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Schulz, Hugo [Bearb.]; Conradus <de Megenberg> [Bearb.]
Das Buch der Natur: die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache — Greifswald, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.2070#0305
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dem Ausüben guter Werke und dem Ausbrennen in rechter Beichte
und völliger Reue gegen alle die Krankheiten, Angst und Noth,
die uns Leib und Seele bedrohen. Ach, Du hell brennende Rose,
■erscheine allen Denen, die Deinen Namen ehren und stärke sie in
allen ihren Nöthen. Herrin, Du weisst wohl, ob ich es ernsthaft
meine.

45. Vom Sethim.

Der Sethim1) ist ein sehr kostbarer Baum, der im Orient
wächst, wie die Gelehrten sagen. Er gleicht dem Weissdorn, ist
aber bedeutend grösser. Aus seinem Holz baute Noah seine Arche,
wie es in der Schrift heisst. Das Holz ist leicht, weiss, verbrennt
nicht und fault nicht.

46. Von der Weide.

Salix heisst eine Weide. Das Wort bedeutet so viel wie eine
Springerin und rührt daher, weil dieser Baum sehr schnell, gewisser-
massen wie im Sprunge, aufwächst. Er steht mit Vorliebe an nassen
Orten. Die alte Rinde ist hart, die junge dagegen sehr biegsam.
Der Baum blüht zwar, bringt aber keine Früchte und die Zauberer
sagen, dass die Blüten, in's Getränk gethan, unfruchtbar machen sollen.
Rinde und Blätter haben zusammenziehende und stärkende Eigen-
schaften. Giebt man einem Menschen, der ohne Hitze fiebert, den
aus den Blüten gepressten Saft, so ist ihm das gesund. Man sagt,
die Samen des Baumes, im Getränk genommen, beseitigten bei
Männern den Animus coeundi und machten die Weiber unfruchtbar.
Das wäre wohl mancher Frau und manchem Manne lieb. Durch-
bohrt man einen Kirschbaum in der Mitte und steckt einen, genau
passenden, Weidenast in das Bohrloch, so bringt der Baum Kirschen
ohne Kerne. In Haus und Kammern ausgestreute Weidenblätter
kühlen die Luft und lindern den Kranken die Hitze.

47. Vom grossen Maulbeerbaum.

Sycomorus mag der grosse Maulbeerbaum2) heissen, weil seine
Blätter, nach Rabanus Angabe, denen des Maulbeerbaumes gleichen.

J) Sethim ist die Pluralform des hebräischen Sagith, Oelbaum, hier
jrrthümlich als eine besondere Species angesehen. Vergl. Bu ch der Richter 9. V. 8.
a) Ficus sycomorus L., Maulbeer-Feigenbaum.
 
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