Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Benz, Richard [Hrsg.]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0031
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
er ließ rufen durch alle seine Reiche, wer den
Eber könnte töten, dem wollte er feine einige
Tochter geben und nach seinem Tode sollte er
Kaiser sein. Da man deß aewahr ward, da
war niemand, der denEber torm mochte als der
Schafhirte, der gedachte beisich: „Könntest du
denEber töten, duwürdestnicht allein davon ge-
ehrt, sondern all dein Geschlecht würde hoch er-
haben." Er nahm seinenHirtenstab und gingin
den Wald, da der Eber war. Als ihn der Eber
sah, rannte er schnellgegen ihn; da stieg derHirr
aus einenBaum. Nun begann der Eber greu-
lich zu graben, und also sehr, daß den Hirten
deuchte, der Baum müßte schier fallen. Auf
dem Baum waren viel süße Aepfel, die schlug
der Hirte dem Eber herunter; der begann zu
fressen, und derHirte gab ihm jemehr, bis daß
er satt war, und legre sich bei dem Baume zu
schlafen. Als der Hirte das sah, da stieg er ge-
mächlich hernieder, und mic einerHand krauece
er dem Eber, mit der andern hielt er sich an dem
Baume. Da er sah, daßderEberso feste schlief,
da zückte er seinMesserund schnitt ihm dieKehle
ab. Und führte ihn dem Kaiser heim und hiesch
die Tochter, und der Hirte ward ein Kaiser.

29
 
Annotationen