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302

meinen Nutzen des Rathes pflegen wollten. Der Wein aus der
Gegend von Neapel brennt wie Oel, wenn man ihn in's Feuer
giesst und ist ein gutes Nahrungsmittel. Isidor berichtet, wenn
man ein Ei drei oder vier Tage in Essig lege, werde seine Schale
so weich, dass man sie leicht mit der Hand in jede beliebige Form
bringen und so lange ausziehen könne, dass das Ei durch einen
Handschuhfinger gehe. Grälen nennt den Essig sehr hülfreich für
hitzige, und sehr schädlich für kalte Dinge. Nach Platearius er-
öffnet Essig den vollen Magen, verschliesst ihn dagegen und wirkt
zusammenziehend, wenn er in den leeren Magen kommt. Derselbe
giebt als Probe für einen guten Essig an, man solle ihn auf die
Erde oder ein Stück Eisen giessen. Wallt er dann auf, so ist er
gut, thut er es nicht, so taugt er Nichts. Galen sagt: Reiner Essig,
mit Wasser verdünnt, kühlt zur Sommerszeit und löscht den Durst.
Mit Wein oder Essig gemischtes Wasser löscht den Durst besser
wie reines, weil Wein und Essig das Wasser bis in das Innerste
des Leibes führen und es überallhin durchdringen lassen. Der
Essig besitzt nemlich die Fähigkeit, die Kräfte anderer Dinge, mit
denen er vereint ist, in die Tiefe zu führen. Das wussten die
unreinen Juden recht wohl, als sie unseren Herrn marterten. Denn
als er in seinem bitteren Leiden am Kreuze hing und mit lauter
Stimme rief: Mich dürstet! gaben ihm die Juden Essig mit Galle,
damit der Essig seine Glieder mit der Galle durchdringe. Einige
behaupten auch, gemischter Wein mache schneller trunken, wie un-
gemischter, weil der gemischte durch den Wasserzusatz leichter be-
weglich werde und überall durch den Körper durchschlüpfen könne.
Er giebt auch mit Wasser zusammen mehr Dunst aus, wie gewöhnlich,
und dieser Dunst oder Rauch zieht in den Kopf und macht be-
trunken. Diese Trunkenheit hält aber nicht so lange an, wie die
durch reinen Wein hervorgerufene.

55. Ton der Ulme.

Ulmus heisst ein Ulmenbaum.2) Er hat, nach Isidorus, die
Eigenart, sehr leicht grün zu werden. Ist er vertrocknet und wird
dann wieder mit Wasser begossen, so wird er wieder grün, und
wenn man ihn abschneidet und eingräbt, so bewurzelt er sich und
kommt wieder zu Kräften. Der Baum wird ziemlich gross, seine

*) Ulmus campestris L.
 
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