DER BAYERISCHE STAAT SPART — NATÜRLICH AN FALSCHER STELLE
ZUM SCHIESSEX
GERICHTSREFERENDARE OHNE ZAHLUNG — JEDER RETTE SICH WIE ER KANN
SIMPL-BRIEFKASTEN
Mensch ohne Raum! Werden Sie Weltbürger und melden
Sie sich sofort in einer der nächsten Weltbürger-Sam-
melstellen. Kosmopolit sein zu wollen im früheren Sinne
freier Geister ist überholt und zwecklos, nur ein nume-
rierter Weltbürger mit gestempelten Papieren zählt. Die
ersten Plätze sind natürlich schon vergeben, aber auch
in kleineren Orten wird das Weltbürgertum seine Rolle
spielen, sofern man sich nur Cäsars Wort zum Vorbild
nimmt: lieber in Kleinfrettchenbach der erste, als im
Kosmos der zweite Weltbürger seinl
Neues Geläut. Seien Sie froh, daß Sie in einer vom
Krieg verschonten Gemeinde leben, wo man keine ande-
ren Sorgen zu haben braucht, als die Anschaffung eines
neuen Glockengeläutes. Das scheint Ihnen eine verfrühte
Sorge angesichts der Not ringsum? Sie sind eben weit
hinter unserer Zeit zurück. Die Glockengießereien sind
mit Arbeit auf lange versehen, denn auch unbeschädigte
Geläute sollen durch neue Glocken verbessert und ver-
größert werden.
Nur ein kleiner Mann . . . Wie, Sie wollen einer jener
„kleinen Männer von der Straße" sein, denen auslän-
dische Presseleute unaufhörlich begegnen? Und dabei
wollen Sie nur Arbeit, Brot und ein klein bißchen
Hoffnung auf Zukunft und Frieden? Da sind Sie schön
unzeitgemäß. Wenn Sie etwas mehr ausländische Zei-
tungen läsen, wüßten Sie, daß Sie, kleiner Mann von
der deutschen Straße, von neuem Nationalsozialismus
überschäumen, nach Weltgeltung trachten, nach Vergel-
tung schnauben und nur eine Sehnsucht haben: näm-
lich die geschickte Entfesselung eines bewaffneten Kon-
fliktes zwischen Ost und West, in dem Sie dann als
siegreiches Hackfleisch allein auf Ihrer verbrannten
Erde übrig bleiben.
Beschränkter Platz. Sehr verständlich, daß Sie auf Ihrer
kleinen Gemeindekanzlei nicht jene gewaltigen Akten-
schränke haben, die nötig wären, um die nunmehr uner-
müdlich zugewiesenen und von keinem Menschen mehr
begehrten Schuhpunkte unterzubringen. Die meisten
Menschen brauchten nämlich das seit Jahren beantragte
Paar Schuhe wirklich notwendig und haben es sich da-
her für teures Geld so oder so erstanden. Jetzt können
Sie die Sdiuhpunkte gleich mit den Spielpünktchen für
Rauchwaren zum Anfertigen von Klebearbeiten oder
zum Anheizen verwenden.
Sie haben falsch geraten, lieber Leser aus München —
der am häufigsten beleidigte Minister ist ein französi-
scher — Jules Moch — der jedoch lachend die Be-
schimpfungen zählt, die ihm täglich an den Kopf flie-
gen und unter denen „Dieb", „Räuber", „Rotznase" und
„räudiger Polizeispitzel" die beliebtesten sind. Sie se-
hen, auch mit Ironie kann man auf Beleidigungen echter
oder vermeintlicher Art reagieren — natürlich nur in
Frankreich. In Bayern haben wir dafür die Gerichte, bei
denen derzeit alle gegen alle mit Klagen anhängig sind.
„Oer SIMPL" erscheint Im Monat zweimal
Bezugspreis pro Monat DM 1.— zuzüglich 6 Pfg. Zustellgebühr.
Das Führen unserer Zeitschriften in Lesemappen ist nur mit
ausdrücklicher Zustimmung des Verlages zulässig! Verlag
„Der SIMPL" (Freitag-Verlag), München 23, Werneckstraße 15a.
Fernruf: 362072. Postscheckkonto: DER SIMPL, München Nr. 91999.
