Ein Begräbnisplatz der spätesten La-Tenezeit bzw. der
frühesten römischen Zeit bei Sötern (Fürstent. Birkenfeld.)
Von Professor Baldes in Birkenfeld.
Der ausführliche Bericht, den ich hier über eine Grabung des Birkenfelder Alter-
tumsvereins erstatte, rechtfertigt sich, wie ich glaube, durch sich selbst. Denn zu-
nächst waren wir in der Lage, woran noch immer kein allzu grosser Überfluss ist,
eine Reihe von Gräbern aus jener wichtigen Übergangszeit in ihrer Einrichtung und
Ausstattung gründlich zu beobachten. Sodann ist es wohl besonders bedeutsam, dass
auf diesem Friedhof von ausgesprochenem La-Tenecbarakter nach Anlage und Fund-
stücken äusser 2 sogenannten römischen Krügen ein römisches Schwert und ein Schild-
buckel germanischer Form, eine kleine, der frühgermanischen ähnliche Axt und 2 gal-
lische, celtartige Beile gefunden wurden.
Der Priesberg zwischen Bosen und Sötern, über dessen flache Höhe hin sich das
grosse Hügelgräberfeld der Hallstatt- und La-Tenezeit ausdebnt (Korrbl. XXIV, 67),
fällt ostwärts steil nach der vom Söterbach in südöstlicher Richtung durchflossenen
hügeligen Talmulde von Sötern ab (Messtischblatt 3513). Auf einem niedrigen Aus-
läufer des Berges liegt unmittelbar an dem von jenem Dorfe nach Bosen führenden
Wege und zwar auf dessen südlicher Seite der Begräbnisplatz der israelitischen Gemeinde
von Sötern. Hier wurden schon seit dem Jahre 1891 beim Ausschachten von Gräbern
Reste von Tongefässen und eiserne „Werkzeuge“ angetroffen, von denen nur einiges in
die Sammlung des Birkenfelder Altertumsvereins gerettet wurde. Wollte man eine plan-
mässige Untersuchung des Fundortes vornehmen, so war es jetzt höchste Zeit; denn die
Belegung des Friedhofes war schon so weit vorgeschritten, dass nur mehr ein be-
schränkter Raum zur Verfügung stand. Durch das Entgegenkommen der israelitischen
Gemeinde konnte der Verein irn Herbste 1908 zur Ausführung schreiten. Es wurden
noch 4 Gräber gefunden. Der heutige Begräbnisplatz erstreckt sich in Rechteckform
von Westen nach Osten; vom Eingänge auf der Ostseite aus ist ein Pfad durch die
Mitte bis nach der Westseite freigelassen, wo die Belegung begann. Die alte Begräbnis-
stelle scheint in der Mitte der heutigen Anlage begonnen zu haben und reichte bis in
die Nähe der östlichen Mauer. Die meisten Funde sind für die nördliche Hälfte des
Friedhofs zwischen Pfad und Mauer bezeugt; die 4 von uns aufgedeckten Gräber lagen
nur auf dieser Seite. Die alte Anlage war, nach diesen zu schliessen, im ganzen regel-
mässig (vergl. den Plan Abb. 7). Die Gruben, ungefähr quadratisch angelegt, sind so
übereinstimmend orientiert, dass die entsprechenden Seiten einander parallel laufen.
Auffallen möchte zunächst, dass die Orientierungslinie aus der Nordrichtung etwas nach
Nordwesten verschoben ist. Aber durch diese kleine Abweichung läuft die Nordseite
der Gräber dem oben erwähnten Wege parallel; und daraus darf man wohl folgern,
dass dieser Weg schon vor der Anlegung der La-Tenegräber vorhanden war. Auch
in der Lage der Gräber zueinander zeigt sich eine gewisse Regelmässigkeit, indem der
Abstand der einzelnen von einander ziemlich gleich ist.
I. Ausgrabung vom 21. September und 8. Oktober 1908.
Grab 1 (vgl. den Plan und die Schnitte Abb. 7 und die Grabbeigaben Abb. 8)
ist als Rechteck (1,52 m : 1,35 m) mit senkrechten Wänden 95 cm tief ausgeschachtet,
frühesten römischen Zeit bei Sötern (Fürstent. Birkenfeld.)
