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leben in der Regel lange, die mit wenigen haben eine kürzere
Lebenszeit. Thiere ohne Lunge sind stimmlos, doch giebt es auch
stimmlose Thiere mit einer Lunge. Kein Thier, mit alleiniger
Ausnahme des MenscheD, vergiesst den Samen schlafend oder
wachend ausserhalb des Weibchens Schooss. Daran kann man die
Schlechtigkeit der Menschen erkennen. Das körperliche Wachs-
thum aller Thiere ist durch die Dinge bedingt, zu denen sie ihre
natürliche Begierde treibt. So nehmen wir auch am meisten durch
Gott an menschlicher Seligkeit zu, weil unsere Ternunft am
meisten nach ihm verlangt. Alle Wiederkäuer befinden sich besser
und behelfen sich besser beim Wiederkäuen, weil ihnen dies eine
körperliche Annehmlichkeit gewährt. Sie werden auch bei massiger
Nahrung schneller fett als andere, nicht wiederkäuende Thiere.
Das rührt von dem ihnen angenehmen Wiederkäuen her. So wird
auch die Seele, welche die Lehren Gottes sich oft vorführt und
mit ganzer Andacht betrachtet, stark an göttlicher Gnade und
trunken von göttlicher Liebe. Die gallenlosen Thiere leben lange,
wie der Elephant, der Hirsch, das Kamel und der Delphin. So
erwerben auch die Sanftmüthigen das Land und Erbe der Lebendigen
im ewigen Leben. Alle vierfüssigen Thiere haben einen Schwanz.
Der Mensch dagegen hat keinen. Statt dessen hat er ein Gesäss,
und das Gesäss wird ebenso ernährt wie der Schweif bei den
Thieren. Ebenso verhält es sich beim Bären und Affen. Grosse
Thiere zeugen wenig Juuge, weil ihre Nahrung sich sehr in ihrem
Körper vertheilt und in die Glieder übergeht. In Folge dessen
haben sie wenig überflüssige Feuchtigkeit und wenig Samen.
Ebenso steht es leider mit den Leuten auf Erden, die grosse
Würden besitzen, wie Bisthümer, Probsteien und andere Prälaturen,
und mit Predigen und anderen guten Werken wenig Frucht bringen.
Desshalb strebt des Menschen Sinn nach um so grösseren Dingen,
je kleiner er selbst ist. Ein jedes Thier, das sein Futter herab-
schlingt und nicht kaut, ist mager, wie der Wolf und der Löwe;
denn da das Futter nicht ordentlich zerkleinert ist, nährt es auch
den Leib nicht recht. Einige behaupten, dass uns manche Thiere
mit ihren fünf Sinnen übertreffen: der Bär und der Eber durch
das Gehör, der Luchs mit dem Gesicht, der Affe durch den Ge-
schmack, der Geier durch den Geruch (denn er wittert das Aas
aus weiter Entfernung), die Spinne durch das Gefühl. Diejenigen
Thiere, bei denen die Nahrung den Magen rasch passiert, sind un-
 
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