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M. Radler

ÜBERFLÜSSIGER KOMFORT

Obgleich die hochmoderne Klimaanlage im Bayerischen Landtag heimlich auf subtropische Temperatur
eingestellt wurde, gelang es dennoch nicht, das Plenum für die Einführung der Monarchie zu erwärmen!

AUSGERECHNET

Münchens Stadtväter haben sich ja jetzt entschlos-
sen, einen Rationalisierungsfachmann zu holen,
einen Mann, der mit eisernem Besen gegen Büro-
kratismus vorgehen wird, jemand, der schon so
ungefähr eine Ahnung davon hat, wo all das
Geld hinfließt, das wir arme Steuerzahler auf-
bringen müssen.

Ganz zweifellos eine gute Idee. Wenn ich da zum
Beispiel an meinen Freund denke ... Mein Freund
hat eine Strafanzeige bekommen. Aus Stuttgart.
Weil er vergessen hatte, die rechte Türe seines
Autos abzuschließen. Sonst nichts. Parkplatz,
Standlicht, alles in Ordnung. Nur die rechte
Wagentüre war unverschlossen. Die braven Stutt-
garter Polizisten haben da einen Paragraphen ge-
funden, nach dem man seinen Wagen gegen Dieb-
stahl sichern muß, wenn man ihn verläßt. Weil
der Dieb vielleicht keinen Führerschein haben
könnte. Zündschlüssel abziehen allein genügt nicht.
Der Dieb könnte einen Ersatz-Zündschlüssel haben.
Man muß die Türen auch abschließen. Nicht nur
eine, sondern beide. Was zu tun ist, wenn der Dieb
auch einen Ersatz-Türschlüssel besitzt, steht an-
scheinend nicht in dem Paragraphen.
Die strammen Stuttgarter Diebstahlverhinderer
schrieben also eine ganze Seite Strafanzeige, setz-
ten ihre Unterschriften darunter, ließen auch noch
den Chef unterschreiben und schickten dann alles
samt Dienstsiegel nach München, weil das Num-
mernschild in diese Gegend wies. In München
spucken die Beamten in die Hände, krempeln die
Ärmel hoch und dann geht's an die Arbeit. An-
frage, Rückfrage, Rückfrage (beliebig fortzusetzen),
Antwort. Polizeipräsidium, Kraftfahrzeugstelle
(vielleicht noch Diebstahldezernat), Polizeirevier.
Vorladung, Vorladung (beliebig fortzusetzen, da

Delinquent verreist), Protokoll, Weitergabe, Uber-
prüfung der Angaben usw. usw. . . . Und ich frage
Sie: Wer muß das alles bezahlen? Wir, die armen,
geschröpften Bürger.

Deshalb ist es gut, daß jetzt endlich mal der Ra-
tionalisierungsfachmann kommt. Aber da ist ein

Haken bei der Geschichte. Dieser bestellte Anti-
bürokrat kommt nämlich aus Stuttgart. Ausgerech-
net Stuttgart, wo man aufgeschrieben wird, wenn
man sein Auto nicht abschließt. Doch vielleicht
hat München Glück. Vielleicht ist der Fachmann
nur ein Stuttgarter Zugroaster . .. Kagezi

IN MEMORIAM GENERALISSIMI CLAY

Adolf Hitler hat binnen wenigen Jahren zwei für
uns überaus bedeutsame Männer hervorgebracht,
unter denen General Clay schon rein zeitlich an
zweiter Stelle steht.

Mr. Eisenhower hatte für sein Land den Krieg zu
gewinnen, Mr. Clay den Frieden.
Es kann niemand überraschen, wenn zwei gleich be-
gabte und tüchtige Männer angesichts einer völlig
entgegengesetzten Aufgabe auch zu völlig entgegen-
gesetzten Resultaten gelangen.

Ein wenig beachteter, in seiner Auswirkung aller-
dings auch entscheidender Fehler des uns Entclay-
tenden war wohl seine allzu ängstliche Zurückhal-
tung gegenüber den ihm freudig dargebotenen deut-
schen Shakehands. Wie sollte sich unter diesen Um-
ständen früher als zu spät das beiderseits erfor-
derliche Fingerspitzengefühl entwickeln?

Man sollte nicht vergessen, daß Mr. Clay in erster
Linie Soldat war und als solcher erteilte Befehle
auszuführen hatte. Er war an seine militärische Ge-
horsamspflicht gebunden, und man fragte nicht nach
seiner privaten Meinung. Er hat diese überall mit
der größten Selbstverleugnung zurückgestellt. Keitel-

keit wäre das letzte, was ein mißgünstiger Kritiker
dem scheidenden General nachjodeln dürfte.
*

Der Name des Generals wird für alle Zeiten mit der
unter seiner nachschiebenden Hand zu immer gigan-
tischeren Lasten angewachsenen Luftbrücke ver-
bunden bleiben. Es ist verständlich, daß er geht,
bevor das Werk abgebrochen wird, mit dem er sei-
nen Ruhm in die Winde geschrieben hat.

Unter den Dingen, welche der scheidende General
!bei uns zurückläßt, steht eine klassenbewußte NSDAP
zweifellos an vorderster und bald oberster Stelle.
*

Zu den hervorragendsten Leistungen des Generals
gehört sein zwar gescheiterter, aber nur mit dem
Todesritt von Mars-la-Tour zu vergleichender Ver-
such, dem deutschen Beamtendünkel das Genick zu
brechen. Der alte Pionier hat mit diesem Versuch
auch in Europa seiner Stammwaffe Ehre gemacht.
*

Die deutschen Handwerker werden den General Clay
niemals vergessen. Adam Riese

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Überflüssiger Komfort"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Obgleich die hochmoderne Klimaanlage im Bayerischen Landtag heimlich auf subtropische Temperatur eingestellt wurde, gelang es dennoch nicht, das Plenum für die Einführung der Monarchie zu erwärmen!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Radler, Max
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 11, S. 130.

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