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Bernhard, Jakob
Kurpfälzer Sagenborn: alte und neue Sagen aus der rechtsrheinischen Pfalz mit besonderer Berücksichtigung der Heidelberger Gegend sowie der angrenzenden Gebiete des Neckartals, des Odenwaldes und des Kraichgaues, der Bergstraße und der Rheinebene — Heidelberg, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.4086#0031
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Da kam ihm Plöhlich ein eigenartiger Einfall: Den Hand-
schuh nicht wegzuwerfen — was sollte es mit einem einzelnen
Stück ansangen? —, sondern zu verpacken und fortzuschicken.
Wer wohin? So sehr es auch suchte, so fand es gleichwohl nicht
ein einziges Anzeichen, das auf den rechtmäßigen Besitzer hin-
deuten konnte. „Und ich probier's halt doch", sagte es, und bald
war ein hübsches Paketchen fertiggestellt. Obenauf aber prangten
als Anschrift nur die drei Worte:„2lach Handschuhs Heim." Alles
übrige mochte der Diener besorgen, der aus alter Treue zu ihrem
Hause die bittere 2lrmut mit ihr teilte. Der Alte machte sich
auf den Weg und hatte wirklich Glück. Schon nach kurzer Zeit
führte ihn die vermutete Spur dem rechtmähigen Eigentümer
zu. und freudestrahlend überreichte er den Handschuh. Wie
glücklich war der Ritter! Schon am folgenden Morgen ließ er
das Roh satteln, der Finderin seinen Dank persönlich abzustat-
ten. And fand er ihr Heim auch recht klein und bescheiden, die
Sungfrau gefiel ihm umso besser, ja so gut, daß er sie bald als
Gemahlin heimführte auf sein Schloh. Frohe Tage solgten. 2m-
mer wieder muhte der Ritter daran denken, was ihn eigentlich
zu seinem grohen Glück geführt hatte. Die merkwürdige Dege-
benheit dazu muhte daher irgendwie auch äuherlich in der Cr-
innerung festgehalten werden. Daher entschloh er sich, seiner
Burg und seinem Stammsitz den Namen Handschuhsheim
zu geben und diese Bezeichnung auch aus sich und seine Familie
übertragen zu lassen. Seine Nachkommen, die Herren von Hand-
schuhsheim, waren nicht wenig stolz auf diesen Namen und führ-
ten fortan einen silbernen Handschuh im blauen Feld als Zei-
chen ihrer Würde in ihrem Wappenschilde.

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