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Schulz, Hugo [Bearb.]; Conradus <de Megenberg> [Bearb.]
Das Buch der Natur: die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache — Greifswald, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.2070#0004
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VI

Vergleich denn auch richtig zu Stande. Dass er im Uebrigen mit
den damals in Regensburg herrschenden Zuständen nicht völlig zu-
frieden war, geht aus seinem Buche der Natur deutlich hervor.
Wo es möglich ist, ergreift er die Gelegenheit, seinen Amtsbrüdern
derb und gründlich seine Meinung zu sagen. Der damalige Bischof
von Regensburg, Friedrich, von Geburt ein Burggraf von Nürnberg,
hatte durch unsinnige Verschwendung das Kirchenvermögen schwer
geschädigt und mit den zu ihm haltenden Klerikern das Ansehen
der Geistlichkeit herabgewürdigt. Es spricht für Konrad's Gesinnung
und Charakter, dass er diesem Treiben entgegentrat, und er hat an
seinem Theile redlich dazu beigetragen, dass Bischof Friedrich im
Jahre 1367 seines Amtes enthoben wurde. Ihm folgte auf dem
bischöflichen Stuhle Konrads Freund, Herr Konrad von Heimberg,
der im Buche der Natur auch erwähnt wird.

Der 14. April des Jahres 1374 wurde Konrads Todestag. Er
starb in seinem 65. Lebensjahre. Sieben Jahre später wurde zur
feierlichen Begehung seines Jahrestages im Frauenstift zu Nieder-
münster, wo er beerdigt worden war, eine Stiftung begründet.

Das Buch der Natur1) entspricht in seinem Inhalte, wie auch
nicht anders möglich, den Anschauungen der Zeit, in der es ent-
stand. Die Lehren des Aristoteles beherrschten die einzelnen
Disciplinen der Naturwissenschaft wie sie es seit dem Hingange des
grossen Stagyriten gethan hatten und noch lange nach der Zeit, in
der Konrad von Megenberg sein Buch schrieb, thun sollten. Die
Vorgänge des Lebens und ihre Grundgesetze hatte Galeuus fest-
zustellen versucht. Die Lehren beider Männer begegnen uns
im Buche der Natur wieder, aber in der Gestaltung, die sie
durch die Epigonen und besonders die arabischen Gelehrten er-
fahren hatten. Die Begriffe über anatomische Verhältnisse sind
noch ganz verworren, ein Unterschied zwischen Blutgefässen und
Nerven zum Beispiel kaum vorhanden. Die vier Elemente bilden
das Baumaterial des menschlichen und thierischen Körpers. Die
Lebensfunktionen werden unterhalten und bedingt durch das Ver-
hältniss zwischen den vier Grundflüssigkeiten: Blut, Schleim, gelbe
und schwarze Galle. Die Verarbeitung dieser Ansichten durch
Galen, den Meister des, das Denken so sehr erleichternden Sche-

j) Dasselbe ist von Fr. Pfeiffer im Jahre 1862 nach den Hand- /yj
schritten veröffentlicht. Diese Ausgabe bildet die Grundlage meiner Arbeit. .'/

LS
 
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