— Herausgeber und allein verantwortlicher Chefredakteur: Willi
Ernst Freitag. — Redaktion: M. Schrimpf. — Sprechstunden:
Dier.stag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr. — Für unverlangt
eingesandte Manuskripte und Zeichnungen wird keine Gewähr
übernommen. Freiumschlag ist beizulegen. — Anzeigen nach
Preisliste 1 vom 1. 9. 1948. Anze gen-Verwaltung: Neue Haasen-
stein & Vogler Gesellschaft für Wirtschaftswerbung m.b.H., Mün-
chen I, Roman-Mayr-Haus (Kaufingerstraße 1/2). Tel. 2558. —
Klischees: Brend amour, Simhart & Co., Graphische Kunstanstalt,
München. — Druck: Süddeutscher Verlag G.m.b.H., Mür.chen 2,
Sendlinger Str. 80. — Copyright by Freitag Verlag 1946. —
Published under Military-Government Information Control License
No US-E-148.
Beitrittsmöglichkeiten für Kulturschaffende? Leider nein.
Die soeben in Japan gegründete „Gesellschaft zur ge-
genseitigen Bewunderung" ist nicht für Dichter, Litera-
ten und andere Künstler, sondern ist ein Bund von
Tätowierten, die sich gegenseitig ihre sehenswerten
Hautgemälde zeigen wollen.
Berufsaussichten für Langohren. Für Ihr feines Gehör
gibt es in der Sowjetzone Berlins gute Möglichkeiten:
werden Sie z. B. Hausdetektiv in einem der „Freien
Läden". Da es wenig Ware zu bewachen gibt, bewachen
Sie dort die Reden des Publikums und übergeben statt
der Diebe die Unvorsichtigen der Polizei.
Beliebte Frühjahrskur. Aber selbstverständlich reinigen
Sie nunmehr im Frühling ihr eingedicktes Winterblut
durch eine Kur mit Knoblauch. Gehen Sie nach dem Ge-
nuß mehrerer der wohlschmeckenden Zehen viel unter
Menschen, damit auch andere die anregende und ge-
sunde Wirkung zu spüren bekommen. Ein Verbot, un-
mittelbar nach dem Genuß von Knoblauch öffentliche
Verkehrsmittel zu benutzen, besteht derzeit nur in einer
Stadt in Indiana, USA. Bei uns ist man mit der gegen-
seitigen Vergasung schon so weit vorgeschritten, daß
man /eine neue Note im frühjahrlichen Duftgemisch der
Straßenbahn nur begrüßen wird.
Ohne Geld und Kredit. Wenn Ihre Firma nahe der
Pleite ist und Sie weder die nötigsten Verbesserungen
an Ihrem Betrieb vornehmen noch Ihre Belegschaft voll-
zählig erhalten können, gründen Sie am besten eine
neue Tochtergesellschalt. Sie folgen damit dem Beispiel
der bayerischen Regierung, welche die Errichtung einer
vierten Landesuniversität plant, während sie längst nicht
mehr in der Lage ist, die drei bestehenden durch ge-
nügende finanzielle Hilfe leistungsfähig zu erhalten. Da
In der Antike hatte man es gut: man wußte seinen
Lebensfaden bei den drei Parzen in guten Händen.
Sie wickelten an ihm herum und wenn sie ihn für
lang genug hielten — schnitten sie ihn — klipp-
klapp — ohne viel Aufhebens durch. Wer aber
schneidet nicht heute alles wem den Lebensfaden ab!
Die Finanzämter, so liest man, durchschneiden den
Lebensfaden der Industrie. Der Lastenausgleich den
des Hausbesitzers, der deutsche Export den des
englischen, die Gewerbefreiheit den des Handwerks,
der Neofaschismus den der Demokratie, — kurz,
jeder sucht jeden zum Aussterben zu bringen. Wer
aber hätte gedacht, daß eine gegen den Militaris-
mus gerichtete Anordnung, wie das Verbot des
Waffenbesitzes, sich gegen einen so harm- und
waffenlosen Stand wie den der Clowns, der Zirkus-
spaßmacher, richten würde?
