Fv.Bilek: LIEBESKUMMER
DIE FACHKUNDIGEN
Nachdem der Einbau einer besonderen Fach-
kundigenkammer in das Staatsgefüge vor Jah-
resfrist abqelehnt worden war, hat man nun-
mehr zur Selbsthilfe gegriffen: Die Gründung
des „Landesverbandes altbewährter Esel" ist
soeben auf privater Basis durchgeführt worden.
Als Esel im Sinne der Bewegung gilt jeder, der
auf Grund von Fachkenntnissen Gewesenes zu
rekonstruieren oder zu erhalten bemüht ist.
Wer immer als „alter Praktiker" jene „guten
Zeiten" miterlebt zu haben vermeint, die in der
Phantasie der urteilslosen Masse eine gewal-
tige Rolle spielen, ist herzlich willkommen.
Wie kein zweiter ist der Fachmann von altem
Schrot und Korn, der ausgiebig sein Scherflein
zu den „Erfolgen" Deutschlands in der Vergan-
genheit beigetragen hat, dazu berufen, dem
Volke klar zu machen, daß neue Wege niemals
und nirgendwo beschritten werden können. Es
muß also so bleiben, wie es ist, bzw. wieder
so werden, wie's ehedem war ...
Der L.A.E. will unverbindlich überall dort ein-
springen, wo eine fortschrittliche Forderung er-
hoben wird. Er sorgt dafür, daß diejenigen
Fachleute zu Wort kommen, welche nachweisen
können, daß das jeweils Vorgeschlagene „nicht
geht". Sollte der Bau von billigen Wohnungen
ins Auge gefaßt sein, wird der Verband an der
Hand von bautechnischen Berechnungen die
derzeitige Unmöglichkeit eines solchen Be-
ginnens darlegen. Von volkswirtschaftlichem
Standpunkt aus wird er die Notwendigkeit ge-
wisser Preiserhöhungen als Anreiz für den Er-
zeuger befürworten, während er gleichzeitig
die Beibehaltung oder Reduzierung der gegen-
wärtigen Löhne im Interesse des Gesamtwohles
als selbstverständlich bezeichnet. Individuelle
Ansprüche auf die Wiedergutmachung von er-
littenen Kriegsschäden, wie sie mit erstaun-
licher Beharrlichkeit selbst heute noch geltend
gemacht werden, wird er mit finanztechnischen
Sach- und Fachausdrücken gebührend anzu-
prangern wissen, Pensionszahlungen an ehe-
malige Marschälle dagegen als sozialpolitisch
gesund und pekuniär tragbar empfehlen. Wo
Flüchtlinge, Ausgebombte und Heimkehrer am
zweckdienlichsten unterzubringen sind, kann
niemand besser beurteilen, als der L.A.E. Den
kommenden Lastenausgleich so zu bewerkstel-
ligen, daß die Besitzenden geschont, die breiten
Schichten der Minderbemittelten aber gehörig
gerupft werden, ist eine Aufgabe, die keiner
glaubwürdig lösen kann, der sich nicht auf ein
Sachverständigenurteil des L.A.E. stützt.
Mit einem Wort, der überparteiliche, altbe-
währte Esel wird stets zur Stelle sein, wenn
die Reaktion um eine Begründung ihrer Maß-
nahmen verlegen ist. Die Hoffnung, daß der
L.A.E. in absehbarer Zeit, aller Opposition zum
Trotz, doch noch seine verfassungsmäßige Ver-
ankerung erfahren wird, ist noch nicht aufge-
geben; diesbezügliche Entwicklungen werden
mit wahrer Eselsgeduld abgewartet. Wohl-
unterrichtete Kreise sagen voraus, daß in etwa
einem Jahrzehnt seine Mitglieder zum Tragen
von Schiffhut und Degen berechtigt sein wer-
den . . . Walter F. Kloeck
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DIE FACHKUNDIGEN
Nachdem der Einbau einer besonderen Fach-
kundigenkammer in das Staatsgefüge vor Jah-
resfrist abqelehnt worden war, hat man nun-
mehr zur Selbsthilfe gegriffen: Die Gründung
des „Landesverbandes altbewährter Esel" ist
soeben auf privater Basis durchgeführt worden.
Als Esel im Sinne der Bewegung gilt jeder, der
auf Grund von Fachkenntnissen Gewesenes zu
rekonstruieren oder zu erhalten bemüht ist.
Wer immer als „alter Praktiker" jene „guten
Zeiten" miterlebt zu haben vermeint, die in der
Phantasie der urteilslosen Masse eine gewal-
tige Rolle spielen, ist herzlich willkommen.
Wie kein zweiter ist der Fachmann von altem
Schrot und Korn, der ausgiebig sein Scherflein
zu den „Erfolgen" Deutschlands in der Vergan-
genheit beigetragen hat, dazu berufen, dem
Volke klar zu machen, daß neue Wege niemals
und nirgendwo beschritten werden können. Es
muß also so bleiben, wie es ist, bzw. wieder
so werden, wie's ehedem war ...
Der L.A.E. will unverbindlich überall dort ein-
springen, wo eine fortschrittliche Forderung er-
hoben wird. Er sorgt dafür, daß diejenigen
Fachleute zu Wort kommen, welche nachweisen
können, daß das jeweils Vorgeschlagene „nicht
geht". Sollte der Bau von billigen Wohnungen
ins Auge gefaßt sein, wird der Verband an der
Hand von bautechnischen Berechnungen die
derzeitige Unmöglichkeit eines solchen Be-
ginnens darlegen. Von volkswirtschaftlichem
Standpunkt aus wird er die Notwendigkeit ge-
wisser Preiserhöhungen als Anreiz für den Er-
zeuger befürworten, während er gleichzeitig
die Beibehaltung oder Reduzierung der gegen-
wärtigen Löhne im Interesse des Gesamtwohles
als selbstverständlich bezeichnet. Individuelle
Ansprüche auf die Wiedergutmachung von er-
littenen Kriegsschäden, wie sie mit erstaun-
licher Beharrlichkeit selbst heute noch geltend
gemacht werden, wird er mit finanztechnischen
Sach- und Fachausdrücken gebührend anzu-
prangern wissen, Pensionszahlungen an ehe-
malige Marschälle dagegen als sozialpolitisch
gesund und pekuniär tragbar empfehlen. Wo
Flüchtlinge, Ausgebombte und Heimkehrer am
zweckdienlichsten unterzubringen sind, kann
niemand besser beurteilen, als der L.A.E. Den
kommenden Lastenausgleich so zu bewerkstel-
ligen, daß die Besitzenden geschont, die breiten
Schichten der Minderbemittelten aber gehörig
gerupft werden, ist eine Aufgabe, die keiner
glaubwürdig lösen kann, der sich nicht auf ein
Sachverständigenurteil des L.A.E. stützt.
Mit einem Wort, der überparteiliche, altbe-
währte Esel wird stets zur Stelle sein, wenn
die Reaktion um eine Begründung ihrer Maß-
nahmen verlegen ist. Die Hoffnung, daß der
L.A.E. in absehbarer Zeit, aller Opposition zum
Trotz, doch noch seine verfassungsmäßige Ver-
ankerung erfahren wird, ist noch nicht aufge-
geben; diesbezügliche Entwicklungen werden
mit wahrer Eselsgeduld abgewartet. Wohl-
unterrichtete Kreise sagen voraus, daß in etwa
einem Jahrzehnt seine Mitglieder zum Tragen
von Schiffhut und Degen berechtigt sein wer-
den . . . Walter F. Kloeck
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Liebeskummer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 5.1950, Nr. 3, S. 27.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg