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FROMMER WUNSCH - VonH.Havtwig

Der berühmte Architekt Prol. Otto Bartnlng Nach deutschem Himmelreichspatent

lehnte einen Rut nach Argentinien ab, um seine « .

wichtige Arbeit in Deutschland nicht im Stich sieftt man sie Uugs entstehen.

zu lassen. Bartning hat einen Kirchentyp ent- Bei Barkauf Skonto, drei Prozent.

wickelt, dessen Konstruktionsteile im Serien- „ , ' .

bau angefertigt werden. 27 stehen bereits. Herrgott, erhör mein Flehen!

Die Volkspolizei - Dein Frennd nnrt Helfer

Ein deutscher Architekt kennt nicht
Rast, Ruhe oder Ferien;
er löst die Raumnot hierzuland
durch Kirchenbau in Serien!

Im Fließband stellt er Kreuze her
nebst Kain und nebst Appel
und läßt von seiner heil'gen Werft
manch Kirchen-Schiff vom Stapel.

Ein Dutzend Dome, wie gehabt,
nun klappt es wie am Schnürchen.
Genormter Beichtstuhl „Otto B"
einschließlich Hintertürchen...

Was Häusernot — Was Siedlungsbau?
Man muß die Dinge weit sehn.
Der Gott, der Bartnings wachsen läßt,
braucht Kirchen DIN A 13.

„In meines Vaters Hause sind
viel Wohnungen." — Man kann es,
sofern man bibelfest, ersehn
aus 14, 2 Johannes.

Doch: Lösen wir das Wohnproblem
in solcherlei Etappen,
dann wird die Kirche (wie 's Modell)
bald ganz zusammenklappen.

FÜR EIN BESSERES ZUSAMMENLEBEN ...

Im Verein mit Stadtschulamt und Volkshochschule München hielt die „Vereinigung der
Freunde einer neuen Lebenspflege" vom 30. 5. bis 1. 6. 1949 eine Tagung ab mit dem
Thema „Ist eine bessere Art des Zusammenlebens möglich als die heute geübte, und
wie Kommen wir dazu?" Die Veranstalter luden die Öffentlichkeit ein, praktische
Vorschläge auch nachträglich noch einzusenden an Zimmer Nr. 330, Münchener Rat-
haus --was hiermit geschieht.

......bin ich der Meinung, daß unser Zusammenleben nicht besser sein kann

als so, wie es derzeit geübt wird. Als Determinist vertrete ich den Stand-
punkt, daß unsere Handlungen durch die Einflüsse, unter denen sie stehen,
bestimmt werden und daß wir uns gar nicht anders verhalten können, als
wir es ohnehin tun. Da alles vorherbestimmt ist, fügt man sich am besten
willig in die Verhältnisse, wie sie sich aus den wirtschaftlichen und histori-
schen Notwendigkeiten um uns her ergeben. Probleme auf den Tisch zu
knallen, die gar keine sind, erachte ich daher für überflüssig. Im übrigen
behalte ich mir bei wichtigen Fragen in meinem Betriebe — vor allem bei
Organisations- und Lohnfragen —■ meine eigenen, freien Entschlüsse vor und
treffe meine Entscheidungen dementsprechend, ohne mich von irgendeiner
Seite beeinflussen zu lassen! . . . ." Dr. ing. Ludolf Hoplahopka, Fabrikant.

.....Höchstleistungen auf dem Gebiete des Zusammenlebens können nur

erreicht werden, wenn unsere Zivilisation, ganz allgemein gesprochen, auf
eine mehr sportliche Basis gestellt wird. Erst wenn der einzelne gelernt hat,
sein Dasein als sportliches Ereignis mit sportlichen Verpflichtungen aufzu-
fassen, wird er sich seinen Mitmenschen gegenüber mit jener „fairneß" be-
tragen, die allein ein ersprießliches Verhältnis zwischen „Ich" und „Wir"
gewährleistet. Wie deutlich ist dies wieder vor kurzem in dem Fußball-
Länderspiel Türkei—Griechenland zum Ausdruck gekommen!
,Von der Wiege bis zum Grabe' existiert, ja vegetiert der Spießer. ,Vom
Start bis zum Finish' lebt und wirkt der Sportler, — der Einzige, der anerkann-
termaßen niemandem auf die Nerven geht und damit das Problem des idealen
Zusammenlebens hundertprozentig gelöst hat..." Josef Stiermeyer.

„. . . Unsere heutige Form des Zusammenlebens ist ein Saustall. Mir graust
es schon in aller Morgenfrühe, wenn ich aufstehen muß und daran denke,
mit was für Menschen ich im Laufe des Tages wieder zu tun haben werde.
Daß sie samt und sonders übellaunig, rücksichtslos, eingebildet und dumm
sind, daß es nur so kracht, mag noch hingehen; man erwartet nichts anderes,
wenn man die Gattung homo sapiens kennt. Was mich aber am meisten
irritiert, sind die saudummen Gesichter, in die man bei jeder Gelegenheit
blicken muß! Nach jeder Fahrt auf der Straßenbahn z. B. muß ich mir eine
Zigarette anzünden, um die Übelkeit zu überwinden, die durch den Anblick
der zahlreichen Kartoffelköpfe, Rübenschädel und Hohlbirnen, die mich um-
gaben, entstanden ist.