Ihrer vierhundert haben sich zu gemeinsamer Pro-
testaktion zusammengefunden und dargelegt, daß
das Verbot, mit Platzpatronen zu schießen, vielen
ihrer Nummern allen Glanz nähme. Der Mann, der
die Ohrfeigen bekommt, will dagegen schießen, er
will sich die Platzpatronenpistole an die geschminkte
Schläfe setzen und sagen dürfen: „Dann schieß ich
mich dot!" Und dann muß es bumm-bumm machen
und der Witz ist, daß es dann kracht und doch
keiner tot ist. Also damit ist es nun aus. Auch
in der Manege darf man sich gegenseitig nicht mehr
zum Spaß erschießen wollen, sondern muß sich, wenn
schon, dann nur mit wohlgezielten Fußtritten um-
bringen, Wobei dann der Getretene, wie Paul
Wegener, als die Pistole seines Bühnenpartners
versagte, sterben mag mit dem Schrei: ,,Ha, der
Stiefel war vergiftet!" Aber das ist natürlich nicht
so sinnfällig fröhlich, als wenn man schießt. Denn
wenn eine Clownnummer zum Schießen komisch sein
soll, muß es dabei krachen. Von Platzpatronen,
versteht sich! i/im
wir in der Zeit der Notlösungen leben, brauchen wll
weder auf längere Sicht zu planen noch die Vernunft
walten zu lassen. Hauptsache, es geschieht irgendetwas
und ein paar Tausend sind untergebracht — wenn auch
nur als Studenten ohne Aussicht und Zukunft.
Schlemmerlokal in Südbaden. Zu spät, Herr Wirt, Ihr
Lokal bleibt geschlossen! Ihre Kollegen waren schlauer,
haben sich säuberlidi die Namen ihrer in der Regierung
tätigen Kunden notiert und durch die Drohung ihrer
Preisgabe die Wiedereröffnung ihrer Luxusgaststätten
erzwungen. Wenn Sie sich aber an keinen bekannten
Namen erinnern können, werden Ihnen kaum die Visi-
tenkarten ihrer Gäste zwecks Bekanntmachung ins Haus
flattern. Also mehr Köpfchen und ein besseres Personen-
gedächtnis, Herr Wirt — fürs nächstemall
Was ist „alsbald" für ein Termin? „Alsbald" als Zah-
lungstermin angegeben bedeutet soviel wie „nie". Es
hat sich als freundlich wienerischer Klang in die Strenge
unseres Geschäftsgebarens eingeschlichen, hat für den
Schuldner etwas unverbindlich Zusicherndes, für den
Gläubiger etwas aussichtslos Tröstliches und leitet meist
eine längere Periode hoffnungslosen Wartens ein.
W. Schäfer: AUF DEN MENSCH GEKOMMEN
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ZUM SCHIESSEX
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Mensch ohne Raum! Werden Sie Weltbürger und melden
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melstellen. Kosmopolit sein zu wollen im früheren Sinne
freier Geister ist überholt und zwecklos, nur ein nume-
rierter Weltbürger mit gestempelten Papieren zählt. Die
ersten Plätze sind natürlich schon vergeben, aber auch
in kleineren Orten wird das Weltbürgertum seine Rolle
spielen, sofern man sich nur Cäsars Wort zum Vorbild
nimmt: lieber in Kleinfrettchenbach der erste, als im
Kosmos der zweite Weltbürger seinl
Neues Geläut. Seien Sie froh, daß Sie in einer vom
Krieg verschonten Gemeinde leben, wo man keine ande-
ren Sorgen zu haben braucht, als die Anschaffung eines
neuen Glockengeläutes. Das scheint Ihnen eine verfrühte
Sorge angesichts der Not ringsum? Sie sind eben weit
hinter unserer Zeit zurück. Die Glockengießereien sind
mit Arbeit auf lange versehen, denn auch unbeschädigte
Geläute sollen durch neue Glocken verbessert und ver-
größert werden.
Nur ein kleiner Mann . . . Wie, Sie wollen einer jener
„kleinen Männer von der Straße" sein, denen auslän-
dische Presseleute unaufhörlich begegnen? Und dabei
wollen Sie nur Arbeit, Brot und ein klein bißchen
Hoffnung auf Zukunft und Frieden? Da sind Sie schön
unzeitgemäß. Wenn Sie etwas mehr ausländische Zei-
tungen läsen, wüßten Sie, daß Sie, kleiner Mann von
der deutschen Straße, von neuem Nationalsozialismus
überschäumen, nach Weltgeltung trachten, nach Vergel-
tung schnauben und nur eine Sehnsucht haben: näm-
lich die geschickte Entfesselung eines bewaffneten Kon-
fliktes zwischen Ost und West, in dem Sie dann als
siegreiches Hackfleisch allein auf Ihrer verbrannten
Erde übrig bleiben.
