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PLURALRECHTE

Endlich ist ein neuer, aus dem Leben gegriffener
Vorschlag für künftige Wahlgänge gemacht wor-
den, der aufhorchen läßt: das Pluralwahlrecht für
Mütter! Delegierte der Zentrumspartei verlangten
in einer Versammlung des Detmolder Bezirkes,
daß die Mütter für jedes ihrer minderjährigen
Kinder eine Stimme bekämen, womit endlich das
lächerliche vorgeschriebene Mindestalter der Wäh-
ler illusorisch würde und sozusagen auch unsere
Kleinsten schon aktiven Anteil am politischen Ge-
schehen nehmen könnten. Da es schließlich nur
um die Quantität der Stimmen und nicht um ihre
Qualität geht, wäre mit diesem Vorschlag endlich
der durch ihre politische Aktivität berühmten
Schicht vielfacher Familienmütter größerer Anteil
am demokratischen Neubau gewährleistet. Auch
müßten geschickte Wahlredner nicht mehr den
langwierigen Weg von Individuum zu Indivi-
duum gehen, sondern es genügte, jeweils nur die
Mütter zu beschwatzen, um immer gleich acht bis
zehn Stimmen auf einmal zu gewinnen. Es steht
zu hoffen, daß auch werdenden Müttern, die laut
Ausweis an allen Schaltern sofort abzufertigen
sind, auf ihre Karte hin gestattet wird, ebenfalls
die Stimme des noch Ungeborenen vorsorglich mit
in die Waagschale zu werfen, damit nicht von
übereifrigen Parteifunktionären auf die Einhal-
tung bestimmter Geburtentermine gedrängt wer-
den müßte. Denn welch unerträgliches Mißver-
hältnis ergäbe es, wenn im vierten Stock ein KPD-
Kind vor der Wahl geboren würde, indes das
Zentrums-Baby im ersten Stock sein Erscheinen un-
gebührlich verzögerte! Wie auch könnte man es
einem stürmischen WAV-Vater verdenken, wenn
er seiner Gattin im Hinblick auf die Stimmenzahl
Zwillinge vorschriebe, indes die Bayernpartei den
im Oberland besonders bei Erstgeborenen so häu-
figen Sieben- bzw. Fünfmonatskindern erhöhte
Aufmerksamkeit zuwendete? Kinderkriegen ist ja
längst keine private Angelegenheit mehr, son-
dern eine öffentliche, seit Adolf Hitler sogar eine

stark erwünschte nationale Tat, die auf dem Weg
über die Einkommensteuer notfalls erzwungen
werden kann.

Im Falle des erwünschten Mehrzahlwahlrechtes
bliebe überdies den verantwortungsbewußten Müt-
tern außer ihrer vielen Arbeit noch die wichtige
Aufgabe, den politischen Willen unserer Kleinsten
zu erkunden und mit sicherem, geschultem Instinkt

über siebzig biste, einen Bart haste und 'n Gallen-
leiden — und trotzdem hast es nicht zum Bundes-
minister gebracht!

beispielsweise aus dem energischen „A-a" des
Söhnchens den Namen des verlangten Kandidaten
herauszurätseln,um ihm die ihm zustehende Stimme
auch zu geben. Eine offene Frage ist vorerst noch
die Haltung der Väter. Werden sie der Mutter
das Allein-Wahl-Bestimmungsrecht zuerkennen
oder bei politischen Meinungsverschiedenheiten mit
ihrer Frau weiteren Kindersegen sperren? Wo
bleiben ferner die Pluralrechte der sorgenden Tan-
ten, wo die der Feldwebel, der bekannten „Müt-
ter der Kompanien"? Ein Meer von wichtigen
Fragen tut sich auf, das vielleicht am wenigsten
die Mütter, die vielbeschäftigten, beunruhigen
wird. Und es bleibt zu erwägen, ob nicht im Zeit-
alter der Vermassung überhaupt nur noch Plural-
rechte vergeben werden sollten, wobei Einzelmen-
schen als bevölkerungspolitische Blindgänger durch
Mehrzahl-Steuersätze mit den Pluralrechten der
anderen ebenso fest und unlöslich, wie logisch und
weitschauend verbunden würden. In diesem Sinne:
freie Wahl den Vielzähligen! Vim

AHSSCHUSS

Der Bundestag bildet 34 Fach-Ausschüsse

Erst wurde mancher der Genossen
von den Kollegen „abgeschossen".
Dann gab's in den verflossnen Tagen
so manchen „Querschuß" sozusagen.
Dann stand der „Zuschuß" zur Debatte,
sofern man keinen „Vorschuß" hatte.
Und schließlich endet dieses Fach
im „Ausschuß". Vierunddreißigfach.

Die Politik, das sieht man draus,
kommt leider ohne „Schuß" nicht aus.
Speziell in Deutschland ist trotz Fleiße
im letzten Grunde alles: Schüsse. H. H.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Über siebzig biste, einen Bart haste und 'n Gallenleiden - und trotzdem hast es nichtzum Bundesminister gebracht!
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Über siebzig biste, einen Bart haste und 'n Gallenleiden - und trotzdem hast es nicht zum Bundesminister gebracht!

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 22, S. 258.

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