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Universitätsbibliothek <Heidelberg> [Hrsg.]; Steiger, Uli [Bearb.]
Die neuzeitlichen nichtliturgischen Handschriften des Zisterzienserklosters Salem — Wiesbaden, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.25985#0334
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Cod. Sal. VIII,98 (olim: Cod. Sal. X,30)

Multos annos io viuat Stephanus per longa tempora, viuat, perenet [!], viuat. - la*T bis auf
Stempel der Universitätsbibliothek, 1T, 21T leer.

Die vorliegende Hs. ist ein Theaterstück, das von den Salemer Schülern und Novizen am
16. Juli 1720 als Geburtstagsadresse für den Salemer Abt Sephan I. Jung (reg. 1698-1725;
Helvetia Sacra III/3.1, S. 371 f.) aufgeführt wurde. Thematisiert wurden die Bedrohun-
gen Salems in den ersten beiden Jahrzehnten des 18. Jhs., die die Abtei in der schwierigen
Wiederaufbauphase nach dem verheerenden Brand von 1697 trafen. Die Gefährdungen
für die Abtei werden durch Figuren der antiken Mythologie und durch die Sünden sowie
durch den personifizierten Tod symbolisiert. Ihnen sind gegenübergestellt antike Gott-
heiten (Jupiter, Fortuna), die beiden Dioskuren Castor und Pollux, der Genus Cistercij,
der Genus Salemium, Abt Stephan als der Genus Reverendissimus, die personifizierte
göttliche Vorsehung (Providentia) sowie die personifizierten Tugenden, die die Schutz-
funktion für die Abtei übernahmen und diese vor den Gefahren der Zeitläufte bewahrten.
Vergleichbar mit dem Schauspiel ,Augurium arithmetico-genethliacum’ (Cod. Sal. X,30
Nr. 5, s. dort), das ebenfalls Abt Stephan gewidmet worden war und am 16. Juli 1715 auf-
geführt wurde, werden auch im vorliegenden Stück die Verdienste des Abtes gepriesen
und dieser als Retter und Erneuerer der Abtei gefeiert sowie die Glückwünsche des Kon-
vents überbracht. Die Veranlassung, als Aufführungsdatum den 16. Juli zu wählen, konn-
te bislang nicht ermittelt werden. Denn der Geburtstag des Abtes war der 8. Februar
1664. Leodegar Walter, Aus dem Leben des Abtes Stephan I. Jung von Salem (1698—
1725), in: Cistercienser-Chronik 46, 1934, S. 213-219, weist darauf hin, dass „zum Na-
menstag des Abtes und zugleich zum 14. Erwählungstag [...] am 16. Juli 1711 ein großes
Festspiel aufgeführt“ (S. 217) wurde. Aber weder sein Namenstag, Stephan (26. Dezem-
ber) bzw. Christian (12. November), Jungs Taufname, noch seine Wahl zum Salemer Abt
(16. Mai) fallen auf diesen Termin. Die Theaterstücke Cod. Sal. X,30 Nr. 4, Nr. 5, Nr. 15,
Nr. 17 und Nr. 22 waren auch Stephan I. gewidmet worden.

Cod. Sal. VIII,98 (olim: Cod. Sal. X,30)

Thesensammlung, lat.

Papier *2 + 6 + 2 Bll. * 22,9 x 19,4 * Salem (?) * letztes Drittel 18. Jh.

Moderne Foliierung (1-6). Schriftraum: 20,5-21,0 x 18,0; 16-24 Zeilen. Lateinische Kursive von einer Hand.
Doppelkonturige römische Zählung der Thesen. Reste von Linierungen für den Titel. Zeitgenössischer rosa-gol-
dener Brokatpapiereinband, Blütenmotivik; heute ist das Heft in einen dunkelbraun marmorierten Bibliotheks-
einband mit schwarzen Leinenecken und -rücken des frühen 20. Jhs. eingebunden, mit modernem Vor- und
Nachsatzbl., durch den Universitätsbuchbinder Carl Hohmeister, Heidelberg. Rückenschild bis auf den Vorder-
und Hinterdeckel gezogen; in der rechten unteren Ecke in Bleistift die Nummer: 30 [: Teil der Heidelberger
Olim-Signatur, s. unten]. Darunter Kleberrückstände eines älteren Signaturschilds (?). Auf dem Vorderdeckel
unten links ovales Signaturschild, modern: Sal. 8,98.

Herkunft: Ohne Besitzvermerk und Salemer Olim-Signaturen. Auf dem Hinterspiegel des Brokate inband es die
Heidelberger Signatur: Cod. Salem. 8,98 [: geändert aus der Olim-Signatur] 10,30; Hinterspiegel des Biblio-
thekseinbandes: Cod. Sal. 10,30 [übergeschrieben:] 8,98; in der rechten unteren Ecke der ovale Stempel des
Buchbinders Hohmeister. Auf dem Vorderspiegel Vignette der Universitätsbibliothek Heidelberg mit Schen-
kungsvermerk: Der Hochschule zu Heidelberg vom General-Landes-Archiv in Karlsruhe 1910. lv mit dem run-
den Stempel der Universitätsbibliothek Heidelberg mit dem gekrönten badischen Wappenschild. Datierung und

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