Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
246

wieder behüten ihre Behausung, ihre Burg, sorgsam. Dritte endlich
geben auf das Wetter und den Lauf der Sterne Acht. Die Jungen
fliegen zur Arbeit aus und tragen Wachs und Honig ein, die Alten
dagegen schaffen im Stock. Die Bienen, welche von Feldblumen
eintragen, beladen ihre Vorderbeine bis zu den Hüften herauf und
fliegen so, wohl bebürdet und schön beladen, nach Hause. Auch im
Inneren des Stockes sind die verschiedenen Aemter vertheilt: Einige
bauen, Andere verzieren und richten den Bau. Einige trennen den
Honig vom Wachse, Andere vertheilen die verschiedenen Arbeiten
wie auch das herangebrachte Futter, und essen während dessen nicht
etwa für sich allein, weil weder im Essen noch in Arbeit oder Zeit
irgend welche Ungleichheit unter ihnen existirt. Plinius bemerkt^
die Bienen seien sehr auf ihre Arbeit bedacht und gäben wohl Acht,
wenn eine von ihnen träge sei. Diese wird sofort bestraft und todt-
gebissen. Sie beobachten eine hervorragende Reinlichkeit unter-
einander, allen Koth sammeln sie in der Mitte des Stockes an, und
bei ihrer Arbeit befleissigen sie sich der grössten Sauberkeit. Alle
Ausscheidungen der arbeitenden Bienen sammeln sie an einer be-
stimmten Stelle ihres Baues und tragen sie an ihren Feiertagen, wenn
das Wetter trüb ist und sie nicht arbeiten können, heraus. Wenn
es auf den Abend geht, summen sie im Stock, und das Gesumm
wird leiser und leiser, bis eine von ihnen umherfliegt und in ähnlicher
Weise, wie Morgens beim Wecken, summt. Diese «*ebietet damit allen
Uebrigen Ruhe, grade wie die Wächter auf den Burgen es machen,
wenn sie die Nacht und den Tag anblasen. Hierauf schweigen dann
alle schleunigst still. Sie haben die Gewohnheit, zunächst für das
Volk und dann erst für die Könige Wohnungen zu bauen. Hoffen
sie auf eine besondere Verbesserung ihrer Verhältnisse, mit andern
Worten, wollen sie schwärmen, so bauen sie auch grössere ge-
meinschaftliche Wohnungen und für die künftigen Könige besonders
gelegene, geräumige und weite Behausungen. Sie erwählen sich
aber keinen König aufs Gradewohl hin und ohne Ueberlegung, sondern
prüfen vorher, ob er auch stattlich, gross und milden Gemüthes ist.
Ereignet es sich einmal, dass einige Bienen die Gerechtsame ihres
Königs übertreten, so töten sie sich selbst und verwunden sich mit
ihren eigenen Stacheln. Man erzählt, dass das Volk in dem Lande
Persien dieselbe Sitte seinem Könige gegenüber beobachte. Die
Bienen fliegen in der Regel nicht eher zu ihren Futterplätzen, bis
der König selbst zuerst ausgeflogen ist und die oberste Führung bei
 
Annotationen