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Bartsch, Karl
Katalog der Handschriften der Universitäts-Bibliothek in Heidelberg (Band 1): Die altdeutschen Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg — Heidelberg, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.2041#0003
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VORWORT.

Nachdem im Jahre 1816 die altdeutschen Handschriften der ehemaligen Palatina, die seit 1623 sich im Vatican
befunden, an die Universitätsbibliothek zu Heidelberg zurückgegeben worden, war es begreiflich, dass man
wünschte, diesen literarischen Schatz der gelehrten Welt möglichst bald zugänglich und bekannt zu machen. So
erschien denn schon 1817 als umfänglicher Anhang zu Friedrich Wilkens 'Geschichte der Bildung, Beraubung und
Vernichtung der alten Heidelbergischen Büchersammlungen' ein 'Verzeichniss der im Jahr 1816 von dem Pabst
Pius VII. der Universität Heidelberg zurückgegebenen Handschriften', an welchem der junge F. J. Mone einen
wesentlichen Antheil hatte. In Anbetracht der kurzen Zeit, die auf die Beschreibung und Ausarbeitung verwandt
worden war, muss man der Arbeit, wenn man billig sein will, alle Anerkennung zollen; denn ein wie kleiner Theil
der altdeutschen Literatur war damals erst bekannt! Dass eine Reihe von Handschriften, die von geringerem
Werthe schienen, hauptsächlich medizinischen Inhaltes, übergangen wurden, ist gleichfalls wohl nur aus der Eile der
Herstellung zu erklären. Trotz seiner Unvollkommenheiten hat das Wilkensche Verzeichniss den germanistischen
Studien treffliche Dienste geleistet, und die folgenden Jahrzehnte zeigen, in welch ausgiebigem Masse die Hand-
schriften benutzt wurden.

In der That gibt es wohl keine Bibliothek, welche ein relativ so vollständiges Bild der Geschichte der
altdeutschen Literatur, und insbesondere der altdeutschen Dichtung liefert, wie die Palatina. Als Gervinus seine
Nationalliteratur schrieb, fügte es ein günstiges Geschick, dass er in Heidelberg lebte; er durfte aus den ungedruckten
Schätzen schöpfen und hat dies in umfassender Weise gethan. Freilich die althochdeutsche Periode ist nur durch
wenige Denkmäler vertreten, um so reicher die mittelhochdeutsche, vor allem die höfische Epik, man sieht, dass
ein der Dichtung geneigtes Fürstengeschlecht diese Bibliothek zusammengebracht.

Die Mängel der Wilkenschen Arbeit mussten es wünschenswerth erscheinen lassen, sie durch eine den
Anforderungen der Gegenwart entsprechende zu ersetzen. Bald nach seinem Amtsantritt hat Herr Professor Zange-
meister den lobenswerthen Entschluss eines neuen, vollständigen Handschriftenkatalogs gefasst. Dr. Wolfgang
Schlüter wurde mit der Beschreibung der altdeutschen Handschriften beauftragt und hat dieser Aufgabe bis zu
seinem Abgange von der Bibliothek sich gewidmet.

Das Heranrücken des fünfhundert]ährigen Jubiläums der Universität legte naturgemäss auch den Gedanken
nahe, zu diesem bedeutenden Zeitpunkte den Handschriftenkatalog zu veröffentlichen. Im Einverständniss mit Herrn
Professor Zangemeister unterzog ich mich der Arbeit, die mir dadurch wesentlich erleichtert wurde, dass ich für
meine eigenen Studien sämmtliche altdeutsche Handschriften bereits durchgegangen hatte. Aufgenommen wurden
alle Handschriften bis zum Jahre 1500, nur dann habe ich ins 16. Jahrhundert hinübergegriffen, wenn die betreffenden
Handschriften ihrem Inhalt nach ganz oder theilweise auf ältere Quellen zurückgingen.
 
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