Eine bessere, weniger aufreizende Form des Zusammenlebens könnte m. E.
sofort erreicht werden, wenn man im öffentlichen Leben den sog. Verhül-
lungszwang einführen würde. Jeder bedeckt seine Visage mit einer Maske
des griechischen Theaters, die er lediglich in intimem Kreise, bei Freunden
und Bekannten, abnimmt. Viel Gräßliches bliebe der Menschheit auf diese.
Weise erspart, der natürliche Ekel des Menschen vor seinem Nebenmenschen
würde abnehmen und ein wohlwollenderes Zusammenleben würde eo ipso
die Folge sein . . . ." Agathon Schönberger, Bildhauer.

„. . . . Wir Menschen wären gar nicht so übel und wir könnten viel friedlicher
miteinander auskommen,*wenn wir immer wüßten, in welcher Stimmung sich
der andere befindet. Wie oft kommt es vor, daß wir einen anreden, der
eben in Ruhe gelassen sein will, daß wir an einem vorübergehen, der sich
nach einem freundlichen Wort sehnt! Ein Scherz zu unrichtiger Stunde kann

„Was is los? Einbruch? — Bedauie, unser Dienst-
plan läßt uns keine Zeit für solche Kinkerlitzchen!"

Schmerz erwecken, eine unwirsche Antwort, die wir dem erteilen, der uns
erheitern möchte, kann schlimmeres Unheil anrichten, als eine gewollte Be-
leidigung! Tausend Mißverständnisse dieser Art umlauern uns ständig und
führen zu Ärger, Kummer und Verdruß.

Durch das Tragen von sog. Stimmungsabzeichen könnte hier wirksame Ab-
hilfe geschaffen werden. Nach dem Vorbild der früheren Parteiknöpfe steckt
sich, wer rosiger Laune ist, ein niedliches, rosarotes Fähnchen in den Rock-
aufschlag. Wer traurig ist, wählt dunkelblau, während gelb, die Farbe der
Quarantäne, vor Annäherung warnt. Rot könnte den Wunsch nach einer
Anbahnung von Liebesbeziehungen kundtun."Candida Freymuth, Sekretärin.

„.... Auf die Frage, ob eine bessere Art des Zusammenlebens als die heute
geübte, möglich sei, antworte ich mit einem hellen, deutlichen Ja!
Das beste Mittel, um ein lieblicheres Zusammenleben der Menschen und
Völker herbeizuführen, wäre: Dafür zu sorgen, daß jedes Individuum einen
tadellosen, regelmäßigen Stuhlgang hat! über Frankreich herrschte einst ein
herrlicher König, welcher das Wort prägte: ,Ich will, daß jeder Bauer sonn-
tags sein Huhn im Topfe hat!' Uns fehlt der einsichtige Staatsmann, welcher
anordnet: ,Wir. wollen, daß jeder Bürger täglich seinen regelmäßigen Stuhl-
gang hat!' Dabei liegt das Gute so nahe! Allmorgendlich beim Aufstehen
eine Tasse Dornschlehblütentee, nach dem Mittagessen ein Absud von Zinn-
kraut, Wacholder und Salbei, und vor dem Schlafengehen ein Trunk aus
Johanniskraut und Schafgarbe, —■ — alles weitere findet sich von selber!
Wenn die Teilnehmer an Landtagssitzungen, Bundesratstagungen und inter-
nationalen Konferenzen gezwungen wären, vor Beginn ihrer Besprechungen
ein mildes Laxativ einzunehmen, würde die ganze Politik einen anderen, er-
freulicheren Lauf einschlagen." Hildegard Kräutle, staatl. gepr. Herboristin.

(Eine Reihe weiterer Zuschriften, welche die Möglichkeit eines besseren Zu-
sammenlebens auf ausgefallenen Gebieten suchen, — wie z. B. Hebung des
Lebensstandards, Erhöhung der Reallöhne, Förderung des Wohnungsbaus usw.
— mußte wegen der darin enthaltenen, unsachlichen Gedankengänge vom
Abdruck ausgeschlossen werden. — Anm. d. Red.) W. F. Kloeck

Dem stolzen Gaul ins Maul geschaut,
und trotzdem übers Ohr gehaut.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Dem stolzen Gaul ins Maul geschaut und trotzdem übers Ohr gehaut" "Die Volkspolizei - dein Freund und Helfer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Grosskreuz, Peter K.
Wisbeck, Jörg
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 13, S. 155.

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