mütter-
lichen Gesängen zu entgehen. Aber Dichter und Komponisten schreiben
weiterhin Wiegenlieder oder „Berceusen", die vielleicht nicht immer an
Wiegen, bestimmt aber in Konzertsälen gesungen werden.
Der mütterliche Schlafgesang also gehört so oder so zum festen Bestand
unserer Vorstellungen.
Einem Schallplattenfabrikanten erst blieb es vorbehalten, diese Vorstellungen
ungeahnt zu erweitern. Am Bett des Kindes sitzt nicht mehr die Mutter, am
Bett des Kindes sitzt das Grammophon! Ich sehe es richtig, zärtlich im
warmen Kerzenschein, wie von einem alten Niederländer gemalt, wie es die
Wiege schaukelt und aus vor Rührung zart scheppernder Schalldose Märlein
entströmen läßt und elektrische Gesänge „Schlaf, Kindlein, schlaf". Mit
garantierter Klangreinheit werden hier erstklassige Sängerinnen als Ein-
schläfer am Werke sein, und die Schallplatte endlich entkräftet jenen ur-
ewigen Kindervorwurf beim Märchenerzählen, die Geschichte habe gestern
oder am Donnerstag oder vor einem halben-Lahr nicht genau den gleichen
Wortlaut gehabt wie heute. Bei diesen in Scm^rzimmerlautstärke gemurmelten
Märchen gibt es kein Dazu und kein Davon-Weg, da gibt es die einmalige,
ewiggültige, nur durch an die Wand-Schmeißen abzubrechende Standard-
geschichte im DIN-Format. Und alles elektrisch.
Ein ähnliches Verfahren ist nun allerdings schon
lang in den Parlamenten erprobt, wo viele Ab-
geordnete beim Anhören der immer gleichen Reden
ihrer Freunde oder Gegner sanft in Schlaf sinken,
ohne erst am Schalter knipsen zu müssen. Doch
wenn sie gestärkt erwachen, können sie sich
durch Zwischenrufe erleichtern oder weitere Ruhe
schaffen. Was aber tut das Kind, neben dem sich
die Schallplatte dreht und dreht, ohne Fragen
und Zwischengebrüll zu hören? Was nützt dem
schlauesten Säugling seine Kunst der Verstellung,
wenn sie sich gegen eine Maschine richtet, die er
nicht abstellen kann? Nun, einmal ist die. längste
Platte zu Ende und mit einem „Good night, Baby-
Darling" zieht sich die Schalldose zurück.
Peinliche Folgen und Komplexe, die später nur
durch tiefstschürfende Psychoanalyse ans Licht zu
heben wären, könnten sich für das Kind höchstens
dann einstellen, wenn die eilige Mutter statt eines
Wiegenliedes den Badenweiler Marsch oder einen
Song der männermordenden Marlene aufgelegt
haben sollte! Aber dafür kann die Schallplatten-
fabrik nicht haftbar gemacht werden. E. H.
„DER SIMPL" erscheint im Monat zweimal
Bezugspreis pro Monat DM 1.— zuzüglich 6 Pfg. Zustell-
gebühr. Verlag ,,DER SIMPL" (Freitag-Verlag), München 23,
Werneckstraße 15a. Fernruf: 362072. Postscheckkonto: DER
SIMPL, München Nr. 91999. — Herausgeber und allein ver-
antwortlicher Chefredakteur: Willi Ernst Freitag. — Redaktion:
M. Schrimpf. — Sprechstunden: Dienstag und Donnerstag von
9 bis 12 Uhr. — Für unverlangt eingesandte Manuskripte und
Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Freiumschlag ist
beizulegen. — Anzeigen nach Preisliste 1 vom 1. 9. 1948. An-
zeigen-Verwaltung: Neue Haasenstein & Vogler Gesellschaft für
Wirtschaftswerbung m.b.H., München 1, Roman-Mayr-Haus (Kau-
fingerstr. 1/2). Tel. 2558. — Klischees: Brend'amour, Simhart &
Co., Graphische Kunstanstalt, München. — Druck: Süddeutscher
Verlag GmbH., München 2, Sendlinger Str. 80 — Auflage : 82 000. —
Copyright by Freitag Verlag 1946. — Published under Military-
Government Information Control License No US-E-148.
Besorgter Denkmalspfleger. Keine Angst:
auch ein neuer Weltkrieg würde nicht
unbedingt allen Kunstbesitz zerstören!
