HUXÖSTAOSDIAL.OG
R. Kriesch
f
„Sag an, o Elisabeth, was geschah mit dem Oberteil deines ach so modernen Badeanzuges?"
„Vernimm denn, Konstanze, der hiesige Bürgermeister verbot das Tragen zweiteiliger Badeanzüge, weshalb
ich meinem Schwesterlein das Oberteil schenkte, damit auch sie in den Besitz eines einteiligen gelange!"
LYRIK KAM AUCH ANDERS SEIM !
Von Günther Borth
Zuerst habe ich nur Gedichte geschrieben. Mit
Herz. Auch bissige politische Mit Schnauze Zu-
sammen tausend Stück Und mehr. Aber mein
erstes Honorar verdiente ich mir damit:
.Sogar der Landtagspräsident
nimmt DARMOSAN bevor er rennt!"
Das brachte mir Ruf und Ansehen und beflügelte
mich zu ganz wundervollen Sachen. Zum Beispiel
zu dam unsterblichen;
.Von Aachen bis nach Küstrin-Kietz
ist konkurrenzlos H. C. Tietzl"
Die Direktion überreichte mir Anerkennungs-
schreiben und einen kunstgewerblichen Schirm-
ständer aus Bombenflügeln. Er wird noch heute
von mir hoch in Ehren gehalten Und so konnte
es nicht ausbleiben, daß die Staatsanwaltschaft
Düsseldorf II mich für folgenden Vers verant-
wortlich machen wollte:
„Solltest du nach Zuzug streben:
Wer gut besticht, hat mehr vom Loben!"
Das Verfahren wurde allerdings wegen Mangel an
Beweisen eingestellt. Auch rehabilitierte ich mich
unaufhörlich. Blüte reihte sich an Blüte:
„Schon Walter von der Vogelweide
pries laut den Glanz der Nylon-Seide!'
Von tiefer Welt- und Menschenkenntnis spricht
auch das unvergleichliche:
„Willst du die Braut lest an dich ketten,
dann nimm Manoli-Zigaretten!"
Man sieht: Der Dichter braucht auch heute nicht
zu verhungern Man darf natüilich keine welt-
fremden Sonette schreiben. Das konnte sich noch
ein Goethe erlauben Apropos Goethe:
„Das kleinste Kind erkennt ganz klar:
Wertheim führt auch im Goethejahrl"
Was zu beweisen war —.
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R. Kriesch
f
„Sag an, o Elisabeth, was geschah mit dem Oberteil deines ach so modernen Badeanzuges?"
„Vernimm denn, Konstanze, der hiesige Bürgermeister verbot das Tragen zweiteiliger Badeanzüge, weshalb
ich meinem Schwesterlein das Oberteil schenkte, damit auch sie in den Besitz eines einteiligen gelange!"
LYRIK KAM AUCH ANDERS SEIM !
Von Günther Borth
Zuerst habe ich nur Gedichte geschrieben. Mit
Herz. Auch bissige politische Mit Schnauze Zu-
sammen tausend Stück Und mehr. Aber mein
erstes Honorar verdiente ich mir damit:
.Sogar der Landtagspräsident
nimmt DARMOSAN bevor er rennt!"
Das brachte mir Ruf und Ansehen und beflügelte
mich zu ganz wundervollen Sachen. Zum Beispiel
zu dam unsterblichen;
.Von Aachen bis nach Küstrin-Kietz
ist konkurrenzlos H. C. Tietzl"
Die Direktion überreichte mir Anerkennungs-
schreiben und einen kunstgewerblichen Schirm-
ständer aus Bombenflügeln. Er wird noch heute
von mir hoch in Ehren gehalten Und so konnte
es nicht ausbleiben, daß die Staatsanwaltschaft
Düsseldorf II mich für folgenden Vers verant-
wortlich machen wollte:
„Solltest du nach Zuzug streben:
Wer gut besticht, hat mehr vom Loben!"
Das Verfahren wurde allerdings wegen Mangel an
Beweisen eingestellt. Auch rehabilitierte ich mich
unaufhörlich. Blüte reihte sich an Blüte:
„Schon Walter von der Vogelweide
pries laut den Glanz der Nylon-Seide!'
Von tiefer Welt- und Menschenkenntnis spricht
auch das unvergleichliche:
„Willst du die Braut lest an dich ketten,
dann nimm Manoli-Zigaretten!"
Man sieht: Der Dichter braucht auch heute nicht
zu verhungern Man darf natüilich keine welt-
fremden Sonette schreiben. Das konnte sich noch
ein Goethe erlauben Apropos Goethe:
„Das kleinste Kind erkennt ganz klar:
Wertheim führt auch im Goethejahrl"
Was zu beweisen war —.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Hundstagsdialog"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Sag an, o Elisabeth, was geschah mit dem Oberteil deines ach so modernen Badeanzuges? Vernimm denn, Konstanze, der hiesige Bürgermeister verbot das Tragen zweiteiliger Badeanzüge, weshalb ich meinem Schwesterlein das Oberteil schenkte, damit auch sie in den Besitz eines einteiligen gelange!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 15, S. 179.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg