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trübes Wasser trinkest? (das ist die weltliche Weisheit, die trübe und
finster ist) und was hast Du am Wege der Leute, die Assyrier
heissen, dass Du fliessendes Wasser trinkest? (das ist die lebendige,
göttliche Weisheit). Wenn der Esel über eine Brücke gehen soll,
und durch die Brücke das Wasser sieht, so geht er nicht leicht
herüber. Ich sage auch, dass der Esel vorne, wo er schwach ist,
ein Kreuz auf dem Rücken trägt, hinten aber, wo die Nieren sitzen,
ist er stark. So treiben wir üppigen Pfaffen es: wo wir das Kreuz
tragen sollten mit Fasten und Beten und allem göttlichen Dienst,
da sind wir leider schwach, aber wo wir unkeusch und ausschweifend
sind, da sind wir stark.

3. Tom wilden Eber.

Aper lateinisch heisst zu deutsch Eber,1) und es giebt zweierlei
Art, den wilden und den zahmen. Der wilde ist ein starkes Thier,
völlig ungelehrig, wenn man ihn zähmen und gefügig machen will,
und allezeit grimmig und scharf. Er ist schwarz und hat grosse,
hauende Zähne, einen halben Fuss lang. Am lebendigen Eber sind
sie scharf wie gestähltes Eisen, nimmt man sie dem Eber weg, so
sind sie nicht mehr so stark wie zuvor. Der Eber ist uns das
Sinnbild der grimmigen Leute, die keine Lehre zu guten Werken
annehmen wollen und allezeit grimmig und in ihren Sünden
schwarz bleiben. Diese Leute haben ihre Zähne gegen sich selbst
gekehrt, denn wer dem Anderen zu schaden trachtet, tödtet sich
selber zuerst. Sie haben halbfusslange Zähne, denn sie schädigen
des Nächsten Leib, der Seele aber vermögen sie nicht zu schaden.
Sie mögen wohl grimmig sein bei Lebzeiten, aber nach dem Tode
nicht mehr. Das Thier hat die Eigenheit, dass es schnell ermüdet,
wenn der Jäger es in der Frühe jagt, ehe es seinen Harn entleert
hat. Hat es aber zuvor geharnt oder thut es während des Jagens,
so ist es nicht leicht zu fangen. Warmer, frischer Eberkoth ist
sehr gut gegen Nasenbluten. Wenn die Wildsau viel Eicheln
während der Tracht frist, so verwirft sie. Die Schweine haben
die Gewohnheit, die Erde umzuwühlen und mit dem Maule im
kothigen Schmutz zu roden. Das erste Junge der Sau ist kleiner
und schwächer wie die übrigen. Wenn sie viele Ferkel hat, ist
ihre Milch sehr hell.

J) Sus scrofa L.

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