Zum Glück ist nunmehr die Entwicklung
einer neuen Waffe, des Bolloid, gelungen,
die der Atombombe gegenüber den von
ihren Erfindern besonders gepriesenen
Wert hat durch Erzeugen von radioaktiven
Schneewolken „nur die Bewohner" (also
etwas ziemlich Unwichtiges!) auszulöschen,
nicht aber die Gebäude und Denkmäler
der Städte zu zerstören.
Ich wäre so neugierig. Sie möchten gerne
eine Strafanstalt von innen sehen. Nichts
leichter als das. Sie brauchen gar nichts
anzustellen, sich nur bestrafen zu lassen,
gemäß dem schönen Satz, den der Staats-
anwalt im Prozeß Dr. Hundhammers gegen
den „Simpl" geprägt hat: „Jeder Staats-
bürger" (sagte der Ankläger) „hat das
Recht auf Ehre und Bestrafung,"
Also halten Sie sich dran.
Biertrinker aus Niedersachsen. Wir ver-
stehen Ihre Besorgnis sehr gut. Nachdem
die niedersächsischen Brauereien einen
Werbefeldzug gegen das Bier anderer
deutscher Lande eröffnet und erklärt
haben: „Der Genuß auswärtiger Biere
schädigt unser Land!" wäre natürlich die
Frage zu klären, ob nicht schon der in
niedersächsischen Bieren enthaltene Hopfen,
der bekanntlich seitens der Bayern den
Niedersachsen geradezu aufgezwungen
wird, schädlich wirkt. Am besten wird es
sein: Sie trinken Wasser! — Da schädigen
Sie keinen, denn Wasser hat keine Kon-
kurrenz!
Ich bin nicht so leicht wie andere! Ganz
recht, liebes Fräulein Edeltraud, Ihre tief-
ernste, tierische Haltung und Sittenstrenge
ist gerade das, was im Münchener Fasching
nottut! Wenn der junge Torero Sie im
Halbdunkel küßte und dann im Licht des
Tanzsaales ausrief: „Ach, du liebei Him-
mel!", so ist das nicht als Erschrecken über
Ihren Anblick im Hellen aufzufassen. Es
bedeutet vielmehr, daß er sich der vollen
Tragweite seiner Handlung bewußt wurde
und sagen wollte: es gibt kein Zurück
mehr, wir sind auf ewig verbunden!
Warum Angst vor der Pleite? Soviel Klein-
mut bei einem Geschäftsmann ist wirklich
unverständlich. Wir haben nur noch nicht
gelernt, die Zeichen richtig zu deuten und
legen immer noch fremde, statt deutsche
Maßstäbe an. Mit Recht aber stellte Dr.
Pünder den nur einem Ausländer vielleicht
merkwürdig erscheinenden Grundsatz auf:
„Die ersten Konkurserklärungen sind ein
Zeichen dei Gesundung unserer Wirtschaft."
Teure Zigarette! Zahlen Sie doch ruhig
das eine Mal die kleine Gebühr, die Ihnen
selbstverständlich zu Unrecht abgefordert
wurde! Seit altersher ist es nur das
Schmuckbedürfnis unserer Reichsbahn, das
sie veranlaßt, in manchen ihrer Waggons
zur Dekoration das Schildchen „Nicht-
raucher" anzubringen. Darum kümmern
braucht sich niemand, wenn nicht ein zu-
dringlicher Schaffner es plötzlich ernst ge-
nommen haben will
Schwere Wahl. Unverständlich, wieso Sie
es wagen wollen, ohne Zurateziehung eines
astrologischen Kalenders von sich aus eine
Lebensgefährtin zu küren. Lesen Sie denn
nicht zumindest ein paar Magazine, um
über das Nötigste Bescheid zu wissen?
Merken Sie sich, Sie Stock-Fisch-Mann:
für Sie kommt nur ein Krebsweib — nicht
wie Sie meinten, Kebsweib — in Frage!
Im Widerstreit der Gefühle! Wir verstehen
gut, daß es Ihnen, als einem Angehörigen
des „Bundes für alkoholfreie Kultur"
schmerzlich sein muß, im Fasching mit grö-
ßeren Mengen von Alkoholkonsumenten
zusammenzutreffen, unter denen sich auch
nicht immer reizlose Angehörige des an-
deren Geschlechts befinden. Da gibt es nur
eins: halten Sie sich an die hübschen Mäd-
chen und betrachten Sie den Fasching als
Unkultur — dann kann ihm und Ihnen ein
Glas Sekt nicht schaden!
