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Kautzsch, Rudolf
Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau — Stuttgart, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.2169#0003
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2 Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau

1. Den Handschriften ist sämmtlich deutsche Sprache und volks-
thümlicher Inhalt eigen: es sind Bibeln, Erbauungsschriften, Heiligen-
leben, Epen der mhd. Blüthezeit, spätere Romane, Naturgeschichten,
Rechtsbücher und ähnliche.

2. Sie sind durchaus in elsässischer Mundart, also wohl von
elsässischen Schreibern geschrieben.

3. Sie zeigen in der äusseren Anlage (Art der Rubricierung,
Anwendung der Initialen, Form der Ueberschriften und des Explicit
u. s. w.) die engste Verwandtschaft,

4. Dieselben Zeichner kehren hier und dort wieder, so dass einer
und der andere an drei, vier (bis zu 18) verschiedenen Hss. mitge-
arbeitet hat.

5. Einzelne Werke sind von mehreren Zeichnern illustriert, bald
so, dass zwei Hände Lage um Lage mit einander Avechseln, bald so,
dass die eine Hälfte von a, die andere von b mit Bildern versehen
ist, bald auch so, dass die einzelnen Bände eines umfangreichen
Werkes von verschiedenen Arbeitern ausgeschmückt sind.

Alle diese Beobachtungen drängen uns die Vermuthung auf, dass
wir es mit Erzeugnissen einer Werkstatt zu thun haben, in der mehrere
Gesellen neben einander unter Leitung eines Unternehmers mit Schreiben,
Rubricieren, Zeichnen und Malen beschäftigt waren. Mit völliger Sicher-
heit können wir dieser Werkstatt vorerst freilich nur solche Hss. zu-
weisen, deren Illustratoren durch gemeinsame Arbeiten mit einander
verbunden sind. Nehmen wir etwa eine fünfbändige, deutsche Bibel
der Palatina, die zu unserer Gruppe gehört, zum Ausgangspunkt (s. u.
K VII): am Bilderschmuck dieses Werks sind fünf verschiedene Hände,
die sich deutlich von einander unterscheiden, thätig gewesen. Nun
dürfen wir in unsere Gruppe alle die Hss. einreihen, deren Bilder von
einem der fünf Illustratoren gefertigt sind. Wenn sich jetzt unter
diesen Hss. die eine oder andere findet, die wiederum von mehreren
Händen gefertigt ist, so werden diese Werke neue Mittelpunkte für
Untergruppen, die ebenso zuverlässig unserer Werkstatt entstammen,
zumal wenn einzelne ihrer Zeichner auch sonst wieder im Gesammt-
bereich unserer Werkstatthandschriften auftauchen.

Wir versuchen graphisch darzustellen, wie sich auf diese Weise
schliesslich eine Gruppe von 13 mit einander eng verbundenen Zeich-
nern ergiebr,])

Und so spreche ich denn an dieser Stelle den Vorständen und Beamten aller
der Bibliotheken, die ich benutzen durfte, meine aufrichtige Erkenntlichkeit
aus. Ganz besonders verpflichtet bin ich Herrn Prof. Dierauer in St. Gallen,
Herrn Abbe Hanauer in Hagenau und Herrn Andre Waltz in Cohnar.

1) Die grossen Buchstaben geben die Zeichner an. Keineswegs soll
aber die Länge der Linien die Zeit der Thätigkeit des Einzelnen ausdrücken.
Darüber wissen wir gar nichts Festes. Jede neu auftauchende Hs. könnte die
Angaben ändern. Die römischen Ziffern bezeichnen die Werke, an denen
unsere Arbeiter gemeinsam thätig gewesen sind. Und zwar: I) eine Histo-
rienbibel im Kölner Stadtarchiv, s. u. C I u. öfter. II) eine Historienbibel
in Dresden, s. u. D I, E. III) den palat. 324, s. u. F II u. öfter. IV) den
palat. 149, s. u. F III, B. V) den palat. 19 ff., s. u. K VII u. die angef. Stellen.
 
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