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Benz, Richard [Hrsg.]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0044
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Schweifund schleifet ihn durch alleGassen,und
nehmet fleißig achtund wahr,in welchemHaus
ihr schreien oder weinen höret, des Hauses ist er
ein Herr gewesen; dieneymetundfahet stealle."
DieDienerthaten,wiederKaisergebot.Alsman
den Leichnam vor dem Hause des Ritters vor-
übcrschleisteunddieTöchter dassahen, da riefen
undschrieen fie laut. Als der Bruder das hörte,
daß die Schwestern also klagten, da nahm er
sein Waidmesser, und hieb sich selber eine große
Wunde in sein Bein, daß das Blut davon floß.
DesKaiserS Diener hatten das Geschreigehört
und drangen in dasHaus und fragten, was das
Rufen bedeute. Da sprach derSohn: „Jch hab
mich ausUngeschick also sehr gehauen: dieweil
meine Schwestern die Wunde sahen bluten, so
schrieen sie." Als die Reisigen dieWunde sahen,
glaubten sie ihm und gingen also betrogen von
ihm. Und führten den Leichnam hinweg und
hingen ihn an denGalgen. Da hing er manchen
Tag. Aber derSohn nahm ihn nicht ab und be-
grub sein Haupt nicht aufdem Kirchhof.

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