Achtung, Glatteis! Da Sand anscheinend
Mangelware ist, hofft man auf eine grö-
ßere Einfuhr von Wüstensand. Verschaffen
Sie sich davon eine Tüte voll und ver-
teilen Sie bei Glatteis vor Ihrem Haus nur
so viel davon, als nötig ist, um die Haft-
pflichtversicherung bei größeren Unfällen
zum Schadenersatz heranziehen zu können.
Dann dürfen Sie Ihre Mitbürger ruhig
stürzen und purzeln lassen — Sie haben
davon ja keine weiteren Kosten!
Gesunder Menschenverstand. Warum wol-
len Sie, daß der Leiter des Wohnungsamtes
in Hof fristlos entlassen wird? Bloß weil er
einem Bauherrn, der ein zweistöckiges
Wohnhaus mit sechs Wohnungen zu bauen
beabsichtigte, in diesem Hause nur ein
einziges Zimmer zugestehen wollte und der
Wohnungsbauplan deswegen aufgegeben
wurde? Leben Sie auf dem Mond? Ein
Schüler, der in der Schule versagt, bleibt
sitzen, ein Student, der im Examen ver-
sagt, fällt durch, ein Chauffeur, der als
Chauffeur versagt, fliegt — aber doch
nicht der Leiter eines Wohnungsamtes,
Sie Schäker! ;
Tschingeratabum. Sie vermissen im Rund-
funk die liebe alte Kommiß-Marschmusik?
Sie hätten Ihren Apparat auf Holland ein-
stellen sollen, als die niederländischen
Truppen Indonesien „zurückeroberten" und
66 Mann den Heldentod fanden, während
auf der Gegenseite nur Tausende von
„Terroristen" ums Leben kamen. Da
dröhnte von morgens bis abends Marsch-
musik, daß Ihnen als altem Militaristen
das Herz höher geschlagen hätte.
EHRENGAST IM MÜNCHENER SPIELKASINO
„Unter uns gesagt, er hat sein Vermögen schon in Monte Carlo verloren."
31
„Irrtum, die Herrschaften! — Fasching heißt das, Fasching!"
Schlaf, Kindlein, schlaf , . .
Aus tausend zarten, schönen, wahren, erlogenen, süßen, kitschigen, lehrhaften
und nüchternen Schilderungen in Wort und Bild haben wir gelernt: .in der
Wiege oder dem Bettchen des Kindes sitzt abends die Mutter, erzählt ihm
mit halblauter Stimme Gute-Nacht-Geschichten und lullt es mit sanften,
vielstrophigen und manchmal sehr dramatischen Liedern in den Schlaf.
Es wird behauptet, daß schlaue Säuglinge sich dabei vorzeitig schlafend
stellten, um allzu langen und musikalisch nicht immer unanfechtbaren mütter-
lichen Gesängen zu entgehen. Aber Dichter und Komponisten schreiben
weiterhin Wiegenlieder oder „Berceusen", die vielleicht nicht immer an
Wiegen, bestimmt aber in Konzertsälen gesungen werden.
Der mütterliche Schlafgesang also gehört so oder so zum festen Bestand
unserer Vorstellungen.
Einem Schallplattenfabrikanten erst blieb es vorbehalten, diese Vorstellungen
ungeahnt zu erweitern. Am Bett des Kindes sitzt nicht mehr die Mutter, am
Bett des Kindes sitzt das Grammophon! Ich sehe es richtig, zärtlich im
warmen Kerzenschein, wie von einem alten Niederländer gemalt, wie es die
Wiege schaukelt und aus vor Rührung zart scheppernder Schalldose Märlein
entströmen läßt und elektrische Gesänge „Schlaf, Kindlein, schlaf". Mit
garantierter Klangreinheit werden hier erstklassige Sängerinnen als Ein-
schläfer am Werke sein, und die Schallplatte endlich entkräftet jenen ur-
ewigen Kindervorwurf beim Märchenerzählen, die Geschichte habe gestern
oder am Donnerstag oder vor einem halben-Lahr nicht genau den gleichen
Wortlaut gehabt wie heute. Bei diesen in Scm^rzimmerlautstärke gemurmelten
Märchen gibt es kein Dazu und kein Davon-Weg, da gibt es die einmalige,
ewiggültige, nur durch an die Wand-Schmeißen abzubrechende Standard-
geschichte im DIN-Format. Und alles elektrisch.