Beschränkter Platz. Sehr verständlich, daß Sie auf Ihrer
kleinen Gemeindekanzlei nicht jene gewaltigen Akten-
schränke haben, die nötig wären, um die nunmehr uner-
müdlich zugewiesenen und von keinem Menschen mehr
begehrten Schuhpunkte unterzubringen. Die meisten
Menschen brauchten nämlich das seit Jahren beantragte
Paar Schuhe wirklich notwendig und haben es sich da-
her für teures Geld so oder so erstanden. Jetzt können
Sie die Sdiuhpunkte gleich mit den Spielpünktchen für
Rauchwaren zum Anfertigen von Klebearbeiten oder
zum Anheizen verwenden.
Sie haben falsch geraten, lieber Leser aus München —
der am häufigsten beleidigte Minister ist ein französi-
scher — Jules Moch — der jedoch lachend die Be-
schimpfungen zählt, die ihm täglich an den Kopf flie-
gen und unter denen „Dieb", „Räuber", „Rotznase" und
„räudiger Polizeispitzel" die beliebtesten sind. Sie se-
hen, auch mit Ironie kann man auf Beleidigungen echter
oder vermeintlicher Art reagieren — natürlich nur in
Frankreich. In Bayern haben wir dafür die Gerichte, bei
denen derzeit alle gegen alle mit Klagen anhängig sind.
„Oer SIMPL" erscheint Im Monat zweimal
Bezugspreis pro Monat DM 1.— zuzüglich 6 Pfg. Zustellgebühr.
Das Führen unserer Zeitschriften in Lesemappen ist nur mit
ausdrücklicher Zustimmung des Verlages zulässig! Verlag
„Der SIMPL" (Freitag-Verlag), München 23, Werneckstraße 15a.
Fernruf: 362072. Postscheckkonto: DER SIMPL, München Nr. 91999.
— Herausgeber und allein verantwortlicher Chefredakteur: Willi
Ernst Freitag. — Redaktion: M. Schrimpf. — Sprechstunden:
Dier.stag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr. — Für unverlangt
eingesandte Manuskripte und Zeichnungen wird keine Gewähr
übernommen. Freiumschlag ist beizulegen. — Anzeigen nach
Preisliste 1 vom 1. 9. 1948. Anze gen-Verwaltung: Neue Haasen-
stein & Vogler Gesellschaft für Wirtschaftswerbung m.b.H., Mün-
chen I, Roman-Mayr-Haus (Kaufingerstraße 1/2). Tel. 2558. —
Klischees: Brend amour, Simhart & Co., Graphische Kunstanstalt,
München. — Druck: Süddeutscher Verlag G.m.b.H., Mür.chen 2,
Sendlinger Str. 80. — Copyright by Freitag Verlag 1946. —
Published under Military-Government Information Control License
No US-E-148.
Beitrittsmöglichkeiten für Kulturschaffende? Leider nein.
Die soeben in Japan gegründete „Gesellschaft zur ge-
genseitigen Bewunderung" ist nicht für Dichter, Litera-
ten und andere Künstler, sondern ist ein Bund von
Tätowierten, die sich gegenseitig ihre sehenswerten
Hautgemälde zeigen wollen.
Berufsaussichten für Langohren. Für Ihr feines Gehör
gibt es in der Sowjetzone Berlins gute Möglichkeiten:
werden Sie z. B. Hausdetektiv in einem der „Freien
Läden". Da es wenig Ware zu bewachen gibt, bewachen
Sie dort die Reden des Publikums und übergeben statt
der Diebe die Unvorsichtigen der Polizei.
Beliebte Frühjahrskur. Aber selbstverständlich reinigen
Sie nunmehr im Frühling ihr eingedicktes Winterblut
durch eine Kur mit Knoblauch. Gehen Sie nach dem Ge-
nuß mehrerer der wohlschmeckenden Zehen viel unter
Menschen, damit auch andere die anregende und ge-
sunde Wirkung zu spüren bekommen. Ein Verbot, un-
mittelbar nach dem Genuß von Knoblauch öffentliche
Verkehrsmittel zu benutzen, besteht derzeit nur in einer
Stadt in Indiana, USA. Bei uns ist man mit der gegen-
seitigen Vergasung schon so weit vorgeschritten, daß
man /eine neue Note im frühjahrlichen Duftgemisch der
Straßenbahn nur begrüßen wird.
Ohne Geld und Kredit. Wenn Ihre Firma nahe der
Pleite ist und Sie weder die nötigsten Verbesserungen
an Ihrem Betrieb vornehmen noch Ihre Belegschaft voll-
zählig erhalten können, gründen Sie am besten eine
neue Tochtergesellschalt. Sie folgen damit dem Beispiel
der bayerischen Regierung, welche die Errichtung einer
vierten Landesuniversität plant, während sie längst nicht
mehr in der Lage ist, die drei bestehenden durch ge-
nügende finanzielle Hilfe leistungsfähig zu erhalten. Da
In der Antike hatte man es gut: man wußte seinen
Lebensfaden bei den drei Parzen in guten Händen.
Sie wickelten an ihm herum und wenn sie ihn für
lang genug hielten — schnitten sie ihn — klipp-
klapp — ohne viel Aufhebens durch. Wer aber
schneidet nicht heute alles wem den Lebensfaden ab!
Die Finanzämter, so liest man, durchschneiden den
Lebensfaden der Industrie. Der Lastenausgleich den
des Hausbesitzers, der deutsche Export den des
englischen, die Gewerbefreiheit den des Handwerks,
der Neofaschismus den der Demokratie, — kurz,
jeder sucht jeden zum Aussterben zu bringen. Wer
aber hätte gedacht, daß eine gegen den Militaris-
mus gerichtete Anordnung, wie das Verbot des
Waffenbesitzes, sich gegen einen so harm- und
waffenlosen Stand wie den der Clowns, der Zirkus-
spaßmacher, richten würde?
Ihrer vierhundert haben sich zu gemeinsamer Pro-
testaktion zusammengefunden und dargelegt, daß
das Verbot, mit Platzpatronen zu schießen, vielen
ihrer Nummern allen Glanz nähme. Der Mann, der
die Ohrfeigen bekommt, will dagegen schießen, er
will sich die Platzpatronenpistole an die geschminkte
Schläfe setzen und sagen dürfen: „Dann schieß ich
mich dot!" Und dann muß es bumm-bumm machen
und der Witz ist, daß es dann kracht und doch
keiner tot ist. Also damit ist es nun aus. Auch
in der Manege darf man sich gegenseitig nicht mehr
zum Spaß erschießen wollen, sondern muß sich, wenn
schon, dann nur mit wohlgezielten Fußtritten um-
bringen, Wobei dann der Getretene, wie Paul
Wegener, als die Pistole seines Bühnenpartners
versagte, sterben mag mit dem Schrei: ,,Ha, der
Stiefel war vergiftet!" Aber das ist natürlich nicht
so sinnfällig fröhlich, als wenn man schießt. Denn
wenn eine Clownnummer zum Schießen komisch sein
soll, muß es dabei krachen. Von Platzpatronen,
versteht sich! i/im
wir in der Zeit der Notlösungen leben, brauchen wll
weder auf längere Sicht zu planen noch die Vernunft
walten zu lassen. Hauptsache, es geschieht irgendetwas
und ein paar Tausend sind untergebracht — wenn auch
nur als Studenten ohne Aussicht und Zukunft.
Schlemmerlokal in Südbaden. Zu spät, Herr Wirt, Ihr
Lokal bleibt geschlossen! Ihre Kollegen waren schlauer,
haben sich säuberlidi die Namen ihrer in der Regierung
tätigen Kunden notiert und durch die Drohung ihrer
Preisgabe die Wiedereröffnung ihrer Luxusgaststätten
erzwungen. Wenn Sie sich aber an keinen bekannten
Namen erinnern können, werden Ihnen kaum die Visi-
tenkarten ihrer Gäste zwecks Bekanntmachung ins Haus
flattern. Also mehr Köpfchen und ein besseres Personen-
gedächtnis, Herr Wirt — fürs nächstemall
Was ist „alsbald" für ein Termin? „Alsbald" als Zah-
lungstermin angegeben bedeutet soviel wie „nie". Es
hat sich als freundlich wienerischer Klang in die Strenge
unseres Geschäftsgebarens eingeschlichen, hat für den
Schuldner etwas unverbindlich Zusicherndes, für den
Gläubiger etwas aussichtslos Tröstliches und leitet meist
eine längere Periode hoffnungslosen Wartens ein.
W. Schäfer: AUF DEN MENSCH GEKOMMEN
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Der Bayerische Staat spart - natürlich an falscher Stelle" "Auf den Mensch gekommen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
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Provenienz
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Thema/Bildinhalt (GND)
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