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Schulz, Hugo [Bearb.]; Conradus <de Megenberg> [Bearb.]
Das Buch der Natur: die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache — Greifswald, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.2070#0212
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Fische sind in der Regel fett, uud alle grösseren, von Fischen ge-
bildeten Schaaren haben einen Führer und Leiter. Jeder Fisch,
der vom Raube lebt, schwimmt gesellig, wie der Hecht und ähnliche
Fische. Alle Fische, die der Breite nach schwimmen, werden fett,
wenn der Südwind von Mittag her weht, wie zum Beispiel die
Brachsen, die Halbfische und die ihnen gleichen. Die Fische da-
gegen, welche, wie der Hecht, der Längsachse des Körpers nach
schwimmen, werden fett, wenn der Nordwind weht, der im
Lateinischen Aquilo heisst. Die weiblichen Fische sind grösser wie;
die männlichen, denn die Rogener werden grösser wie "die Milchner.
Der Fischfang geräth am besten Morgens, ehe die Sonne aufgeht,
weil die Fische dann am wenigsten gut sehen können. Bei Nacht
sehen sie so gut wie am Tage. Wenn sie Oel trinken sterben sie.
Der grösste Theil der Fischeier geht zu Grunde, wenn der Rogner
sie beim Hin- und Herschwimmen auslässt, Einige Fische gebären
aus .sich selbst Junge, ohne alles vorhergegangene Laichen, einige
werden von der Erde befruchtet, auf der andere Fische gelegen
haben, noch andere von gewöhnlicher Erde, wie auch einige von
der fauligen, hier und da zerstreuten Feuchtigkeit, die man auf
dem Wasser wie Oel schwimmen sieht. Die Fische haben die
Gewohnheit, hin und her zu schwimmen und häufig den Ort zu
wechseln, ehe sie gebären oder mit einander laichen. Einige Fische
werden krank, wenn sie gebären oder den Rogen auslassen, dess-
halb fangen sie sich dann leichter, wie zu anderer Zeit. Dürre
schadet den Fischen sehr, in der Regel werden sie fett bei Regen-
wetter. Der Regen kräftigt sie grade so wie die Pflanzen, die aus
der Erde hervorwachsen. Desshalb auch schwimmen die Fische
an der Oberfläche des Wassers, wenn es regnet, grade so, als ob
sie sich über den Regen freuten. Reibt man ein Stück Holz mit
der Leber eines Seefisches, so brennt es wie Oel. Desshalb be-
hauptet auch ein Forscher, man bereite aus der Leber einiger See-
fische Oel. Einige Fischarten berühren das Gefäss, mit dem man
sie gefangen hat, nie, wenn es nicht ganz frisch ist. Die weiblichen
Fische sind länger wie die männlichen, und ihr Fleisch ist härter.
Die Fische kehren mit Vorliebe an den Ort zurück, wo sie geboren
sind, wo sie auch hin kommen, nach oben oder nach unten, und
gerathen dadurch leicht in Schaden. Der grosse Gelehrte Basilius
sagt: Schau, wie ein jedes Geschlecht der Fische sein besonderes
Land hat und seine Gegend. Keiner nimmt dem Anderen seine
 
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