Ein ähnliches Verfahren ist nun allerdings schon
lang in den Parlamenten erprobt, wo viele Ab-
geordnete beim Anhören der immer gleichen Reden
ihrer Freunde oder Gegner sanft in Schlaf sinken,
ohne erst am Schalter knipsen zu müssen. Doch
wenn sie gestärkt erwachen, können sie sich
durch Zwischenrufe erleichtern oder weitere Ruhe
schaffen. Was aber tut das Kind, neben dem sich
die Schallplatte dreht und dreht, ohne Fragen
und Zwischengebrüll zu hören? Was nützt dem
schlauesten Säugling seine Kunst der Verstellung,
wenn sie sich gegen eine Maschine richtet, die er
nicht abstellen kann? Nun, einmal ist die. längste
Platte zu Ende und mit einem „Good night, Baby-
Darling" zieht sich die Schalldose zurück.
Peinliche Folgen und Komplexe, die später nur
durch tiefstschürfende Psychoanalyse ans Licht zu
heben wären, könnten sich für das Kind höchstens
dann einstellen, wenn die eilige Mutter statt eines
Wiegenliedes den Badenweiler Marsch oder einen
Song der männermordenden Marlene aufgelegt
haben sollte! Aber dafür kann die Schallplatten-
fabrik nicht haftbar gemacht werden. E. H.
„DER SIMPL" erscheint im Monat zweimal
Bezugspreis pro Monat DM 1.— zuzüglich 6 Pfg. Zustell-
gebühr. Verlag ,,DER SIMPL" (Freitag-Verlag), München 23,
Werneckstraße 15a. Fernruf: 362072. Postscheckkonto: DER
SIMPL, München Nr. 91999. — Herausgeber und allein ver-
antwortlicher Chefredakteur: Willi Ernst Freitag. — Redaktion:
M. Schrimpf. — Sprechstunden: Dienstag und Donnerstag von
9 bis 12 Uhr. — Für unverlangt eingesandte Manuskripte und
Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Freiumschlag ist
beizulegen. — Anzeigen nach Preisliste 1 vom 1. 9. 1948. An-
zeigen-Verwaltung: Neue Haasenstein & Vogler Gesellschaft für
Wirtschaftswerbung m.b.H., München 1, Roman-Mayr-Haus (Kau-
fingerstr. 1/2). Tel. 2558. — Klischees: Brend'amour, Simhart &
Co., Graphische Kunstanstalt, München. — Druck: Süddeutscher
Verlag GmbH., München 2, Sendlinger Str. 80 — Auflage : 82 000. —
Copyright by Freitag Verlag 1946. — Published under Military-
Government Information Control License No US-E-148.
Besorgter Denkmalspfleger. Keine Angst:
auch ein neuer Weltkrieg würde nicht
unbedingt allen Kunstbesitz zerstören!
Zum Glück ist nunmehr die Entwicklung
einer neuen Waffe, des Bolloid, gelungen,
die der Atombombe gegenüber den von
ihren Erfindern besonders gepriesenen
Wert hat durch Erzeugen von radioaktiven
Schneewolken „nur die Bewohner" (also
etwas ziemlich Unwichtiges!) auszulöschen,
nicht aber die Gebäude und Denkmäler
der Städte zu zerstören.
Ich wäre so neugierig. Sie möchten gerne
eine Strafanstalt von innen sehen. Nichts
leichter als das. Sie brauchen gar nichts
anzustellen, sich nur bestrafen zu lassen,
gemäß dem schönen Satz, den der Staats-
anwalt im Prozeß Dr. Hundhammers gegen
den „Simpl" geprägt hat: „Jeder Staats-
bürger" (sagte der Ankläger) „hat das
Recht auf Ehre und Bestrafung,"
Also halten Sie sich dran.
Biertrinker aus Niedersachsen. Wir ver-
stehen Ihre Besorgnis sehr gut. Nachdem
die niedersächsischen Brauereien einen
Werbefeldzug gegen das Bier anderer
deutscher Lande eröffnet und erklärt
haben: „Der Genuß auswärtiger Biere
schädigt unser Land!" wäre natürlich die
Frage zu klären, ob nicht schon der in
niedersächsischen Bieren enthaltene Hopfen,
der bekanntlich seitens der Bayern den
Niedersachsen geradezu aufgezwungen
wird, schädlich wirkt. Am besten wird es
sein: Sie trinken Wasser! — Da schädigen
Sie keinen, denn Wasser hat keine Kon-
kurrenz!
Ich bin nicht so leicht wie andere! Ganz
recht, liebes Fräulein Edeltraud, Ihre tief-
ernste, tierische Haltung und Sittenstrenge
ist gerade das, was im Münchener Fasching
nottut! Wenn der junge Torero Sie im
Halbdunkel küßte und dann im Licht des
Tanzsaales ausrief: „Ach, du liebei Him-
mel!", so ist das nicht als Erschrecken über
Ihren Anblick im Hellen aufzufassen. Es
bedeutet vielmehr, daß er sich der vollen
Tragweite seiner Handlung bewußt wurde
und sagen wollte: es gibt kein Zurück
mehr, wir sind auf ewig verbunden!
