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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Trierer Jahresberichte: Vereinsgabe d. Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — NF 2.1909(1910)

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Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen für das Jahr 1. April 1908 bis 31. März 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.43684#0013
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Jahresbericht
der
Gesellschaft für nützliche Forschungen
für das Jahr 1. April 1908 bis 31. März 1909.

Sommer 1908.
Sonntag, den 28. Juni. Ausflug nach Echternach und Bollendorf.
Besichtigung der Willibrordkirche und der Abtei in Echternach unter
Führung von Regierungs- und Baurat v. Behr. Besichtigung der Artio-
Inschrift, des Diana-Denkmals und der römischen Villa von Bollendorf
unter Führung von Museumsdirektor Dr. Krüger.
Etwa 50 Mitglieder der Gesellschaft für nützliche Forschungen vereinigten sich am
Sonntag den 28. Juni, zu dem Ausflug nach Echternach und Bollendorf. Unter der Führung
von Regierungs- und Baurat v. Behr wurde in Echternach zuerst die alte Pfarrkirche
zu St. Peter besucht. Herr v. Behr begrüsste die Erschienenen an der Stätte, von der
nach der Zeit der römischen die neue christliche germanische Kultur für unsere Gegend
ihren Ausgang nahm. Hier hat der hl. Willibrord die Benediktiner-Abtei gegründet als
Pflanzstätte der neuen Kultur. Von seinen uralten Bauten mögen die beiden Kirchen heute
noch Teile enthalten. St. Peter ist in der Folgezeit sehr verändert und reicher ausgestattet
worden, namentlich in spätgotischer und Rokokozeit; hier ruhten ja die Gebeine des Grün-
ders selbst. Vor wenigen Jahren sind sie in die Basilika übergeführt. Letztere ist jetzt
auch das Ziel der Springprozession geworden. Die Klosterkirche, die nunmehr betreten
wurde, ist im 11. Jahrhundert neu erbaut als dreischiffige Basilika mit gewölbten Seitenschiffen
und flach gedecktem Mittelschiff und geradem Chorabschluss. In frühgotischer Zeit und
später mehrfach verändert, wurde sie in der Revolutionszeit als Fabrik benutzt. Die neue
Wiederherstellung und Ausmalung ist so gründlich, dass das hohe Alter des Bauwerks kaum
erkennbar ist. Die Detaillierung der Kapitale und der Pfeilergesimse nach antiken Vor-
bildern, der gebundene Rhythmus des Wechsels von Pfeilern und Säulen begründen ihren
hohen kunstgeschichtlichen Rang. Die Westfront ist ganz erneuert und auch hier im Äussern
die Erscheinung des Alters der Kirche fast verwischt. Die Zeit war zu kurz, um auch die
übrigen schönen Klosterbauten zu betrachten. Nur auf dem Marktplatz wurde noch einmal
Halt gemacht vor dem altertümlichen Rathaus, der früheren Gerichtshalle. Gegenüber
liegt das ursprüngliche Rathaus, das Eckhaus „unter den Steifen“, nur an dem Laubengang
im Erdgeschoss heute noch als alt erkennbar.
Nach einer kurzen Frühstücksrast im Hotel Bellevue wurde die kleine Entfernung bis
Weilerbach mit der Bahn zurückgelegt und dort die Fusswanderung angetreten, zuerst
nach den Schweineställen auf ziemlich beschwerlichem Pfade, der noch starke Spuren
des grossen Unwetters im Mai aufwies. In der romantischen Schlucht ergriff Museums-
direktor Krüger das Wort zur Erläuterung der Felsinschrift. Vorher wies er den poetisch-
sentimentalen Namen „Schweigestelle“ ab, der heute für das Tal in Gebrauch ist, und gab
zu bedenken, dass die grössere historische Glaubwürdigkeit der Bezeichnung „Schweineställe“
zukommt. Denn die Beschaffenheit des von Felsen eingeschlossenen Tals, das an beiden Enden
leicht gesperrt werden konnte, machte es zum Nachtquartier für Schweineherden, die zur Eichel-
mast in den Wald geschickt waren, sehr geeignet. Die Inschrift, die Weihung eines Galliers
namens Biber an die gallische Bärengöttin Artio. wurde erläutert durch ein Bild
dieser Göttin, das auch aus römischer Zeit stammt und im Kanton Bern in der Schweiz
gefunden ist. Ansichtspostkarten, die verteilt wurden, zeigen Inschrift und Bild neben-
 
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