Altsächsisch multimedial. Digitale und philologische Neuerschließung der kleineren Texte (9.–12. Jh.)

Nach heutigem Kenntnisstand sind vom 9. bis zum Ende des 12. Jahrhunderts 23 kleinere Prosa- und Verstexte in altsächsischer Sprache überliefert. Doch in keiner der bisherigen Ausgaben sind alle Texte versammelt worden. Die letzte, heute jedoch in weiten Teilen überholte Edition mit textkritischen Apparaten, Anmerkungen und Glossar legte Elis Wadstein 1899 vor, einzelne Texte sind darüber hinaus in Elias von Steinmeyers Ausgabe von 1916 ediert. Seither haben sich jedoch nicht nur die Editionsstandards verändert und entwickelt, sondern es sind zudem weitere Textzeugen entdeckt worden, die bei Wadstein 1899 und von Steinmeyer 1916 noch nicht enthalten sind. Auf der Grundlage des skizzierten Forschungsstands ist somit derzeit ein Zugriff auf die kleineren altsächsischen Texte als zusammengehöriges und zeitgemäß aufgearbeitetes Korpus nicht möglich. Das Projekt ‚Altsächsisch multimedial‘ strebt eine grundlegende Neuerschließung des Gegenstandsbereichs in einer methodisch innovativen Verbindung von digitaler Aufbereitung und ‚klassischem‘ philologischem Handwerkszeug an: In einem Onlineportal wird das Textkorpus in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg in Transkriptionen und Editionen mit paläographisch-kodikologischen, textkritischen sowie forschungs- und editionsgeschichtlichen Apparaten und in hochwertigen Farbdigitalisaten der gesamten Textüberlieferung neu zugänglich gemacht. Alle altsächsischen Texte werden zusätzlich in neuhochdeutschen, englischen und italienischen Übersetzungen sowie – erstmals überhaupt – professionell eingesprochen als Audioaufnahmen zur Verfügung gestellt. Jeder Text wird zudem durch eine Einführung und einen Stellenkommentar inhaltlich auf dem aktuellen Stand der Forschung vorgestellt und erschließbar gemacht. Als Komplement zur Onlineerschließung wird ‚Altsächsisch multimedial‘ das edierte Textkorpus als Buchpublikation (Printausgabe sowie E-Book als Open Access) veröffentlichen. Die frühesten Zeugnisse volkssprachiger Kultur in niederdeutscher Sprache aus der Karolinger-, Ottonen- und Salierzeit werden so gemäß aktuellen Standards für Forschung und Lehre verfügbar gemacht, auch über den engeren Kreis der Frühmittelaltergermanistik hinaus.
Unter Informationen finden Sie Details zum Projekt, zum Team, zur Funktionalität und zu den Nutzungsbedingungen.
Technisch erfolgen die Transkriptions- und Editionsarbeit im XML-Format nach den Richtlinien der Text Encoding Initiative (TEI). Für die konkrete Ausgestaltung der Kodierung folgen wir den Vorgaben von heiEDITIONS. Alle Bild- und Textdaten werden frei von Einschränkungen unter ‚open access‘-Lizenz online zugänglich gemacht. Zudem versteht sich Altsächsisch multimedial auch als ‚open science‘ im Sinne einer prinzipiellen Erweitbarkeit der Daten und Materialien.
Altsächsisch multimedial wird gemeinsam betrieben von Norbert Kössinger und Pia Schüler (Otto-Friedrich-Universität Bamberg) in Zusammenarbeit mit der UB Heidelberg.