Warum Angst vor der Pleite? Soviel Klein-
mut bei einem Geschäftsmann ist wirklich
unverständlich. Wir haben nur noch nicht
gelernt, die Zeichen richtig zu deuten und
legen immer noch fremde, statt deutsche
Maßstäbe an. Mit Recht aber stellte Dr.
Pünder den nur einem Ausländer vielleicht
merkwürdig erscheinenden Grundsatz auf:
„Die ersten Konkurserklärungen sind ein
Zeichen dei Gesundung unserer Wirtschaft."
Teure Zigarette! Zahlen Sie doch ruhig
das eine Mal die kleine Gebühr, die Ihnen
selbstverständlich zu Unrecht abgefordert
wurde! Seit altersher ist es nur das
Schmuckbedürfnis unserer Reichsbahn, das
sie veranlaßt, in manchen ihrer Waggons
zur Dekoration das Schildchen „Nicht-
raucher" anzubringen. Darum kümmern
braucht sich niemand, wenn nicht ein zu-
dringlicher Schaffner es plötzlich ernst ge-
nommen haben will
Schwere Wahl. Unverständlich, wieso Sie
es wagen wollen, ohne Zurateziehung eines
astrologischen Kalenders von sich aus eine
Lebensgefährtin zu küren. Lesen Sie denn
nicht zumindest ein paar Magazine, um
über das Nötigste Bescheid zu wissen?
Merken Sie sich, Sie Stock-Fisch-Mann:
für Sie kommt nur ein Krebsweib — nicht
wie Sie meinten, Kebsweib — in Frage!
Im Widerstreit der Gefühle! Wir verstehen
gut, daß es Ihnen, als einem Angehörigen
des „Bundes für alkoholfreie Kultur"
schmerzlich sein muß, im Fasching mit grö-
ßeren Mengen von Alkoholkonsumenten
zusammenzutreffen, unter denen sich auch
nicht immer reizlose Angehörige des an-
deren Geschlechts befinden. Da gibt es nur
eins: halten Sie sich an die hübschen Mäd-
chen und betrachten Sie den Fasching als
Unkultur — dann kann ihm und Ihnen ein
Glas Sekt nicht schaden!
Achtung, Glatteis! Da Sand anscheinend
Mangelware ist, hofft man auf eine grö-
ßere Einfuhr von Wüstensand. Verschaffen
Sie sich davon eine Tüte voll und ver-
teilen Sie bei Glatteis vor Ihrem Haus nur
so viel davon, als nötig ist, um die Haft-
pflichtversicherung bei größeren Unfällen
zum Schadenersatz heranziehen zu können.
Dann dürfen Sie Ihre Mitbürger ruhig
stürzen und purzeln lassen — Sie haben
davon ja keine weiteren Kosten!
Gesunder Menschenverstand. Warum wol-
len Sie, daß der Leiter des Wohnungsamtes
in Hof fristlos entlassen wird? Bloß weil er
einem Bauherrn, der ein zweistöckiges
Wohnhaus mit sechs Wohnungen zu bauen
beabsichtigte, in diesem Hause nur ein
einziges Zimmer zugestehen wollte und der
Wohnungsbauplan deswegen aufgegeben
wurde? Leben Sie auf dem Mond? Ein
Schüler, der in der Schule versagt, bleibt
sitzen, ein Student, der im Examen ver-
sagt, fällt durch, ein Chauffeur, der als
Chauffeur versagt, fliegt — aber doch
nicht der Leiter eines Wohnungsamtes,
Sie Schäker! ;
Tschingeratabum. Sie vermissen im Rund-
funk die liebe alte Kommiß-Marschmusik?
Sie hätten Ihren Apparat auf Holland ein-
stellen sollen, als die niederländischen
Truppen Indonesien „zurückeroberten" und
66 Mann den Heldentod fanden, während
auf der Gegenseite nur Tausende von
„Terroristen" ums Leben kamen. Da
dröhnte von morgens bis abends Marsch-
musik, daß Ihnen als altem Militaristen
das Herz höher geschlagen hätte.
EHRENGAST IM MÜNCHENER SPIELKASINO
„Unter uns gesagt, er hat sein Vermögen schon in Monte Carlo verloren."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Ehrengast im Münchner Spielcasino"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 3, S. 31.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg