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Walter F. Kloeck: DIE LETZTEN SÄTZE

In einer reizenden Plauderei, die vor kurzem im Feuilleton der „Wirtschafts-
Zeitung" erschien, macht Ursula v Kardorf darauf aufmerksam, wie inter-
essant „Der erste Satz" eines Buches ist. Sie hat recht Die Geistesart des
Verfassers kann sich kaum nachdrücklicher und verpflichtender präsentieren,
als gerade am Anfang eines Werkes.

Dem Anfang an Bedeutung gleichzustellen, wäre jedoch unbedingt das Ende.
Es sei verstattet zu bemerken, daß auch die letzten Sätze den Schriftsteller
trefflich charakterisieren. Darüber hinaus aber vermitteln sie einen Begriff
von dem, was vorangegangen ist, so daß man sich nach der Lektüre zusam-
menfassender Abschiedsworte am besten darüber klar wird, ob man den
Schmöker lesen soll oder nicht.

Ein literarischer Streifzug durch den Münchener Hauptbahnhof, an dessen
Bücherständen wir aufs Geratewohl einige Bande aufgreifen, um uns mit der je-
weiligen Schlußapotheose vertraut zu machen, ergibt ungefähr folgendes Bild:

A. Förg

„Gotthold Rodebusch aber bereitete seinem unglücklichen Bruder, den er
neben dem ermordeten Trapper unter den Leichnamen gefunden hatte, ein
christliches Begräbnis Das schöne Sioux Mädchen, das ihn vom Tode am
Marteipfahl errettet hatte, brachte ei einstweilen in der Familie des wackeren
Predigers unter.

Ubers Jahi holte Gotthold seine ,Prärieblume', die inzwischen Christin ge-
worden war, wieder ab um sie als Gattin in seine unvergessene Fichtel-
gebirgsheimat mitzunehmen Im trauten Oberkotzau hatte er ein hübsches
Anwesen gekauft und dort schenkte sie ihm, nachdem sie die deutsche
Sprache erlernt hatte, eine Schar blühender Kinder. Das Andenken an den
heldenkühnen Häuptling Ma-to-toh-pah, die .Habichtsklaue', wurde in
der Familie Rodebusch immer hoch in Ehren gehalten. Und wenn in langen
Winternächten ein trauliches Feuer im Wamslerherd der Wohnküche pras-
selte, dann werden sie, um den eichenen Eßtisch versammelt, wohl noch oft
gesprochen haben von ihren ABENTEUERN IN DEN ROCKY MOUNTAINS."

„Und so gehe nun auch du, liebes ,Schatzkästlein der Fußpflege', gleich meinen
beiden vorangegangenen Werkchen .Schafgarbenkur' und ,Säfte der Alpen-
pflanzen', hinaus in die Welt, um die Menschen zu ermahnen, sich immer
mehr einer naturgemäßen Lebensweise zuzuwenden und in den Wiesen-
wurzeln das zu sehen, was sie in Wirklichkeit sind. Die besten und auf-
richtigsten Freunde, die der Schöpfer dem Menschen auf seinem Lebenswege
mitgegeben hat." Finis

Romanshorn b. Rorschach a. Bodensee am Feste der hl. Kirchenpatronin
Justinia, 26. September 1947. DER VERFASSER Knöterich-Pfarrer Schwitzli.

„Es ist eine schwere Aufgabe, die noch vor uns liegt! Aber wie ein Mann,
der ein schweres Faß zu heben hat, sich die Hemdsärmel hochkrempeln und
das Kragenknöpfchen lockern muß, so bedürfen wir der Schwungkraft einer
Begeisterung, ohne welche wir den Wiederaufbau niemals zustande bringen
werden. Hoffen wir zu Gott, daß sich nach dem zwölfjährigen Triumph des
Bösen die Finsternis zerteilen, und das Licht der freien Privatwirtschaft, des

H. Hu'h

„Ja, können Sie denn von dieser Malerei auch leben?"

„Keine Spur, ich bin im Hauptberuf 1. Vorsitzender vom Berufsverband!"

gesunden Einzelhandels und des sittlich geadelten Wettbewerbes unter den
Tüchtigen wiedererstehen werde

Dies ist die Erwartung, welche die gepeinigte Menschheit an der Wende
dieser Zeil erfüllt Unser Glaube ist die Apokalypse der Demokratie, — die
Offenbarung des 20 Jahrhunderts."

Ist s so,

So ist GOTT Zeit.
Zeit aber ist Bewegung.
Das NICHTS allein
Mag statisch sein — —

Wir Jungen sind in demokratischer Erregung!

„Wieso ist Ihnen 50 Mark zu teuer, wo ich doch selbst 25 dafür bezahlt habe?"

