Wehe dir, Pfalz!
Es war Nacht. Zwei Kerzen kämpften gegen die Finsternis
eines Zimmers im Heidelberger Schloh. Kurfürst Karl war nach
verzehrenden Fieberanfällen in schweren Schlaf gesunken. Sein
2lrzt, der bei ihm wachte, wollte in der tiefen Stille eben auf
seinem Stuhle einnicken, als der Kranke plötzlich aus dem Bette
emporfuhr. Mit weit aufgerissenen 2lugen und verzerrtem Ge-
sicht starrte er in die Leere, und seine Schultern waren vor Ent-
setzen hvchgezogen. „Dann wird's mit der Pfalz bei Rhein ver-
loren sein!" rief er aus — „was für eine Menge Truppen! was
für Lärm und Gedränge!"
Wenige Wochen später starb Kursürst Karl, ohne Leibes-
erben zu hinterlassen. Der König der Franzosen erhob im Na-
men der Schwester des Berstorbenen, Liselottes von der Pfalz,
Herzvgin von Orleans, Anspruch auf das verwaiste Land. Krieg,
Mord und Brand entstanden daraus. 2lm 2. März 1689 um
6 Ahr morgens sprengten die Franzosen das Schloh in die Luft.
Brücke und Stadt folgten. Ganz Heidelberg ward ein rauchen-
der Trümmerhaufen voll Leichen und Bettlern.
(Nach Guckenhan)
20
Es war Nacht. Zwei Kerzen kämpften gegen die Finsternis
eines Zimmers im Heidelberger Schloh. Kurfürst Karl war nach
verzehrenden Fieberanfällen in schweren Schlaf gesunken. Sein
2lrzt, der bei ihm wachte, wollte in der tiefen Stille eben auf
seinem Stuhle einnicken, als der Kranke plötzlich aus dem Bette
emporfuhr. Mit weit aufgerissenen 2lugen und verzerrtem Ge-
sicht starrte er in die Leere, und seine Schultern waren vor Ent-
setzen hvchgezogen. „Dann wird's mit der Pfalz bei Rhein ver-
loren sein!" rief er aus — „was für eine Menge Truppen! was
für Lärm und Gedränge!"
Wenige Wochen später starb Kursürst Karl, ohne Leibes-
erben zu hinterlassen. Der König der Franzosen erhob im Na-
men der Schwester des Berstorbenen, Liselottes von der Pfalz,
Herzvgin von Orleans, Anspruch auf das verwaiste Land. Krieg,
Mord und Brand entstanden daraus. 2lm 2. März 1689 um
6 Ahr morgens sprengten die Franzosen das Schloh in die Luft.
Brücke und Stadt folgten. Ganz Heidelberg ward ein rauchen-
der Trümmerhaufen voll Leichen und Bettlern.
(Nach Guckenhan)
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