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Bernhard, Jakob
Kurpfälzer Sagenborn: alte und neue Sagen aus der rechtsrheinischen Pfalz mit besonderer Berücksichtigung der Heidelberger Gegend sowie der angrenzenden Gebiete des Neckartals, des Odenwaldes und des Kraichgaues, der Bergstraße und der Rheinebene — Heidelberg, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.4086#0098
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als von dir lassen!" Da wurde der Vater so aufgebracht, daß
er aus dem Diäicht hervorstürzte und dem Knappen den Dolch
ins Herz stieß.

Von dieser Zeit an siechte das Mädchen dahin und starb
bald darauf. Aoch heute geht das Burgfräulein in stiller Nacht
in weißer Kleidung den Burgpfad hinab in das Häuschen zu
Müll, um die Mutter ihres Liebsten zu trösten und die Schuld
an seinem Tvde zu bühen. (K. Zinkgräf)

Das Vurgfräulein von Windeck.

Einst verfolgte ein Ritter einen mächtigen Hirsch. Dis zur
Durg Windeck bei Weinheim war er dem raschen Wild nach-
gejagt. Hier aber verlor er das Tier aus den Augen. Müde

und schweißbedeckt ließ
er sich am Tore der
Burg nieder, und da
ihn ein heftiger Durst
quälte, sprach er:
„Hätte ich doch nur
einen Decher von je-
nem köstlichen Wein,
der noch im Burgkeller
verborgen liegt!" Kaum
hatte er ausgeredet, da
trat auch schon eine
weihgekleidete 2ung-
frau herzu und reichte
ihm ein grohes Trink-
horn, gefüllt mit edel-
stem Wein. 2m näch-
sten Augenblick war sie
wieder verschwunden.
Der Ritter labte sich
nach Herzenslust an
dem wunderbaren Ge-
tränk. Aber von der
Stunde an konnte er
keine Ruhe mehr fin-
den. Don Liebe und
Sehnsucht ergriffen. zvg's ihn immer und immer wieder zurück
zur Burg Windeck.

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