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18. Van der Kichererbse.

Cicer heisst Kichererbse.1) Das Kraut hat kleine Blätter wie
die Bohnen, Linsen oder Wicken und ist roth oder weiss von Farbe.
Die Samenkörner sind länglich zugespitzt. Einige Kichererbsen-
arten werden angebaut, andere wachsen wild. Die angebauten
Sorten nähreu besser, die wilden dagegen sind kräftiger, erhitzen
mehr, lassen sich gut verdauen und wirken stärker, wie die ange-
bauten. Die Kichererbse wirkt erwärmend und trocknend und ist
als Nahrungsmittel der Bohne vorzuziehen. Hauptsächlich ernährend
wirkt sie auf die Lungen. Der Genuss aufgeweichter Kichererbsen
macht eine schöne Hautfarbe. Es wird auch berichtet, dass diese
Erbse gegen Rückenschmerzen wirke und eine Abkochung der-
selben gegen Zahnschmerzen und die heissen Geschwülste, die hinter
den Ohren auftreten. Die Kichererbsen machen die Stimme hell
und klär, weil sie die Lungen besser ernähren, wie irgend etwas
Anderes, und es wird desshalb aus ihrem Mehl ein Getränk bereitet.
Gekocht sind sie gut gegen Wassersucht und Gelbsucht, da sie,
besonders die schwarze Sorte, eröffnend* wirken. Zur Mahlzeit soll
man sie weder zu allererst noch zuletzt anrichten, sondern mitten
zwischen den anderen Speisen gemessen. Das von den schwarzen
Kichererbsen abgekochte Wasser, wie auch ihr Genuss selbst, zer-
trümmert den Blasen- und Nierenstein. Zu dem Ende muss man
sie mit Mandelöl, Kettich und Eppich kochen. Alle Arten der
Kichererbse wirken fruchtabtreibend, erregen in hohem Grade die
Unkeusehheit und stärken die Sexualorgane, wenn man sie nüchtern
in Speise oder Getränk zu sich nimmt. Wer Das wusste, hat schon
mancher Ehe damit genützt. Die gewöhnliche Erbse hat in den
angegebenen. Eigenschaften viel Aehnlichkeit mit der Kichererbse.

19. Vom SchOUkraut.

Celidonia heisst Schöllkraut.2) Platearius nennt seine
Wirkung erhitzend und austrocknend. Das Kraut reinigt das Haupt
und stärkt die Sehkraft. Isidorus nennt es der Schwalben Kraut,
weil, wenn man den jungen Schwalben mit einer Nadel in die
Augen gestochen hat, die alte sofort die Blüthen vom Schöllkraut

*) Cicer arietinum L. In ganz Sudeuropa heute noch vielfach kul-
tivirt. Die Samen, spanisch Garbanzos genannt, liefern ein allgemein be-
liebtes Kährungsmittel.

-*)' Üheiidonium majms L.
 
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