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Kautzsch, Rudolf
Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau — Stuttgart, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.2169#0020
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von Dr. R. Kautzsch. 19

weniger, einzelne nur mit einem einzigen, ja nur mit ein paar Blättern
in der Gruppe vertreten. Ebenso lassen sich mit Sicherheit wenigstens
5') verschiedene Schreiber feststellen. Wichtiger ist, dass gleich-
zeitig mindestens einmal 52) Zeichner und ein andermal 43) Schreiber
in der Werkstatt thätig gewesen sein müssen: das zeigt, wie vortrefflich
das Geschäft geblüht hat. Leider ist es nur wenig, was uns die Hss.
über die Schicksale der Werkstatt lehren. Der Zeichner, der weitaus
die meisten Bilder hinterlassen hat, scheint zugleich der älteste Arbeiter
Diebolt Laubers gewesen zu sein. Er hat auch die Hs. illustriert, welche
uns die früheste Jahresangabe über die Thätigkeit der Schreibstube
überliefert: das Jahr 14274). Die letzte datierte Schreibernotiz stammt
vom Jahre 14675). Ungefähr dürften diese beiden Angaben auch
wirklich die Zeit der Blüthe unserer Werkstatt umspannen. Wir haben
schon oben (Einl. S. 3) darzustellen versucht, wie der erste Zeichner (A)
vermuthlich am längsten in der Schreibstube thätig gewesen ist: er
kommt neben 5 andern Arbeitern vor. Und da er schon 1427 auftritt,
so ist wahrscheinlich, dass er auch die übrigen (vielleicht mit Ausnahme
der drei letzten: L — N) neben sich gesehen hat. Nächst A ist der
wichtigste Mann der Gruppe zweifellos Hans Schilling von Hagenau.
Was über ihn vermuthet werden kann, ist unten (vor K 1) zusammengestellt.
Hier nur so viel: er scheint die älteren Genossen der Werkstatt über-
dauert zu haben und noch neben einer zweiten Generation thätig ge-
wesen zu sein: in der Wolfenbütteler Historienbibel tritt er zusammen
mit drei neuen Zeichnern auf. Auch der Schreiber dieser Handschrift
unterscheidet sich von den Schreibern, die mit A vereint arbeiten, sehr
merklich.

Allem nach dürfen wir aus diesen Umständen auf Veränderungen
im Personalbestand der Werkstatt schliessen. Doch möchte ich daran
festhalten, dass auch jetzt noch Diebolt Lauber der Leiter der Werk-
statt gewesen ist. Hat er doch eben in ein Buch, das Hans Schilling
illustrierte, seine reichste Anpreisung gesetzt. Und die Bilder eben
dieses Buchs zeigen völlig die ausgebildete Weise jenes Zeichners.

Ob die Werkstatt mit dem Tode ihres Haupts aus einander fiel,
ob sie — vielleicht unter der Leitung Hans Schillings — weiter ar-
beitete, wissen wir nicht. War es der Fall, so bereitete ihr doch der
Buchdruck bald ein rasches Ende.

In der Werkstatt herrschte naturgemäss Arbeitstheilung6). Wenn

1) Diese Zahl erreicht bei weitem nicht den wirklichen Sachbestand.
Allein bei der Schwierigkeit Kursivhände des 15. Jahrhunderts zu unterscheiden
musste ich mich damit begnügen, nur die ganz augenfällig verschiedenen
Schreiber anzumerken. Es ist fast unmöglich, ohne Vergleichung der Originale
über Identität oder Verschiedenheit zweier Hände der Ilagenauer Schreibstube
zu urtheilen.

2) S. u. K VII. *

3) S. u. A III.

4) S. ü. A I.

5) S. u. K V.

fi) Über den Gang der Arbeit in unserer Werkstatt habe ich ausführ-
licher berichtet in meinen einleitenden Erörterungen S. 72.

2*
 
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