„Dann erhob sie sich und strich das wirre Haar aus der Stirn. ,Du bist ein
anderer geworden' sagte sie schlicht. ,Auch ich bin nicnt mehi die, die ich
war! Doch das tiefe Erkennen des Weibes, das, naturbezogener als der Mann,
Letztes zu unterscheiden vermag, ließ sie hinzufügen: ,Wir sind heute beide
nicht mehr dieselben, wie nach der Machtergreifung. Sicherheitsdienst, SA
und Luftschutz, —< wie weit liegt all dies hinter uns zurück! Und dennoch
sind wir wenn man's recht betrachtet, erst recht wieder dieselben...'
,Ja, jetzt erst recht!' nickte er ihr zu und umschloß ihre Hände mit den
seinen . ..

Ein Laut drang vom Garten her an ihre Ohren War's ein Amselruf? War's
ein Aufschluchzen? In der Ferne brach die Sonne durch das Gewölk ..."

MI NISTERPRÄS IDE NT EN WORTE

Der Ministerpräsident eines süddeutschen Landes, Dr. Knieweich, gewährte
im Hinblick auf das Interesse der Öffentlichkeit an den Bonner Beratungen
einem Presseverdreher ein Interview, das die bekannte Wochenzeitung
„Der allgemeine Münchner" veröffentlichte.

Frage. Sind Sie, Herr Ministerpräsident, als Verfechter einer föderalistischen
Verfassung mit dem bisherigen Ergebnis der Verfassungsarbeit des Parlamen-
tarischen Rates in Bonn zufrieden?

Antwort: Die Frage führt mitten in die Dinge hinein. Ich glaube, der Öffent-
lichkeit ist meine Ansicht hierüber bekannt. Ich habe b'sher keinen Anlaß
gefunden, sie zu ändern Wenn der Parlamentarische Pal in dieser Weise
fortfäha, werde ich wohl auch keine Veranlassung haben sie zu ändern. Ich
bin als Vertreter einer streng föderalistischen, auf bundesstaatlich zentra-
listisch-föderativer Selbständigkeit der Einzelländer basir-renaen Staatsform
bekannt. Als solcher kann ich im Hinblick auf die noch laufende Arbeit des
Parlamentarischen Rates eine definitive Entscheidung zu ihiei Frage noch
nicht fällen. Es muß unter allen Umständen eine Klärung abgewartet werden.
Frage: Wie sind die Aussichten für eine solche Klärung?
Antwort: Wie Sie sich erinnern werden, habe ich darüber unlängst über den
Rundfunk meine Meinung geäußert Ich stehe natürlich nach wie vor zu der
von mir damals aufgestellten Prognose und habe kernen Grund, an ihrem
Eintreffen auch nur einen Augenblick zu zweifeln Niemand wird bestreiten
können, daß die zentralistisch-staatenbundlich-föderalistisch-bundesstaatlidi-
föderative Generalauseinandersetzung eines Tages eine Klärung großen
Stils herbeiführen wird.

Frage: Worin erblicken Sie, Herr Ministerpräsident, die wesentlichen Ele-
mente einer föderalistischen Verfassung?

Antwort: Ich habe das in der Öffentlichkeit sehr oft ausgeführt Meine Auf-
fassunger hierzu sind bekannt, wie ich annehmen darf, sogar sehr bekannt.
Ich habe sie der Öffentlichkeit genügend oft dargelegt. An meinem Standpunkt
hat sich nichts geändert und wild sich auch nichts ändern Jeder, der meinen
wiederholten Ausführungen in breitester Öffentlichkeit gefolgt ist, wird das
bestätigen können Nur der föderativ gesicherte, zentralistisch gelenkte
Bundess;aat auf streng föderalistischer Grundlage unter Anwendung staaten-
bundlicher Elemente kann ein demokratisches Staatswesen abgeben, das den
Forderungen der Mehrheit ohne die Gefahr entspricht, die Minderheit sepa-
ratistisch-volksdemokratisrh-diktalorischen Tendenzen in die Arme zu treiben.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ja, können Sie denn von dieser Malerei auch leben?"; "Wieso ist Ihnen 50 Mark zu teuer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Ja, können Sie denn von dieser Malerei auch leben?" / "Keine Spur, ich bin im Hauptberuf 1. Vorsitzender vom Berufsverband!" // Bildunterschrift: "Wieso ist Ihnen 50 Mark zu teuer, wo ich doch selbst 25 dafür bezahlt habe?"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Förg, Alfred
Huth, Helmuth
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Maler <Motiv>
Lebensunterhalt
Marktfrau
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Wochenmarkt <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 7, S. 82.

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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