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strengender Arbeit schläft der Mensch leicht. Ich habe oben gesagt,
dass der Schlaf die Folge des sich Zurückziehens der äusseren
Seelenkräfte sei. Die inneren Seelenkräfte bleiben nemlich häufig
während des Schlafes wach. Wir bemerken das zum Beispiel beim
Träumen und können es bei den Leuten sehen, die im Schlafe auf-
stehen und auf die Dächer klettern. Kinder träumen vor dem
dritten oder vierten Lebensjahre nicht. Aristoteles führt hierzu
noch an, dass es Personen gegeben habe, denen nie geträumt sowie
andere, die nur im höhern Alter Träume gehabt hätten, worauf sie
entweder starben oder doch in schwere Krankheit verfielen. Einige
Formen der Ohnmacht sowie auch die ekstatischen Zustände sind
dem Schlafe ähnlich.

5. Ton den Augen.

Die Augen bilden zwei kostbare Bestandteile des menschlichen
Körpers, denn mit Hülfe des in ihnen befindlichen Sehorganes er-
fahren wir über die Aussendinge mehr, wie mit irgend einem der
anderen äusseren Sinne. Aristoteles lehrt, dass die Nähe des
Gehirns die Beschaffenheit des Sehorganes beeinflusse, da es, ebenso
wie das Gehirn, kalter und feuchter Natur sei, was bei keinem
anderen Organe sonst zutreffe. Das Sehorgan liegt vorne im
Schädel, denn das Thier soll sehen können, was vor ihm sich
befindet. Vom Gehirn zu den Augen verläuft eine hohle Ader,
Opticus genannt, bestimmt, die eigentliche geistige Siunesthätigkeit
den Augen zuzuführen. Wird sie verstopft, so tritt Blindheit ein.
Im Verhältnisse zur Körpergrösse stehen beim Menschen die Augen
näher bei einander, wie bei irgend einem anderen Geschöpfe. Beide
Augen können nur in derselben Richtung sehen, damit nicht das
eine Auge etwas Anderes wahrnimmt wie das andere. Weil die
Substanz des Auges faule Feuchtigkeit und giftigen Dunst enthält,
so wirkt es häufig auf die äussere Luft wie auch auf Thiere, die
von seinem Blick getroffen werden, schädlich ein. Wir sehen zum
Beispiel, dass neue Spiegel durch den Anblick in Menstruo befind-
licher Frauen fleckig werden, oder dass in einem, von ihrem Blick
getroffenen, kranken Auge sich Blasen bilden. Desshalb sagt auch
Avicenna, dass ein Weib durch seinen Blick ein Kameel in einen
Graben schleudern könne.

Das menschliche Auge bedarf des Lichtes. Jedoch findet sich
die Angabe, dass der Kaiser Titus des Nachts in der Dunkelheit
 
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