Von Professor Baldes in Birkenfeld.
Der ausführliche Bericht, den ich hier über eine Grabung des Birkenfelder Alter-
tumsvereins erstatte, rechtfertigt sich, wie ich glaube, durch sich selbst. Denn zu-
nächst waren wir in der Lage, woran noch immer kein allzu grosser Überfluss ist,
eine Reihe von Gräbern aus jener wichtigen Übergangszeit in ihrer Einrichtung und
Ausstattung gründlich zu beobachten. Sodann ist es wohl besonders bedeutsam, dass
auf diesem Friedhof von ausgesprochenem La-Tenecbarakter nach Anlage und Fund-
stücken äusser 2 sogenannten römischen Krügen ein römisches Schwert und ein Schild-
buckel germanischer Form, eine kleine, der frühgermanischen ähnliche Axt und 2 gal-
lische, celtartige Beile gefunden wurden.
Der Priesberg zwischen Bosen und Sötern, über dessen flache Höhe hin sich das
grosse Hügelgräberfeld der Hallstatt- und La-Tenezeit ausdebnt (Korrbl. XXIV, 67),
fällt ostwärts steil nach der vom Söterbach in südöstlicher Richtung durchflossenen
hügeligen Talmulde von Sötern ab (Messtischblatt 3513). Auf einem niedrigen Aus-
läufer des Berges liegt unmittelbar an dem von jenem Dorfe nach Bosen führenden
Wege und zwar auf dessen südlicher Seite der Begräbnisplatz der israelitischen Gemeinde
von Sötern. Hier wurden schon seit dem Jahre 1891 beim Ausschachten von Gräbern
Reste von Tongefässen und eiserne „Werkzeuge“ angetroffen, von denen nur einiges in
die Sammlung des Birkenfelder Altertumsvereins gerettet wurde. Wollte man eine plan-
mässige Untersuchung des Fundortes vornehmen, so war es jetzt höchste Zeit; denn die
Belegung des Friedhofes war schon so weit vorgeschritten, dass nur mehr ein be-
schränkter Raum zur Verfügung stand. Durch das Entgegenkommen der israelitischen
Gemeinde konnte der Verein irn Herbste 1908 zur Ausführung schreiten. Es wurden
noch 4 Gräber gefunden. Der heutige Begräbnisplatz erstreckt sich in Rechteckform
von Westen nach Osten; vom Eingänge auf der Ostseite aus ist ein Pfad durch die
Mitte bis nach der Westseite freigelassen, wo die Belegung begann. Die alte Begräbnis-
stelle scheint in der Mitte der heutigen Anlage begonnen zu haben und reichte bis in
die Nähe der östlichen Mauer. Die meisten Funde sind für die nördliche Hälfte des
Friedhofs zwischen Pfad und Mauer bezeugt; die 4 von uns aufgedeckten Gräber lagen
nur auf dieser Seite. Die alte Anlage war, nach diesen zu schliessen, im ganzen regel-
mässig (vergl. den Plan Abb. 7). Die Gruben, ungefähr quadratisch angelegt, sind so
übereinstimmend orientiert, dass die entsprechenden Seiten einander parallel laufen.
Auffallen möchte zunächst, dass die Orientierungslinie aus der Nordrichtung etwas nach
Nordwesten verschoben ist. Aber durch diese kleine Abweichung läuft die Nordseite
der Gräber dem oben erwähnten Wege parallel; und daraus darf man wohl folgern,
dass dieser Weg schon vor der Anlegung der La-Tenegräber vorhanden war. Auch
in der Lage der Gräber zueinander zeigt sich eine gewisse Regelmässigkeit, indem der
Abstand der einzelnen von einander ziemlich gleich ist.
I. Ausgrabung vom 21. September und 8. Oktober 1908.
Grab 1 (vgl. den Plan und die Schnitte Abb. 7 und die Grabbeigaben Abb. 8)
ist als Rechteck (1,52 m : 1,35 m) mit senkrechten Wänden 95 cm tief ausgeschachtet,