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Schulz, Hugo [Oth.]; Conradus <de Megenberg> [Oth.]
Das Buch der Natur: die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache — Greifswald, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.2070#0013
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grober Ernährungsstörungen aus, sowie wenn sich im Haupt oder
im Leibe faulige Flüssigkeit ansammelt, wie bei den Aussätzigen
wahrzunehmen ist. Die Männer verlieren die Haare leichter wie
die Frauen und die Castraten, weil diese kälterer Natur sind
als jene. Desshalb auch werden die hitziger veranlagten Männer
durch unkeusches Leben kahl, im Gegensatz zu den Weibern,
weil diese eben kälterer Natur sind. Aristoteles giebt an, dass
in den kalten Ländern Menschen und Thiere langes, nicht ge-
kräuseltes, häufig auch weisses und hartes Haar besitzen, wohin-
gegen in den heissen Ländern, wie im Mohrenlande zum Beispiel,
das Haar kraus und schwarz ist. Das rührt davon her, dass der
irdische Dunst, aus dem das Haar entsteht, durch die Kälte aus-
gedehnt wird, wogegen die Wärme den Dunst zusammenzieht und
das Haar sich kräuseln lässt. Ferner findet sich bei Aristoteles
die Angabe, dass alle starkbehaarten Thiere und Menschen einen
besonders entwickelten Geschlechtstrieb besitzen, ebenso wie die
aussergewöhnlich reich mit Federn ausgestatteten Yögel. Die grösste
Menge Haar findet sich beim Menschen auf dem Kopfe, damit das
Gehirn vor starker Kälte und übergrosser Hitze geschützt sei.
Plinius bemerkt, dass bei einigen alten Leuten in der ersten Zeit
nach dem Tode das Haar noch gewachsen sei. Es kommt das
daher, dass der Dunst, aus dem das Haar entsteht, sich noch so
lange in ihnen erhält.

4. Vom Schlafe.

Der Schlaf ist nichts Anderes, als ein Zurückziehen der Seele
in sich selbst, wie Plinius sagt. Ich fasse das so auf, dass der
Schlaf als eine Art Rückzug der nach Aussen gerichteten Seelen-
kräfte zu betrachten ist. Diese Kräfte sind Hören, Sehen, Riechen
und die übrigen Sinnesfunctionen. Die Ursache für das sich nach
Innen-Kehren der Sinne liegt entweder in einer Trübung der Lebens-
geister oder auch in der Ermüdung der einzelnen Organe. Desshalb
wird der Mensch leicht schläfrig nach dem Genüsse blähender
Speisen wie Knoblauch, Porree, Zwiebeln und dergleichen oder
berauschender Getränke, wie schweren Weines und Aehnlichem. Der
vom Magen aus in das Haupt hinein aufsteigende Dunst trübt nem-
lich die Lebensgeister so, dass die der Seele eigentümliche Kraft
ihre Herrschaft über sie verliert. Desshalb auch werden die Leute
in Kellern, in denen Most vergährt, ohnmächtig. Auch nach an-
 
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